
Im Moment sind es nur vier Impflotsen, die in Ludwigshafen ganz gezielt auf Menschen zugehen, um sie über das Impfen aufzuklären. Die Lotsen treffen sich und beratschlagen, wo sie am ehesten auf diejenigen treffen könnten, die bislang Corona-Impfungen ablehnen - Flüchtlingsunterkünfte, Tafeln, Brennpunkte, aber auch Supermarkt-Parkplätze. Dort sind sie gut zu erkennen an ihren schwarzen Westen mit dem Aufdruck "Impflotsen"

Impfzweifler erreicht man, Impfgegner nicht
Es habe keinen Zweck, zu versuchen einen Impfgegner zu überzeugen, sagt Ayse Öztas. Sie ist eine der vier Impflotsen. Das versuche sie auch gar nicht erst. Sie geht auf Menschen zu und fragt sie, ob sie einen Impftermin brauchen. Dabei zeige sich sehr schnell, wie die Haltung zum Thema impfen ist. Viele derjenigen die sich nicht impfen lassen wollen, behaupteten einfach, sie seien geimpft. Das sei aber auch in Ordnung.
"Die Leute, die nichts damit zu tun haben wollen, sagen dann einfach, sie sind dreimal geimpft. Man merkt aber dass das nicht stimmt, aber das ist dann auch so in Ordnung."
Viele Gerüchte zu Impfung in sozialen Medien
Es gebe aber viele Menschen, die seien einfach verunsicher beim Thema Impfen. Da sind zum einen diejenigen, die sich zum Thema Impfen nur über die sozialen Medien informieren. Bei Whatsapp, Facebook oder anderen Chatforen sind Gerüchte über angebliche Gefahren der Impfstoffe weit verbreitet. Dort gibt es Fake-News, dass der Impfstoff Schwangerschaften verhindert oder gefährlich für Schwangere sei. Muslime, mit denen die Impflotsen gesprochen haben, hätten erzählt, in den Foren heiße es, der Impfstoff sei angeblich auf Basis von Schweineblut hergestellt.
Hier setzen die ehrenamtlichen Impflotsen an. Für die Fehlinformationen seien vor allem oft Sprachprobleme die Ursache. Sie habe schon manche Zweifler überzeugt, sagt Ayse Öztas, weil sie sie in ihrer Muttersprache aufgeklärt hat. Außerdem habe sie immer ausreichend Flyer mit Informationen in den verschiedensten Sprachen dabei.
Analphabeten scheuen Impfzentren
Peter Dozauer kennt sich in seinem Viertel sehr gut aus und hat auch Kontakte zu Menschen aufgebaut, die nicht richtig lesen oder schreiben können. Diese ließen sich nicht impfen, weil sie fürchten, dass ihre Leseschwäche vielleicht bei den Impfstellen rauskommen könnte. Auch hier könne er helfen.
Impfzweifler zum Nachdenken angeregt
Insgesamt haben die vier Impflotsen, seit sie im Februar losgelegt haben, bis zu 600 Gespräche geführt. Natürlich sei nicht jeder von den angesprochenen vom Impfen überzeugt worden, aber mindestens 100 davon seien zum Nachdenken angeregt worden. Und allein das sei schon ein Erfolg.
Noch Impflotsen gesucht
Das Projekt Impflotsen soll noch bis zum Sommer weitergeführt werden. Es werden noch 6 weitere Impflotsen gebraucht - vor allem solche, die Fremdsprachen wie Bulgarisch, Rumänisch, Farsi oder Arabisch können. Das Mehrgenerationenhaus der Diakonie in Ludwigshafen betreut das Projekt und dorthin können Interessierte auch eine kurze Mail schreiben: mgh@diakonie-pfalz.de