Notarzt-Schild auf Einsatzfahrzeug (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Patrick Seeger/dpa)

Notarzt: In Ludwigshafen häufig ein Problem

Gaffer behindern Rettungseinsatz für Baby in Ludwigshafen

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Nicoletta Prevete

Schaulustige haben in der Ludwigshafener Innenstadt am Freitag eine Rettungsaktion für ein Kleinkind behindert. Leider sind Gaffer in Ludwigshafen oft ein Problem, berichten die Rettungskräfte.

Etwa 150 Menschen hätten sich am Freitagabend versammelt, als ein einjährige Kind reanimiert werden musste, bestätigte die Polizei dem SWR am Montag. Das Kind leide seit seiner Geburt an einer schweren Vorerkrankungen. Als am Freitagabend auf offener Straße Puls und Atmung des Kleinkindes aussetzten, wurden sofort Krankenwagen und Notarzt gerufen.

Kindernotarzt kommt fast nicht an Gaffern vorbei

Sofort habe sich eine große Menschentraube um das Kind und die Sanitäter versammelt. Die Rettungskräfte mussten aber einen spezialisierten Kindernotarzt hinzurufen, da Kinder anders reanimiert werden müssten, als Erwachsene. Und dieser sei durch die gaffende Menschenmenge kaum noch hindurch gekommen. Selbst auf das Martinshorn des eintreffenden Kindernotarztes hätte die Menge nicht wirklich reagiert.

Zwei Streifenwagen mussten die Gaffer mit Lautsprecherdurchsagen zum Weitergehen auffordern und drohten mit Platzverweisen, um dem Kindernotarzt den Weg frei zu machen.

Bei Rettung zählten Sekunden

In einem solchen Fall würden sich Sekunden wie Stunden auswirken und jede Sekunde zähle bei der Reanimation eines Kindes, teilte der Kindernotarzt dem SWR nach dem Rettungseinsatz mit. Der fehlende Sauerstoff kann zu Schäden im Gehirn führen, wenn die betroffene Person nicht schnell genug wieder atmet.

Laut Polizei hat es der Kindernotarzt aber in letzter Sekunde zu dem Kind geschafft und konnte das Einjährige wiederbeleben. Das Kleinkind sei in ein Krankenhaus eingeliefert worden und nach aktuellem Stand sei sein Zustand stabil.

Kindernotarzt: Problem mit Gaffern kommt in Ludwigshafen oft vor

Der Kindernotarzt, der das Kleinkind versorgte, ist auch am Montag nach dem Einsatz geschockt vom Verhalten der Leute. Er hat im Jahr über 500 Einsätze. Und insbesondere in der Ludwigshafener Innenstadt seien Schaulustige häufig ein Problem. Die Emotionen würden bei einem Einsatz, bei dem ein Kind zu versorgen ist, natürlich nochmal zusätzlich hochkochen. Aber gerade im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof seien dann, wie im Fall des Babys, gleich ganze Familien mit dabei und deren Geschrei locke dann die ganze Nachbarschaft aus den Häusern und an die Notfallstelle.

Das sei dann wie auf der Autobahn, wenn die Leute eigentlich eine Rettungsgasse bilden sollten. Die Leute seien in ihrem "Tunnel" und würden nicht mehr mitbekommen, was hinter ihnen passiere.

Hemshof (Foto: SWR)
Im Ludwigshafener Altstadtviertel Hemshof leben Menschen aus viele verschiedenen Kulturen.

Bis zu 1.000 Euro Strafe fürs Gaffen

In diesem Zusammenhang weist die Polizei darauf hin, dass Gaffern je nach Situation bis zu 1.000 Euro Bußgeld oder sogar eine Freiheitsstrafe droht. Am Freitag wurden allerdings keine Bußgelder in Ludwigshafen verhängt, da es wichtiger war, die Menschenmenge schnell aufzulösen, um den Rettern Platz zu machen, so die Polizei.

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Nicoletta Prevete