"Ich habe gemerkt, dass es nicht leicht war für Sie, hier auszusagen." Das sagt der Vorsitzende Richter, als die Zeugenaussage der Mutter vorbei ist. Etwa eine Stunde wird sie befragt. Teilweise ohne Publikum, um ihre Tochter zu schützen.
Das siebenjährige Mädchen soll im vergangenen Jahr von einem 62-jährigen Bekannten der Familie schwer sexuell missbraucht worden sein. Am ersten Prozesstag hatte der Angeklagte alle Anklagepunkte zugegeben.

Schnell wird bei der Befragung der Mutter klar: der Mann auf der Anklagebank ist nicht irgendein entfernter Bekannter, sondern ein langjähriger Freund der Familie des Vaters. Vor der Geburt der Tochter habe man regelmäßig zusammen gesessen und gegrillt.
Später sei der 62-Jährige auch auf den Kindergeburtstagen zu Gast gewesen. In den vergangenen Jahren hatten sich die Eltern die Betreuung der Tochter tageweise aufgeteilt.
Durch ein Telefonat fliegt der Missbrauch in Jockgrim auf
Seitdem sei das Mädchen auch beim Angeklagten in der Wohnung gewesen. Auch Ausflüge in den Zoo oder zum Einkaufen habe es gegeben. Ohne die Eltern. "Meine Tochter ist grundsätzlich gerne dort gewesen", sagt die Mutter.
Die Taten sollen von Juni bis Oktober vergangenen Jahres passiert sein. Herausgekommen war alles durch einen Zufall: Während eines Telefonats zwischen der Mutter und dem Angeklagten hatte die Tochter etwas reingerufen. Was genau, wird nicht öffentlich mitgeteilt. Jedenfalls gingen bei der Mutter alle Alarmglocken an.
Auch die ehemalige Lebensgefährtin des 62-Jährigen kommt als Zeugin vor dem Landgericht in Landau zu Wort. Sie zittert, zwischendurch weint sie. Dass ihr langjähriger Ex-Partner mal im Gefängnis war wegen Vergewaltigung und Missbrauch, das habe sie gewusst, aber er hätte ihr gesagt, er sei zu Unrecht verurteilt worden. "Ich habe das alles verdrängt, weil ich es nicht wahrhaben wollte", sagt die Frau und sitzt zusammengesunken auf ihrem Stuhl.
Ich habe das alles verdrängt, weil ich es nicht wahrhaben wollte.
"Sein Hobby sind Computer, mir sind Computer fremd", erzählt die Ex-Partnerin weiter. "Er hat immer gesagt, er schaut sich Dokus an." Bei einer Durchsuchung hatte die Polizei mehrere Festplatten und Speichermedien mit Kinderpornografie gefunden. Er soll auch Fotos von dem Mädchen gemacht haben.
Im Gerichtssaal berichtet die Ex-Partnerin von den Stunden und Tagen, als der schwere sexuelle Missbrauch bekannt geworden ist. Sie habe erst gedacht, dass kann nicht sein. Dann habe er ihr alles gestanden. Sie habe die Polizei gerufen und habe gerade noch verhindern können, dass er mit einem Messer auf sie losgeht. Im Gerichtssaal wird klar: Der Angeklagte hat nicht nur mutmaßlich ein Kind schwer sexuell missbraucht, sondern auch das Leben von anderen Menschen damit stark beeinflusst.