Die ARD-Dokumentation "Die große Dürre" begleitet - beispielhaft für ganz Deutschland - in der Südpfalz einen Forscher und einen Naturschützer. Der Landauer Gewässerökologe Hans Jürgen Hahn und BUND-Mitglied Uwe Emnet finden dabei heraus, dass die Landwirte deutlich mehr Grundwasser entnehmen als ihnen zusteht - mindestens doppelt so viel.
Für ihre Untersuchung haben Hahn und Emnet vorhandenes Datenmaterial ausgewertet. Zum einen kennen sie die Entnahmerechte, also wie viel Wasser die Landwirte offiziell für das Bewässern ihrer Felder nutzen dürfen. Zum anderen wissen die beiden, welche landwirtschaftlichen Betriebe es in der Südpfalz gibt und was diese anbauen. Sie haben hochgerechnet, wie viel Wasser der Anbau der verschiedenen Produkte verbraucht. Und kommen so zu ihrem Ergebnis.
Südpfalz: Landwirt soll zwölffache Menge an Wasser abpumpen
Unter anderem beobachten Hahn und Emnet die Wasserpumpe eines Bauern aus Germersheim, die zwölfmal so viel Wasser aus dem Boden pumpt wie von den Behörden genehmigt. In diesem konkreten Fall fordern der Umweltwissenschaftler und der Naturschützer, dass dem zuständigen Landwirt die Genehmigung für die Entnahme des Wassers entzogen werden müsse. Und sie kritisieren, dass die Landwirte nicht regelmäßig kontrolliert würden. Es werde behördlich nicht erfasst, wie viel Grundwasser zur Beregnung der Felder entnommen werde.

Könnten Digitale Wasserzähler helfen?
Genau deswegen gibt es auch seit Jahren Streit in der Südpfalz. Naturschützer werfen den Landwirten vor, mehr abzuzapfen als erlaubt. Für mehr Kontrolle sollen digitale Wasserzähler sorgen - die im Rahmen eines Pilotprojektes den Wasserverbrauch erfassen. An insgesamt acht Brunnen zwischen Hochstadt und Zeiskam (Kreis Germersheim) läuft das Projekt der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD Süd). Die Daten, die der Wasserzähler und die Sonde sammeln, werden per Funk weitergeleitet, auf einem Server abgespeichert und können dann von der SGD Süd als Oberer Wasserbehörde und einer von ihr beauftragten Firma ausgewertet werden. Sie erfassen aber nur einen kleinen Teil der vorhandenen Brunnen.
SDG Süd prüft den Fall
Für die Genehmigung der Wassermengen und die Kontrolle ist die SGD Süd zuständig. Die Behörde will nach Bekanntwerden der Vorwürfe nun prüfen, ob im Fall des Bauern aus Germersheim "die erlaubte Wasserentnahme-Menge überschritten wird. Wenn dies nachgewiesen werden kann, dann wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet."

Verband: Pump-Genehmigung sei nicht praxisgerecht
Und wie reagieren die Landwirte auf die Enthüllung in der ARD-Doku? Johannes Zehfuß, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd und gleichzeitig CDU-Landtagsabgeordneter aus Böhl-Iggelheim (Rhein-Pfalz-Kreis) sagt zur der gefundenen Wasserpumpe: "Der Landwirt wird mal völlig überrascht auf seine Genehmigung schauen, wenn es wirklich so ist. Die ist tatsächlich nicht praxisgerecht. Das sind ja genehmigte Mengen für einen Kleingarten."
Ohne zusätzliche Beregnung, kein Gemüse
Also alles nur ein Einzelfall im Kreis Germersheim? Was sagt Zehfuß vom Bauernverband dazu, dass die ARD-Doku zu dem Schluss kommt, dass die Landwirte in der gesamten Südpfalz mindestens doppelt so viel Wasser für die künstliche Beregnung benutzen wie sie eigentlich dürften? "Ich kenne die Fakten aus der Südpfalz nicht. Wenn das so ist, dann muss daran gearbeitet werden, diesen Zustand zu ändern." Er wirbt für einen Beregnungsverband in der Südpfalz, also dafür, genau wie in der Vorderpfalz Wasser aus dem Altrhein für die Beregnung der Felder zu nutzen.
"Die Landwirte machen das nicht aus Jux und Dollerei. Die machen das, damit morgen und übermorgen immer wieder frische Lebensmittel in der Ladentheke liegen." "
Gemüseanbau ohne zusätzliche Beregnung gibt es nicht, sagt Zehfuß. Es sei nicht richtig, immer nur auf die Landwirtschaft zu zeigen. "Entweder wir finden auf schnellstem Weg alternative Beregnungsmöglichkeiten oder wir können hingehen und sagen, okay, ihr dürft nicht mehr beregnen. Das kommt ja dann einem Berufsverbot gleich und dann kaufen wir halt in Spanien oder in Nordafrika ein."

Umweltministerium will wegen Klimawandel handeln
Das rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Umweltministerium schreibt auf SWR-Anfrage, dass den Vorwürfen auf jeden Fall nachgegangen werden müsse. Gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen im Zuge des Klimawandels sieht das Ministerium die Notwendigkeit, die Wasserentnahmen stärker zu dokumentieren und zu kontrollieren. Sollte das Versuchsprojekt mit den digitalen Wasserzählern funktionieren, sollten die in großem Umfang installiert werden.