Muslimisches Gräberfeld in Landau (Foto: SWR)

Verstorbene werden ohne Sarg beerdigt

Muslimisches Gräberfeld in Landau eingeweiht

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In Landau lebende Muslime können sich nun auf dem Hauptfriedhof gemäß ihres Glaubens bestatten lassen. Hier erzählen sie, warum das für Muslime in der Stadt so wichtig ist.

"Integration endet nicht mit dem Tod" - so begründet die Stadt Landau, dass sie mehr als 100.000 Euro in die Hand genommen hat und gemeinsam mit muslimischen Gemeinden ein neues Gräberfeld westlich des Landauer Hauptfriedhofs angelegt hat: 64 Gräber für Erwachsene, 12 für Kinder.

Die Verstorbenen dürfen hier nach muslimischem Brauch in Leinentüchern eingewickelt bestattet werden, das Grab in Richtung Mekka ausgerichtet. Bedingung ist, dass sie in Landau gelebt haben. Zwei der Gräber sind bereits belegt, am Donnerstag wurde das Gräberfeld offiziell eingeweiht.

In Deutschland gilt eigentlich Sargpflicht

Eigentlich besteht in Deutschland eine Sargpflicht. Jedoch gibt es Ausnahmen, wenn Friedhöfe muslimische Grabfelder angelegt haben. Dann dürfen Verstorbene auch im Leichentuch beigesetzt werden - allerdings nach deutschem Recht frühestens 48 Stunden und nicht - wie nach muslimischem Ritus - sofort nach dem Tod. Die Verstorbenen werden zunächst einer rituellen Waschung unterzogen. Das kann in der Moschee passieren, oder auch bei einem muslimischen Bestatter. 

Erste Generation von Türken lässt sich in Heimat beerdigen

"Wir haben uns vor acht Jahren wegen des Gräberfeldes mit der Stadtspitze in Verbindung gesetzt, die haben sich sehr für uns eingesetzt", sagt Orhan Yilmaz, Vorsitzender des Beirates für Migration und Integration in Landau. Viele der türkischen Muslime aus der ersten Generation, die nach Deutschland gekommen sind, würden sich beispielsweise in der Türkei beisetzen lassen, sagt er. "Wir gehen aber davon aus, dass es unter den Jüngeren viele gibt, die hier begraben werden wollen. Das ist nicht einmal unbedingt eine Frage des Glaubens: Mensch ist Mensch, ob er so oder so glaubt. Aber wer hier geboren ist, hier lebt, hier arbeitet, möchte vielleicht auch hier begraben werden."

Angehörige brauchen auch in Landau einen Ort zum Trauern

Turan Cakmak, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins in Landau (Foto: SWR)
Turan Cakmak, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins in Landau.

Ob er mal dort liegen wird? Turan Cakmak grinst. Er ist Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins in Landau. Die Vorstellung, als Muslim in der Pfalz begraben zu werden, scheint Cakmak zumindest keine Sorgen zu bereiten. Am Ende sollen das seine Kinder entscheiden, sagt er.

Kinder können das Grab der Eltern besuchen

Mit dem Gräberfeld sei jetzt auch eine Beerdigung nach muslimischem Ritus möglich. Viele der Mitglieder des Vereins hätten Kinder, die in der Pfalz geboren sind und sich hier ein Leben aufgebaut haben. Für sie sei die Vorstellung tröstlich, dass ihre Kinder später die Möglichkeit haben werden, regelmäßig das Grab ihrer Eltern zu besuchen. Das sei mindestens so wichtig, wie der religiöse Aspekt. Er selbst würde eigentlich gerne in der Türkei begraben werden, aber: "Erde ist Erde."

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