Kriminalpolizei Ludwigshafen sucht Nachwuchs (Foto: Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz )

Bald Personalengpässe befürchtet

Kriminalpolizei Ludwigshafen sucht dringend Kommissare

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Sebastian Barth
SWR-Reporter Sebastian Barth am Rhein (Foto: SWR)

In Fernseh-Krimis sind Kriminalkommissare die Stars. Viele denken, um diesen spannenden Job würden sich Polizeianwärter reißen. Die Realität sieht anders aus, und auch deshalb droht bei der Kripo Personalmangel.

Bei der Polizei des Polizeipräsidiums Rheinpfalz arbeiten insgesamt fast 2.200 Polizisten in den verschiedenen Polizeiinspektionen. Davon sind nur rund 320 Kriminalbeamte - also keine große Anzahl. Wer jetzt auf die Idee kommt, dass sich die Polizisten darum prügeln, wer zur Kripo darf - weit gefehlt. Viele von denen, die bei der Kriminalpolizei arbeiten, sind ganz gezielt umworben worden. Woran liegt das?

Kriminalpolizei Ludwigshafen sucht Nachwuchs (Foto: Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz )
Die Kripo muss viele Daten und Fakten sammeln und auswerten.

Leiter der Kripo: "Blaulicht ist geil"

Die meisten, die sich auf den Job bei der Polizei bewerben, wollen Action, sagt der Leiter der Kriminaldirektion Ludwigshafen, Michael Dommermuth. Auch er habe diesen Job angefangen, weil er fand: "Blaulicht ist geil, dabei sein, wo was los ist." Der Job des Kriminalbeamten besteht aber leider längst nicht mehr so viel aus Arbeit draußen am Tatort. Es gehört viel Schreibtischarbeit dazu - wie viel zeigt er an einem einfachen Beispiel: Eine Akte zu einem Ladendiebstahl umfasst maximal zehn Seiten. Akten zu einem Kriminalfall kann man bei Strafgerichtsprozessen sehen: Manchmal drei Stapel Akten von 30 bis 50 Zentimetern Höhe.

Kriminalbeamte lieben akribische Ermittlungsarbeit

Es gibt sie aber: Die akribischen Kriminalbeamten, die sehr gerne viele Details zu einem Fall zusammentragen und langwierige Ermittlungsarbeit nicht scheuen. Eine davon ist Sandra Petermann. Die Kriminalhauptkommissarin arbeitet seit 2018 beim Kommissariat II in Ludwigshafen - dem Dezernat für Gewalt an Frauen und Kindern. Sie findet es spannend, Zeugen und Opfer zu befragen. Manche der Taten, die sie auf dem Schreibtisch hat, sind für sie nicht leicht zu verarbeiten. Besonders wenn Kindern Leid geschieht, muss die zweifache Mutter aufpassen, dass sie das nicht zu nah an sich heranlässt.

Petermann bekommt nun eine neue Kollegin: Elisabeth Bender war jahrelang bei der Schutzpolizei und suchte jetzt eine neue Herausforderung. In ihrem vorherigen Tätigkeitsfeld war sie beim Opferschutz tätig und hat Erfahrung mit langen Zeugenvernehmungen. Sie hofft, dass sie den Opfern auch künftig helfen und an Beratungsstellen vermitteln kann.

Nur wenige bewerben sich mit dem Ziel Kriminalpolizei

Dennis Müller (Name geändert) hat sich ganz gezielt bei der Polizei beworben, um auf möglichst schnellem Weg zur Kripo zu gelangen. Damit ist er aber eher eine Ausnahme. Er kommt demnächst zum Kommissariat V, das sich mit Betrug, Diebstahl und Raub befasst. Er freut sich schon darauf, wenn er Telefone abhören oder einkassierte Computer und Handys auswerten darf. Seine Identität will er lieber nicht preisgeben, denn möglicherweise wird er künftig auch für verdeckte Ermittlungen eingesetzt. Auch das ist ein Teil der Arbeit der Kriminalpolizei, die er spannend findet.

Computerfachleute bei Kripo gefragt

Ein weiterer wichtiger Teil der Ermittlungsarbeit passiert mittlerweile hinter Computerbildschirmen. Für die Ermittlungen in allen Bereichen werden händeringend IT-Spezialisten gesucht. Erst seit wenigen Monaten bietet die Polizei die Möglichkeit, dass diese Computer-Fachleute auch von außerhalb angeworben werden können - also nicht die normale Bewerbungsprozedur bei der Polizei durchlaufen müssen.

"Zur Auswertung von IT Systemen: da brauche ich den Computernerd, der im Keller bei uns sitzt und den ganzen Tag nur Auswertung betreibt. Der muss keine 3.000 m laufen."

Bei der Polizisten-Ausbildung wird auch sehr viel Wert auf körperliche Fitness gelegt. Darum sollen sich Computercracks durch die neue Anwerbung keine Sorgen mehr machen müssen. Kripo-Leiter Dommermuth bringt es auf den Punkt: "Ich brauche Spezialisten, zum Beispiel: Zur Auswertung von IT Systemen: da brauche ich den Computernerd, der im Keller bei uns sitzt und den ganzen Tag nur Auswertung betreibt. Der muss keine 3.000 m laufen."

Mehr externe Spezialisten zur Kriminalpolizei

Kriminaldirektor Michael Dommermuth hofft, dass künftig auch in anderen Bereichen externe Spezialisten angeworben werden dürfen. Das sei vor allem aufgrund des demografischen Wandels wichtig. Denn viele der sogenannten Babyboomer gehen bald in den Ruhestand. Bislang habe es noch geklappt, dass Polizisten aus dem Streifendienst zur Kriminalpolizei abgeworben werden konnten. Das könnte angesichts der nahenden Pensionierungswelle in den kommenden Jahren deutlich schwieriger werden.

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