Mitglieder von Telegram-Chatgruppen haben offenbar Anschläge geplant - und die Entführung des Bundesgesundheitsministers Lauterbach. (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

REPORT MAINZ mit neuen Details

Geplante Lauterbach-Entführung: Neustadter einer der Drahtzieher

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Im Fall der "Vereinten Patrioten", die geplant haben sollen Gesundheitsminister Lauterbach zu entführen, gibt es neue Details zu den beiden Hauptverdächtigen aus der Pfalz und Brandenburg.

Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins REPORT MAINZ hat sich Sven B. aus dem brandenburgischen Falkensee schon vor mehr als einem Jahr offen zu Umsturzplänen bekannt. Thomas O. aus Neustadt an der Weinstraße war seit etwa zwei Jahren in zahlreichen Telegram-Gruppen aktiv, wo es um Proteste gegen die Corona-Politik geht. Die beiden Männer sollen die entscheidenden Organisatoren der Gruppe "Vereinte Patrioten" gewesen sein. Sie soll unter anderem Umsturzpläne gehabt und die Entführung von Bundesgesundheitsminister Lauterbach geplant haben.

Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Gegebenenfalls sollte nach Angaben der Ermittler Lauterbachs Leibwächter getötet werden, um die Entführung durchzuführen. 

Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker

Der Neustadter Thomas O. verglich die Corona-Maßnahmen auf Telegram mit einer Diktatur, die Pandemie sei eine Kriegserklärung. Außerdem verbreitete O. nach SWR-Recherchen in den Chats Verschwörungstheorien.

Sven B. sagte bei einer Demonstration in Kassel im März 2021 vor laufender Kamera: "Wir wollen dieses System weghaben“, berichtet REPORT MAINZ. An seiner Brust trug B. an diesem Tag das so genannte Sankt-Georgs-Band sowie eine orange-schwarz-gestreifte Fahne. Beides sind Symbole der Nationalen Befreiungsbewegung Russlands.

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Verfassungsschutz: Gruppe eint Hass auf Institutionen

Nach Einschätzung der Journalistin und Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke steckt hinter der selbsternannten Bewegung ein "Fanclub Putins, der für Unruhe in Europa sorgen will“. Außerdem stehe die Gruppe den Ideen der Reichsbürgerbewegung nahe. Der deutsche Ableger der Nationalen Befreiungsbewegung weist die Vorwürfe gegenüber REPORT MAINZ zurück.

Dass sich unter anderem Reichsbürger, Gegner der Corona-Politik und Anhänger von Verschwörungstheorien vernetzen, beobachtet das Bundesamt für Verfassungsschutz seit der Pandemie immer häufiger, sagte der Präsident Thomas Haldenwang im Interview mit REPORT MAINZ. Was diese Gruppen eine, sei eine tiefe Staatsverdrossenheit. "In manchen Fällen würde ich sagen, ein Hass auf staatliche Institutionen“, so Haldenwang.


Vor etwa zwei Wochen hatten Ermittler in einer bundesweit abgestimmten Aktion die "Vereinten Patrioten“ zerschlagen. Im Haus von Sven B. im brandenburgischen Falkensee fanden die Ermittler unter anderem eine Kalaschnikow. Fünf Männer sollen zur Kerngruppe gehören, vier von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Die Gruppe soll sich über Telegram vernetzt haben.

Koblenz

Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz Geplante Lauterbach-Entführung: Fünf Beschuldigte als Kern-Gruppe

Zum Kern der extremistischen Chatgruppe, die die Entführung von Bundesgesundheitsminister Lauterbach und einen Umsturz geplant haben soll, gehören fünf Beschuldigte. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.

Rheinland-Pfalz

Ein Hauptbeschuldigter aus Rheinland-Pfalz Telegram-Chatgruppe plante offenbar Anschläge und Entführung von Lauterbach

Bundesweit sind Ermittler gegen Mitglieder von Telegram-Gruppen vorgegangen. Sie sollen Sprengstoffanschläge und die Entführung von Gesundheitsminister Lauterbach geplant haben.

SWR Aktuell Studio Ludwigshafen

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