Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe verdächtigt den 60-Jährigen nach Angaben vom Dienstag, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben und Mitglied in einer terroristischen Vereinigung im Ausland zu sein. Der Ermittlungsrichter ordnete Untersuchungshaft an.

Mann soll Video- und Audiobotschaften des IS übersetzt haben
Bei dem Mann handele es sich um einen Deutschen pakistanischer Abstammung. Er habe unter anderem versucht, sich in Syrien vom Islamischen Staat (IS) militärisch ausbilden zu lassen, um dann an Kampfhandlungen oder terroristischen Anschlägen mitzuwirken. Jedoch scheiterte die Einreise in die IS-Gebiete den Angaben zufolge zweimal. Daher habe der Mann von Deutschland aus agiert.
"Seine Aufgabe bestand vor allem darin, offizielle Texte, Videos oder Audiobotschaften des IS aus dem Arabischen ins Deutsche zu übersetzen und auf verschiedenen Kanälen des Messenger-Dienstes Telegram im deutschsprachigen Raum zu verbreiten", hieß es weiter. Der IS betrachte dies als gleichwertig mit der unmittelbaren Beteiligung am gewaltsamen Dschihad.
Festsnahmen auch in der Schweiz
Der Einsatz sei mit Ermittlungsbehörden in der Schweiz koordiniert gewesen, erläuterte die Bundesanwaltschaft. Dort habe es zeitgleich Festnahmen und Durchsuchungen gegen drei Beschuldigte gegeben.
"Top-Gefährder" lebte in Germersheim
Der Festgenommene Aleem N. ist deutschen Ermittlungsbehörden seit langer Zeit bekannt und zählt in Rheinland-Pfalz zu den "Top-Gefährdern", also zu einem Personenkreis, von dem künftige terroristische Aktivitäten geradezu erwartet werden. Anfang der 2000er Jahre lebte N. in Germersheim und fiel den Sicherheitsbehörden dadurch auf, dass er die terroristischen Anschläge des 11. September 2001 lautstark an seinem Arbeitsplatz lobte.

Hinweise blieben in Stuttgarter Behörde liegen
Weil sein Arbeitsplatz im Kernforschungszentrum Karlsruhe war und N. dort arbeiten konnte, ohne dass die obligatorische Sicherheitsüberprüfung Hinweise auf seine radikale Gesinnung gegeben hätte, beschäftigte sich später der Landtag von Baden-Württemberg mit dem Vorgang. Denn das zuständige Verfassungsschutzamt in Stuttgart wusste durchaus, in welchen islamistischen Kreisen N. schon zuvor verkehrt war, doch der Hinweis blieb in der Behörde liegen.
Terroristen an Al-Kaida vermittelt
2007 wurde N. in Pakistan unter Terrorverdacht festgenommen und nach Deutschland abgeschoben, weil er nach der Heirat einer Frau aus dem Raum Freiburg die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hatte. Im folgenden Prozess vor dem Oberlandesgericht Koblenz stellte sich N. als eine Art Mittelsmann der Terrororganisation Al-Kaida in Deutschland heraus, der Kontakte zu Führungsfiguren der Gruppe hatte und mehrere deutschstämmige Terroristen zu Al-Kaida vermittelte.

N. wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung lebte er mit seiner Familie in Germersheim und im Rhein-Pfalz Kreis und hatte nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden stetig weiter Kontakt zu islamistischen Kreisen.