Steilster Weinberg Neuleiningen (Foto: SWR)

Neue Steillage in Neuleiningen

Der steilste Weinberg der Pfalz

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AUTOR/IN
Leonie Fritz
Porträt Reporterin Leonie Fritz (Foto: SWR)

An der Mosel ist es üblich, Wein an Steilhängen anzubauen. In der Pfalz ist das ungewöhnlich. Aber jetzt hat auch die Pfalz einen Weinberg in Steillage, und zwar in Neuleiningen.

Es war ein hartes Stück Arbeit, aus einem zugewucherten Hang mit 68 Prozent Steigung einen richtigen Weinberg zu machen, sagen Johannes und Philipp Reibold vom Weingut Reibold in Freinsheim (Kreis Bad Dürkheim).

Die Idee hatten die Brüder zusammen mit ihren Freunden Franziska Willersinn und Marc Depper bei - wie könnte es anders sein - einem Glas Wein. Franziska Willersinn und ihre Familie hatten da gerade das ehemalige Restaurant "Alte Kellerei" in Neuleiningen (Kreis Bad Dürkheim) gekauft, samt Steilhang. Könnte man daraus nicht einen Weinberg machen, dachten sich die Freunde, vor allem wegen der attraktiven Südlage?

Steilster Weinberg Neuleiningen (Foto: SWR)
Die jungen Reben müssen am Steilhang in Neuleiningen anders gezogen werden als in normalen Pfälzer Lagen.

Neuleiningen: Langer harter Weg bis zum Weinberg

Die Vier mussten erstmal das Weinbauamt und die Untere Naturschutzbehörde in Bad Dürkheim von ihrer Idee überzeugen. Dann kontaktierten sie befreundete Winzer an der Mosel. Die hielten sie zunächst für verrückt und belächelten die Idee, gaben ihnen dann aber zahlreiche Tipps und Hinweise, erzählen die Brüder Reibold.

Im Januar 2021 begannen die Freunde mit den Arbeiten: Der Hang musste gerodet, Bäume und Sträucher mussten entfernt und Wurzeln gezogen werden - alles von Hand mit Seilwinden und Kettensägen. Sie konnten keine schweren Geräte oder Maschinen benutzen, denn der Steilhang ist nur zu Fuß über eine Leiter erreichbar.

Eine Herausforderung war auch der felsige Boden. So stießen die vier Pfälzer bei jedem Spatenstich auf felsigen Untergrund und mussten zahllose Steine einsammeln. Nur mithilfe eines Bohrers und mit Wasserdruck konnten sie die Löcher anlegen, die sie brauchten, um die jungen Reben zu pflanzen. Was die Arbeit erschwerte, waren die Temperaturen: Im Januar waren es Minus 15 Grad, im Frühjahr setzten sie bei 25 Grad die ersten Reben.

Steilster Weinberg Neuleiningen (Foto: SWR)
SWR-Reporterin Leonie Fritz steht am Steilhang in Neuleiningen: Hier Weinreben zu pflanzen war eine echte Plackerei.

Neuleinigen: Winzer hoffen auf 600 Flaschen Chardonnay

Aber die ganze Plackerei und Mühe hat sich gelohnt, findet Johannes Reibold. Es sei ein Herzensprojekt, meint auch Marc Depper. Die Südlage des Hanges sei wirklich toll, hier scheine den ganzen Tag die Sonne und die Reben wüchsen auf Bundsandstein. Alle sind gespannt, wie die gepflanzte Rebsorte "Chardonnay" am Ende schmecken wird. Im kommenden Jahr soll es eine erste Lese geben, die vier Freunde rechnen mit etwa 600 Flaschen Wein.

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