Beide Kirchenwürdenträger aus der Pfalz kritisierten das Segnungsverbot gleichgeschlechtlicher Paare des Vatikans scharf. Sowohl Generalvikar Andreas Sturm des Bistums Speyer als auch Domprost Tobias Schäfer aus Worms (Bistum Mainz) zeigten sich auf Facebook fassungslos.
Generalvikar will Anordnung des Vatikans ignorieren
Er wolle über seine Frustration nicht länger schweigen, schreibt Sturm auf Facebook. Auch wenn er wüsste, dass er für diese Aussage wahrscheinlich wieder viele negative Mails von Katholiken bekommen werde.
"Ich habe Wohnungen, Autos, Fahrstühle, unzählige Rosenkränze usw. gesegnet und soll zwei Menschen nicht segnen können, die sich lieben? Das kann nicht Gottes Wille sein."
Er legt dieser Aussage auch eigenen Erfahrungen zugrunde. Vor 20 Jahren habe er nach seinem Studium noch eine Ausbildung in klinischer Seelsorge in New York gemacht. Das Krankenhaus hätte ein großes Aids-Hospiz gehabt. Er habe viele schwule Paare erlebt, die in Liebe und Treue durch eine richtig harte Zeit gemeinsam gegangen seien.

Domprobst: Gerade Kirche sollte niemandem Segen verwehren
Ähnlich äußerte sich Domprobst Tobias Schäfer. Er sieht, laut eigener Aussage, in homosexuellen Paaren keine sündigen Menschen, denen man den Segen verweigern müsse. Daher wolle er trotz des Verbots des Vatikans niemanden abweisen, der von ihm den Segen erbitte.
"Müsste nicht gerade die Kirche als erstes heilfroh sein, dass Gott auch die Sünder segnet. Gerade in dieser Zeit, in der die sündigen Seiten so offenbar geworden sind."
"Wo die Kirche glaubt, sich zur Wächterin über den Segen Gottes machen zu müssen, dann ist sie nicht länger Segen für diese Welt", sagt er in einem dreiminütigen Video.
Video-Statement schon über 1.000 mal geteilt
Bis zum Dienstagnachmittag wurde Schäfers Video bereits 1.400 mal auf Facebook geteilt. Zudem gab es viele Kommentare mit Zustimmung. Auch die Botschaft von Andreas Sturm wurde mehrfach auf Facebook kopiert und geteilt.
Vatikan lehnte Segensfeiern für Homosexuelle ab
Die Glaubenskongregation des Vatikan hatte am Montagnachmittag die Einführung katholischer Segensfeiern für homosexuelle Paare abgelehnt, die aus Deutschland gefordert worden war. Es sei "nicht erlaubt, Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist", hieß es als Begründung.
Zuspruch für Generalvikar Sturm
Der Sprecher des Netzwerkes für Lesben, Schwule und queere Lebensweisen Joachim Schulte begrüßt den Vorstoß des Speyerer Generalvikars. Das hat er im SWR-Interview betont.