
Merten Eichert ist seit 2006 Leiter der Grundschule Schifferstadt und engagiert sich seit Jahren in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Arbeitsbelastung durch immer neue Verwaltungsaufgaben sei in den vergangenen Jahren enorm zugenommen, sagt er. Und zwar so sehr, dass kaum noch ein Lehrer Lust habe, eine Grundschule oder eine Förderschule zu leiten.

Verwaltung und Corona für Schulleitungen echte Zeitfresser
Man werde erschlagen von all den Dingen, die man den ganzen Tag tut, sagt der Grundschulleiter. Und das seien inzwischen vor allem Verwaltungsaufgaben: die Arbeit der Schule dokumentieren, Lehrervertretungen und Konferenzen organisieren und sehr viel telefonieren. Das habe nur noch wenig mit dem zu tun, was er sich vorgestellt hatte, als er die Schulleitung übernahm, sagt Merten Eichert.
"Dass man Schulen pädagogisch weiterentwickelt und begleitet und prägt (...), das wurde eigentlich immer weniger, weil man erschlagen wird von den Dingen, die man den ganzen Tag tut".

Durch die Corona-Pandemie habe der bürokratische Aufwand für die Schulleitungen einen neuen Höhepunkt erreicht. Denn nun müssten er und seine Kollegen in der Pfalz auch noch positiv getestete Grundschüler aus dem Unterricht holen, die Fälle dokumentieren und nachverfolgen, mit Eltern und Gesundheitsämtern telefonieren. Und damit eigentlich Aufgaben der Gesundheitsämter übernehmen, so der GEW-Personalrat.
"Das machen wir teilweise den ganzen Morgen. Also da ist keine Zeit mehr für irgendwas."
Leiter kleiner Schulen leiden besonders unter Verwaltungslast
Eichert hat als Leiter einer großen Grundschule mit etwa 450 Kindern das Glück, eine Stellvertreterin zu haben, die ihn unterstützt und im Krankheitsfall auch für ihn einspringen kann. Die Leitungen kleinerer Grund- und Förderschulen haben darauf aber keinen Anspruch. Sie dürfen nur etwa ein Drittel ihrer Arbeitszeit für Verwaltungsaufgaben anrechnen. Den Rest ihrer Zeit müssten sie unterrichten, oft auch als Klassenleitung. Da sie aber oft viel mehr Zeit im Büro verbringen müssten, gehe das gehe zwangsläufig auf Kosten der pädagogischen Arbeit, so der Gewerkschaftsvertreter.
Keiner will den Job noch machen
Hinzu komme, dass die Sekretariate an kleineren Schulen nur stundenweise besetzt seien und die Schulleitungen auch noch diese Aufgaben übernehmen müssten. Kein Wunder, dass sich immer mehr Schulleiter ausgebrannt fühlten. Außerdem gebe es zu wenige Planstellen für die Grund- und Förderschulen, so der Schifferstadter Schulleiter. Werde eine Lehrkraft krank oder schwanger, sei es deshalb oft sehr schwierig eine Vertretung zu organisieren. Unter den Umständen wollten immer weniger junge Menschen Grund- oder Förderschullehrer werden und noch weniger eine Schule leiten.
GEW-Personalrat aus Schifferstadt fordert Entlastung
Und das fordert der Pfälzer Schulleiter als Gewerkschaftsvertreter von der Landesregierung: Die Schulleitungen jetzt schnellstens bei den Verwaltungsaufgaben zu entlasten, indem sie mehr Zeit für die Verwaltungsaufgaben bekommen, jeder Leiter eine Stellvertretung bekommt und das Sekretariat ausreichend besetzt wird. Andernfalls würden immer mehr Kolleginnen und Kollegen krank, so Eichert, und damit sei ja niemanden gedient, die Leute so auszupowern. Es müsse auch ganz dringend was geschehen, dass das Lehramt attraktiver wird. Einmal, indem Grund- und Förderschullehrer genauso bezahlt würden wie die Lehrkräfte an weiterführenden Schulen und dann auch durch mehr Planstellen und bessere Arbeitsbedingungen.
"Sonst brechen uns immer mehr Grundschullehrer weg und wir verwalten nur noch Missstände. Das wäre ganz tragisch für Schule“
Andernfalls sei es gar nicht möglich, an den Grund- und Förderschulen die Digitalsierung und pädagogische Konzepte voranzutreiben und Projekte wie die "Schule der Zukunft" umzusetzen.