Eigentlich ist die einheitliche Behördennummer 115, die man mittlerweile in sehr vielen Städten und Kreisen anwählen kann, eine fantastische Idee – wenn sie denn genauso funktionieren würde, wie sie gedacht ist.
Die Hotline soll nicht nur alle Fragen rund um Behördengänge beantworten, sondern auch die Mitarbeiter in der jeweiligen Verwaltung nennen können; egal ob man in München wohnt, in Ludwigshafen oder in Hamburg. So sollen die Verwaltungen entlastet werden und die Bürger nicht mehr von Pontius zu Pilatus rennen müssen. Dazu wurden bundesweit verschiedene Servicecenter eingerichtet. Für Ludwigshafen, Mannheim, Frankenthal oder Landau ist es das Servicecenter der Metropolregion Rhein-Neckar. Die ist auch für Mannheim oder Heidelberg zuständig.
115 - Eine Nummer für alle und alles
Die Ansprechpartner der 115 sollen allgemeine Fragen im Vorfeld klären wie zum Beispiel:
Welche Dokumente brauche ich, wenn ich einen Personalausweis/Reisepass beantrage, und wo wende ich mich hin?
Ich möchte bauen, was muss ich beantragen?
Mein Fahrzeug ist zwangsstillgelegt worden. Was muss ich tun, um es wieder anzumelden?
Wenn ein Mitarbeiter der 115 diese Fragen nicht selbst klären kann, soll er die entsprechende Stelle in der Verwaltung nennen können. So muss man nicht tausende Nummern umständlich recherchieren, sondern man hat bundesweit eine Nummer im Kopf. Weiterer Vorteil: Die Verwaltungen sind so auch länger erreichbar: Montags bis Freitags, von 8 bis 18 Uhr.

Viele Bürger kennen die 115-Nummer gar nicht
Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es aber noch oft so aus: Obwohl die 115 schon vor zehn Jahren eingeführt worden ist, kennen viele Bürgerinnen und Bürgern sie nicht - und wählen wie immer die Telefonzentrale ihrer örtlichen Verwaltung.
Ein verantwortlicher Mitarbeiter einer der 115-Servicestellen sagte dem SWR, dass viele Bürgermeister, Oberbürgermeister oder Landräte die 115 nicht offensiv bewerben lassen. Weil sie die "Informations-Hoheit" ihrer Kommune nicht aus der Hand geben wollen, vermutet er.
Viele Kommunalverwaltungen in der Pfalz sagten dem SWR auf Anfrage, dass die meisten Menschen, die telefonisch bei einer Behörde Rat suchen, immer noch hauptsächlich die Telefonzentrale anrufen. Wer doch die zentrale Servicestelle 115 wählt, habe oft das Problem, dass deren Mitarbeiter kompliziertere Fragen nicht beantworten könnten. Deshalb wird von der 115 aus oft an die Telefonzentralen der entsprechenden Verwaltungen weiterverbunden. Diese wird in Ludwigshafen ja aber abgestellt.
115 nur in der eigenen Stadt erreichbar
Ein weiteres Problem: Wer sich nicht im Stadtgebiet von Ludwigshafen aufhält, erreicht über die 115 nicht mehr die Ludwigshafener Servicestelle. Denn: Die 115 orientiert sich an der Telefonnummer oder dem Standort des Anrufenden und verbindet dann automatisch.
Wer sich also in Landau aufhält, landet auch bei den 115-Mitarbeitern für Landau, wer in Speyer ist in Speyer usw. Wer denkt, dass er einfach nur eine Vorwahl vor die 115 setzen muss, irrt. Dann bekommt er eine nette Ansage, dass die Servicestelle von Ludwigshafen nicht mit einer Vorwahl verknüpft ist.
Die Stadt Ludwigshafen will sich im Laufe der kommenden Wochen zu den möglichen Problemen bei der Einführung der Behördennummer äußern. Nach SWR-Recherchen ist die Stadt die erste Kommune in Rheinland-Pfalz, die ihre eigene Telefonzentrale abschafft hat.

Entlastet die 115-Nummer die Verwaltung wirklich?
In vielen Verwaltungen war vor der Einführung der zentralen Behördennummer 115 argumentiert worden, dass man damit Verwaltungskosten sparen kann, weil so wiederholende Anfragen vermieden würden. In Frankenthal hatte es erst im November einen Anfrage der Grünen an die Verwaltung gegeben, wie hoch denn diese Entlastung überhaupt sei. Die Kosten der Verwaltung hatten sich augenscheinlich nicht verringert – im Gegenteil: Immer noch würden in der Zentrale zwei Mitarbeiter sitzen und der Bürgerservice hätte auch seit der Einführung mehr Personal bekommen.
Wie der Antragssteller der Grünen, Gerhard Bruder aus Frankenthal Flomersheim, dem SWR sagte, wurden die Argumente nicht entkräftet. Man werde sich aber weiterhin an den Kosten für die 115-Servicestelle beteiligen, weil man nicht als einzige Kommune in Rheinland-Pfalz aussteigen könne.
Germersheim will nicht auf eigene Telefonzentrale verzichten
Die Kreisverwaltung Germersheim ist zwar an die 115 angeschlossen, möchte aber zusätzlich nicht auf eine eigene Telefonzentrale verzichten. Denn diese könne die "regional ausgerichteten Bedürfnisse der Bürger besser abdecken" und kann auf die "Besonderheiten der Kreisverwaltung eingehen.