Prozess um Messerattacke in Ludwigshafen-Oggersheim (Foto: SWR)

Zeugin spricht von "Siegerpose" beim Angeklagten

Prozess um Messerattacke in Ludwigshafen: Zeugen schildern Bluttat

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Oliver Bemelmann
Tanja Praschak
Tanja Praschak (Foto: SWR)

Vor dem Landgericht Frankenthal haben am Mittwoch vier Zeugen der Messerattacke mit zwei Toten und einem Schwerverletzten in Ludwigshafen-Oggersheim ausgesagt. Eine Zeugin stand nur wenige Meter entfernt.

Eine 59-jährige Zeugin aus Ludwigshafen hat nach eigenen Angaben die Tat aus unmittelbarer Nähe beobachtet. Die Anwohnerin sei gerade vom Einkaufen zurückgekommen. Zunächst ging sie von einem Streit zwischen drei Männern aus. Sie habe gerufen, "Jungs, aufhören". Dann habe sie plötzlich ein Messer mit Blut entdeckt und sah mit an, wie der Angeklagte immer wieder auf das junge Opfer eingestochen habe. Nach eigenen Schilderungen habe sie auch gesehen, wie das 20-jährige Opfer starb, seinen letzten Atemzug machte. Bei der Aussage stockte ihr mehrfach der Atem.

Um sich selbst zu schützen, versteckte sie sich dann in ihrem Auto. Dort habe sie auf die Polizei gewartet und die Situation mit ihrem Handy gefilmt. Damit habe sie sichergehen wollen, dass der Täter identifiziert werden kann.

Prozess um Messerattacke in Ludwigshafen-Oggersheim (Foto: SWR)
Der Angeklagte am Mittwoch vor dem Frankenthaler Landgericht.

Seit dem Vorfall habe sie Schlafprobleme. Sie sei bis jetzt traumatisiert davon, zusehen zu müssen, wie ein junger Mann vor ihren Augen erstochen wurde.

Schülerin beobachtete von Zuhause aus und bekam Angst

Eine 15-jährige Schülerin aus Ludwigshafen hat vor dem Frankenthaler Landgericht geschildert, wie sie die Messerattacke am 18. Oktober beobachtet hatte. Zum Tatzeitpunkt war sie alleine zu Hause und dann habe sie Schreie draußen gehört.

Ein Mann soll um Hilfe geschrien haben. Dann habe sie gesehen, wie der mutmaßliche Täter und ein weiterer Mann am Boden kämpften. Der mutmaßliche Täter soll dem Mann in Hals und Brust gestochen haben, dieser soll versucht haben, sich zu wehren, vergeblich. Am Ende habe der angeklagte Somalier dem Opfer den Arm abgeschnitten und sei damit weggelaufen. Sie habe dann Angst bekommen, so die Schülerin, dass der Mann auch zu ihr ins Haus kommt und ihre Mutter angerufen. Diese sei dann gekommen.

Während ihrer Aussage stellte der Angeklagte der Schülerin auch Nachfragen. Das ist laut Strafprozessordnung erlaubt.

Zeugin: mutmaßlicher Täter sah sich als Sieger

Eine weitere Zeugin, die am Mittwoch vor Gericht ausgesagt hat, hatte den Tathergang ebenfalls aus ihrer Wohnung beobachtet. Sie erinnert sich, wie ein Mann mit dunklem Kapuzenpullover zwei Handwerker in weißer Arbeitskleidung verfolgt hatte. Beide Männer sollen um Hilfe geschrien haben. Die 75-Jährige will gesehen haben, wie ein Mann flüchten konnte - der zweite aber nicht.

Auch sie habe den Kampf zwischen dem Angeklagten und dem jüngeren Opfer beobachten können. Das Messer des mutmaßlichen Täters habe sie erst bemerkt, als er den Arm des Handwerkers durchtrennt habe. Dann sei der Angeklagte weggelaufen und soll später wieder zurückgekommen sein. Die Zeugin habe das Gefühl gehabt, er habe sich gefreut und als Sieger gefühlt, er habe ein Messer hochgehalten und dabei auf sein Opfer am Boden geblickt. Der Angeklagte bezeichnete das als Lüge.

Zeuge: "Hören Sie auf!"

Ein weiterer Zeuge am dritten Prozesstag war ein 43-jähriger Kfz-Mechaniker. Dieser wollte gerade Essen für seine Kinder in der Küche machen, als er von draußen Geräusche hörte. Dann habe er beobachtet, wie der Angeklagte auf sein Opfer einstach. Er habe noch gerufen, "hören Sie auf", doch der Angeklagte habe nicht reagiert. Nachdem dieser den Tatort mit dem Arm und dem Messer verlassen haben soll, habe er noch versucht, dem Opfer zu helfen - vergeblich. Mit einem T-Shirt bedeckte er zusammen mit einem anderen Zeugen das Gesicht des 20-jährigen Todesopfers.

Am Donnerstag geht der Prozess weiter. Dann sollen weitere vier Zeugen am Landgericht aussagen.

Gespräch über die Eindrücke des dritten Prozesstages mit SWR-Gerichtsreporter

Angeklagter: "Ich wollte ihn erwischen - verletzen oder töten"

An einem vorherigen Verhandlungstag hatte bereits der Angeklagte selbst ausgesagt. "Ich wollte ihn erwischen - verletzen oder töten", sagte der Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Frankenthal. Außerdem äußerte sich bereits das Opfer, das den Messerangriff in der Drogerie schwer verletzt überlebt hatte. Der Mann konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden.

Auch ein Hauptermittler der Polizei sagte an einem Prozesstag aus. Vor dem Messerangriff habe es schon zahlreiche Einsätze wegen häuslicher Gewalt mit dem Angeklagten gegeben.

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Der 26-jährige Angeklagte, der aus Somalia stammt, soll am 18. Oktober 2022 mitten in einem Wohngebiet im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim einen jungen Handwerker mit einem Küchenmesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge angegriffen haben. Die Anklage lautet unter anderem auf zweifachen Mord sowie versuchten Mord. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sowie Unterbringung in Sicherungsverwahrung. Der angeklagte Somalier ist laut Gutachter schuldfähig. 

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