
Die Karnevalsgesellschaft Bellheim e.V. (KGB) hat während der Corona-Pandemie extrem viele Mitglieder verloren. Gerald Bleimaier, der Erste Vorsitzende des Vereins und der dazugehörigen Tanzsportgemeinschaft (TSG), zieht nach zwei Jahren Corona eine traurige Bilanz: Von den einst 500 Mitgliedern sind nur noch 300 übrig. Vor allem der Tanzsport leide unter dem Mitgliederschwund.
Bellheim: Tanzsportverein hat etwa 70 Prozent Mitgliederschwund
Die TSG habe inzwischen etwa 70 Prozent ihrer Mitglieder verloren, sagte Bleimaier am Donnerstag dem SWR. Denn Tanzsport sei schließlich ein Mannschaftssport und der lebe von Begegnung und Gemeinschaft.
Das letzte Jugendwochenende, an dem die jungen Tänzer und Tänzerinnen zusammen waren, gab es im März 2020 beim Halbfinale der Süddeutschen Meisterschaft in Trier. Gleich danach wurden alle anderen Wettbewerbe und auch die Deutsche Meisterschaft wegen Corona abgesagt werden. "Und dann war es vorbei", so Bleimaier.
"Das Online-Training war im ersten Jahr noch ganz spaßig! Aber im zweiten Jahr hatten die Kinder keine Lust mehr, weil die Kinder einen Bewegungsdrang haben und auch ihre Freunde und Freundinnen sehen wollen."
Vereinsmitglieder auch wegen Geldsorgen ausgetreten
Viele Mitglieder seien möglicherweise auch aus Geldnot ausgetreten, vermutet Bleimaier. In dem Tanzsportverein seien auch Kinder aus sozial benachteiligten Familien gewesen, die mit Jobverlust oder Kurzarbeitergeld zu kämpfen hatten. Aber auch viele selbstständige Vereinsmitglieder und Unternehmer seien durch Corona in finanzielle Nöte geraten.
"Ich bin nun seit 24 Jahren Vorsitzender, aber so eine schwierige Zeit habe ich noch nie erlebt."
Bellheimer Tanzsport: Vom Land im Stich gelassen?
Vereinschef Bleimaier ist vor allem von der Landesregierung in Mainz enttäuscht: Der Tanzsport habe als Randsportart keine Corona-Hilfen für Vereine bekommen. Stattdessen sei der Verein aufgefordert worden, erst einmal seine Ersparnisse aufzubrauchen. Geld, das beispielsweise für den Kauf neuer Garde-Kostüme zur Seite gelegt worden war. Nur wenn der Verein wegen Corona komplett pleite gewesen wäre, sagt Bleimaier, hätte es Hilfen vom Land gegeben.

Auch Karneval Gesellschaft hat Mitglieder verloren
Bei der Bellheimer KGB - kurz Belliona genannt - ist der Mitgliederschwund weniger dramatisch. Auch hier seien einige Fastnachter ausgetreten. Es sei schwierig, die älteren Vereinsmitglieder noch bei der Stange zu halten. "Die sagen: Jetzt haben wir zwei Jahre lang nichts gemacht. Jetzt brauche ich auch nicht mehr von der Couch hoch. Also, man muss die motivieren", sagt Bleimaier.
Prinzessin Anna I.: "Wir schaffen das!"
Eine, die Bellonia die Treue gehalten hat, ist Prinzessin Anna I. Die gebürtige Rheinländerin trägt die Krone nun schon seit 2020. Im ersten Lockdown habe sie noch "ganz viel online gerissen", sagt die 27-Jährige, und dann voller Euphorie Sitzungen, Kinderfasching und den Umzug geplant.
Doch dann kam erneut ein Dämpfer, als Veranstaltungen wie Prunksitzungen, Kinderfasching und der geplante überregional bekannte Umzug abgesagt werden mussten. "Ich leide natürlich auch mit dem Verein mit. Wir versuchen aber Alternativen zu schaffen, versuchen auch die Tanzsportgemeinschaft zu unterstützen und neue Mitglieder zu finden." Sie glaube ganz fest daran, dass der Verein stark genug sei und das auch wirklich schaffen kann.
So seien neue Tanzsportveranstaltungen für die Kleinen geplant, ein neues Männerballett sei gerade im Aufbau und die Bellheimer Narren könnten sich vielleicht doch noch darauf freuen, den Fastnachtssonntag Open Air zu feiern - natürlich Corona-konform.