Der Dom in Speyer (Foto: SWR)

Fehlende Reformen in der Kirche

Bistum Speyer: Generalvikar Sturm tritt aus katholischer Kirche aus

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Panja Schollbach
Panja Schollbach arbeitet als Redakteurin im SWR-Studio Mannheim-Ludwigshafen (Foto: SWR)

Paukenschlag im Bistum Speyer: Generalvikar Andreas Sturm hat gekündigt - wegen fehlender Reformen in der katholischen Kirche. Außerdem tritt er aus der katholischen Kirche aus.

Noch im Februar hatte Andreas Sturm im SWR-Interview angekündigt, persönlich Konsequenzen ziehen zu wollen, sollte es keine tiefgreifenden Reformen innerhalb der katholischen Kirche geben. Er sagte: "Ich will meinen Beitrag leisten - aber auch nicht um jeden Preis. Also, wenn ich den Eindruck habe, man beißt sich nur die Zähne aus, dann kann es für mich - zumindest an der Position, an der ich jetzt bin -, nicht weitergehen."

Priester ohne Zuversicht: Andreas Sturm verlässt die Diözese

Jetzt, drei Monate später, hat Sturm die Diözese Speyer verlassen und wechselt außerdem die Konfession. Er wolle künftig als Priester in der Altkatholischen Kirche tätig sein, schreibt Sturm demnach in einer persönlichen Erklärung. Zur Begründung für seinen Schritt führte er aus: "Ich habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln kann." Zuvor hatte Sturm, der seit 2018 Speyerer Generalvikar war, dem Speyerer Bischof Wiesemann mitgeteilt, dass er "aus persönlichen Gründen" aus dem Dienst der Diözese ausscheiden werde.  Wiesemann habe den Rücktritt "mit großem Bedauern" angenommen und Sturm von allen priesterlichen Aufgaben entbunden.

Bestürzung beim Speyerer Katholikenrat

Der Rücktritt des Generalvikars hat für Bestürzung im Katholikenrat Speyer gesorgt. Vorstandsmitglied Wieder sagte, die katholische Kirche verliere mit Sturm einen "Macher und Mann mit Visionen".

Sturm wollte Kirche an die Welt anbinden

Der 47-Jährige gilt als liberal und trat für eine weitere Öffnung der katholischen Kirche ein: Mit der Segnung homosexueller Paare stellte er sich gegen den Vatikan in Rom, auch sprach er sich für ein Ende des Zölibats für katholische Priester und die Weihe von Frauen zu Priesterinnen aus. Sturm wollte, das wird im SWR-Interview deutlich, die Kirche verändern, die Missbrauchsvorwürfe rückhaltlos aufklären und auch Homosexuelle und Queere integrieren: "Wir brauchen wieder den Anschluss an die Welt von heute. Wir brauchen wieder eine Lehre, die mit der Lebenswirklichkeit der Menschen in Einklang ist", sagte Sturm im Februar. "Alle Themen - bis auf die Homosexualität - waren schon mal da. Und es ist nichts passiert. Und das könnte ich jetzt nicht ertragen. Ich bin noch nicht an dem Punkt zu sagen: Ich schmeiß das Handtuch. Aber dieser Druck ist nicht einfach zu ertragen." Jetzt hat Sturm gekündigt.

Speyer

Kommentar Paukenschlag im Bistum Speyer: Ausgerechnet ein Kirchen-Revoluzzer gibt auf!

Der bisherige Generalvikar im Bistum Speyer Andreas Sturm gibt auf. Was für eine Tragik! Genau solche Priester braucht die katholische Kirche doch dringend, meint SWR-Redakteurin Panja Schollbach.

SWR-Kirchenexperte: Rücktritt ist ein "Erdbeben"

SWR-Kirchenexperte Ulrich Pick geht davon aus, dass der Rücktritt des Generalvikars Wellen schlagen wird. "Das ist ein Erdbeben!" Andreas Sturm sei eine "Speerspitze" in der katholischen Kirche gewesen, was Reformen, Wandel und Glaubwürdigkeit angeht. "Viele Leute brauchen jemanden in der Kirche, an dem sie sich aufrichten können. Jemanden wie Andreas Sturm", so Pick. "Wenn er jetzt geht, dann werden viele, die wackeln und zweifeln, auch die katholische Kirche verlassen."

Das Bistum Speyer hat schon einen Nachfolger für Andreas Sturm: Markus Magin (57), der Regens des Bischöflichen Priester- und Pastoralseminars St. German in Speyer, wird das Amt übernehmen.

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