Kindern und Jugendlichen fehlt ein Ausgleich: Schule nur noch Online, keine Sportvereine oder andere Hobbys, kaum Kontakte, kaum Freunde treffen. Da greifen viele zur schnellen Ablenkung und Beschäftigung mit dem Handy oder dem Tablet. Viele Kinder spielen immer häufiger und viel zu lange.
Schon sehr junge Kinder betroffen
Ein Beispiel ist Jakob aus Speyer. Er ist 10 Jahre alt und geht in die 5. Klasse der Integrierten Gesamtschule. Die letzten Wochen ging Jakob von morgens bis abends in die Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Speyer, denn er hatte ein Problem, mit dem Spielen aufzuhören. Das sieht er jetzt, nachdem er in Behandlung war, selber ein.

Seine Mutter sagt, sie erkenne ihren Sohn nicht wieder. Noch vor der 4-wöchigen Therapie ging ohne Internetspiele nichts mehr. Er war in einer eigenen Welt, ging nur noch sporadisch in die Schule. Sie kam überhaupt nicht mehr an den Jungen heran. Es gab immer nur Streit und Stress zu Hause, wenn er aufhören sollte zu spielen.
Spielsucht kann schlimmere Auswüchse haben
Die Leiterin der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Speyer, Inka Aspacher sagt, dass es auch noch viel schlimmer kommen kann. Kinder werden aggressiv gegenüber den Eltern oder gegenüber jedem, der ihnen das Spielen einschränken will. Ihr kompletter Lebensrhythmus gerät aus den Fugen, weil sie meist nachts spielen.
Frühzeitig Hilfe einschalten
Dank der Therapie sei Jakob jetzt frei von seiner Internetspielsucht, sagen die Eltern. Damit das so bleibt, nimmt sich die Familie gezielt Zeit füreinander. Diese "Jakobzeit" ist auch für den 10-Jährigen die schönste Zeit des Tages. Der Schritt, in die Tagesklinik zu gehen, sei nicht einfach gewesen, sagt Jakobs Vater. Er fürchtete, was Nachbarn, Mitschüler oder Freunde sagen, wenn sein Sohn in Therapie geht. Jetzt sagt der Vater ganz klar, es sei das Beste gewesen, sich frühzeitig Hilfe zu holen und nicht zu warten, wie es manche in ihrem Bekanntenkreis getan haben.