Warmes Essen und Spiele für Grundschüler

Eine Woche lang Kindervesperkirche in Ludwigshafen

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Miteinander essen und spielen: Die Kindervesperkirche in Ludwigshafen ist am Montag losgegangen. Bis Freitag kommen Grundschüler aus einem Brennpunktviertel zum Mittagessen. Jedes vierte Kind unter 15 Jahren in Ludwigshafen lebt an der Armutsgrenze.

Nach Auskunft der Stadtverwaltung leben fast 23 Prozent der Kinder unter 15 Jahren in Ludwigshafen mit ihren Familien von Hartz IV.. Die aktuellen Zahlen stammen noch aus 2020.

Zum ersten Mal in Pandemie-Zeiten: Die Kindervesperkirche in Ludwigshafen (Foto: SWR)
Zum ersten Mal in Pandemie-Zeiten: Die Kindervesperkirche in Ludwigshafen

Die Kindervesperkirche der Evangelischen Kirche in Ludwigshafen will Grundschulkindern aus Familien mit geringem Einkommen einmal im Jahr helfen, die sozialen Unterschiede zu vergessen. Seit acht Jahren gibt es die Aktion. Dazu werden die Schülerinnen und Schüler einer Grundschule eine Woche lang zum Mittagessen und zu gemeinsamen Workshops in die evangelische Jugendkirche in Ludwigshafen-Süd eingeladen.

Knapp 250 Grundschüler zur Kindervesperkirche eingeladen

In diesem Jahr sind die knapp 250 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 4 der Ludwigshafener Albert-Schweitzer-Schule eingeladen. Am Montag kamen die Erstklässler zur Vesperkirche. Auf dem Speiseplan: Salat, Nudeln mit Käsesauce und ein Apfel zum Nachtisch, danach gibt es Spielangebote. Ihre Schule liegt in einem Brennpunktviertel mit viel Armut, sagt Schulleiterin Gabriela Eckhartt-Mittendrein. "Es gibt Kinder, die kommen ohne Frühstück in die Schule oder haben als Frühstück nur eine Tüte Chips dabei. Also, da sieht man, dass es den Kindern schon an einigem fehlt." Ein Drittel ihrer 250 Grundschüler lebt mit ihren Familien an der Armutsgrenze, erzählt sie. Für viele Schüler sei es etwas Besonderes, gemeinsam am Tisch zu essen. Wegen Corona essen die Kinder in diesem Jahr bei der Vesperkirche nicht gemeinsam im großen Saal, sondern getrennt nach Klassen in einzelnen Räumen.

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Auch Stadtjugendpfarrerin Florentine Zimmermann ist froh, dass endlich wieder die Kindervesperkirche stattfindet - Trotz Corona. "Die Leidtragenden sind die Kinder", sagt sie. Die seien in der Corona-Pandemie abgeschnitten gewesen von ihren Freunden und der Schule. Deswegen habe die Gemeinde "alles gegeben, dass wir den Kindern eine schöne Woche hier schenken können."

Kinderarmut bedeutet Ausgrenzung

Armut in Deutschland bedeute zwar nicht, hungern zu müssen, sagt die Ludwigshafener Dekanin Barbara Kohlstruck. Wenig Geld zu haben, bedeute für Kinder aber sehr wohl, von vielen Angeboten der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Die Kindervesperkirche in Ludwigshafen sei zwar nicht die Rettung aus der Armut. Sie bedeute aber eine Woche, in der die Kinder Erfahrungen machen könnten, die sie sonst nicht machen könnten. Damit aber niemand einen Stempel aufgedrückt bekomme, seien immer alle Schüler der jeweiligen Klassen gemeinsam eingeladen, so die Dekanin.

Aktion in Ludwigshafen wird über Spenden finanziert

Die Kosten für das Essen der Woche in Höhe von 5.000 Euro werden über Spenden finanziert - zum Beispiel von den Adlern Mannheim. Die Kindervesperkirche in Ludwigshafen findet vom 15. bis 19. November statt.

Gesellschaft Kinderarmut in Deutschland – Ungleiche Chancen

2,8 Millionen Kinder wachsen in Armut auf. Durch Corona haben sich ihre Bildungswege verschlechtert. Immer noch bestimmt in Deutschland die soziale Herkunft die Zukunft der Kinder.

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