"Es trifft die Schwächsten"

Ende der Maskenpflicht: Chronisch Kranker aus Schifferstadt in Angst

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Stefan Wagner aus Schifferstadt hat Rheuma und noch dazu eine schwere Venen-Erkrankung. Eine Corona-Infektion wäre für ihn lebensgefährlich. Für das Ende der Maskenpflicht hat er deshalb kein Verständnis.

Stefan Wagner aus Schifferstadt ist 49 Jahre alt, verheiratet und Familienvater. Wegen seiner Vorerkrankungen ist er schwerbehindert und frühverrentet. Ehrenamtlich arbeitet er in der Obdachlosenhilfe als Leiter der Sozialen Anlaufstelle Speyer (SAS). Er und seine Frau leiden an einer besonders schweren Form von Rheuma und müssen deshalb Medikamente einnehmen. die das Immunsystem aushebeln, sagte Stefan Wagner gegenüber dem SWR. Außerdem hat er eine schwere venöse Erkrankung, lag schon zweimal im Koma, weil seine Bauchschlagader gerissen war. Dabei sind auch Leber und Milz geschädigt worden, so Wagner.

Stefan Wagner aus Schifferstadt (Foto: privat)

Schifferstadter: Ende der Maskenpflicht total fahrlässig

Das Corona-Virus sei für ihn also lebensbedrohlich - trotz Impfung. Er laufe seit mehr als zwei Jahren mit FFP2-Maske herum, um sich und andere zu schützen. Bevor er und seine Frau sich impfen ließen hätten sie wegen der großen Gefahr, sich anzustecken, etwa ein Jahr Zuhause in Quarantäne verbracht - zusammen mit ihrem heute vierjährigen Sohn. Wagner fürchtet jetzt, dass er und seine Familie sich wieder isolieren müssen, wenn kaum noch einer eine Maske trägt und möglicherweise noch eine neue Virus-Variante auftritt. Klar seien nicht alle Corona-Regeln sinnvoll gewesen. "Aber ohne Not die Maskenpflicht abzuschaffen ist mehr als fahrlässig!", sagt der Familienvater.

Geteilte Meinungen zur Maskenpflicht-Aufhebung in Ludwigshafen

Das sieht längst nicht jeder so, wie eine SWR-Umfrage in der Ludwigshafener Innenstadt ergeben hat. Zwar geben viele Passanten an, die Maske freiwillig weiter tragen zu wollen - um sich selbst und andere zu schützen. Schließlich habe man sich schon an die Masken gewöhnt. Andere - vor allem die Jüngeren unter den Passanten - empfinden die Aufhebung der Maskenpflicht allerdings als Erleichterung und wollen auch von ihr Gebrauch machen.

Maskentragen aus Eigenverantwortung?

Stefan Wagner werde nun von vielen Stellen an die Menschen appelliert, aus Verantwortung und Solidarität freiwillig eine Maske zu tragen. Das ärgert den 49-Jährigen: "Wenn ich dieses Gerede höre, platzt mir die Hutschnur. Wann hat das denn das letzte Mal funktioniert?! Die vergangenen zwei Jahre haben mir auch im alltäglichen Umgang gezeigt, dass nicht Corona das Problem ist, sondern der überwiegend vorhandene Egoismus.

Gerade am Montagmorgen habe sich eine Frau ohne Maske beim Einkaufen im Supermarkt an ihm vorbei gedrängt. Als er sie gebeten habe, doch mehr Abstand einzuhalten, habe sie ihn auch noch angefahren.  

"Es wird aus meiner Sicht kein solidarisches Maskentragen geben. Und so wird es - leider wie immer- die Schwächsten in unserer Gesellschaft treffen."

Ende der Maskenpflicht: für Wagner weniger Freiheit

Gerade die Gegner von Corona-Maßnahmen, die sich durch die Maskenpflicht in ihrer Freiheit beschnitten fühlten, würden sich jetzt bestätigt sehen - durch das Ende der Maskenpflicht trotz horrend hoher Infektionszahlen, so Wagner. Dabei bedeute dieses Ende für alle, die - wie er - unter Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem leiden, weniger Freiheit und Sicherheit.

Er und seine Familie werden auf jeden Fall weiter eine FFP2-Maske tragen und sich dreimal pro Woche testen lassen. Nicht nur um sich, sondern auch, um andere Menschen zu schützen, sagt Wagner. Menschen, wie die Obdachlosen, die der ehrenamtliche Leiter in der Sozialen Anlaufstelle Speyer unterstützt - mit einem Open Air Café, Dusch- und Waschmöglichkeiten etc..

Ludwigshafen

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SWR