Wer ohne Ticket mit dem Bus oder der Bahn unterwegs ist und dabei erwischt wird, muss eine Geldstrafe bezahlen. Wer diese nicht bezahlen kann, muss für eine bestimmte Zeit ins Gefängnis: Die Geldstrafe wird in einem solchen Fall in eine Haftstrafe umgewandelt - eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe.
JVA Leiterin: Viele wohnungslose und alkoholkranke Menschen betroffen
Solche Fälle gibt es in der JVA Frankenthal viele, sagt Gundi Bäßler, Leiterin der Haftanstalt. Es geht auch um andere "kleinere" Delikte. Oft könnten beispielsweise wohnsitzlose oder alkoholkranke Menschen das geforderte Geld nicht aufbringen. Viele würden nicht mal ihre Zahlungsaufforderungen öffnen., sagt sie.
Aktuell sitzen fast 80 männliche Gefangene wegen Bagatellen und darauf folgenden Ersatzfreiheitsstrafen in der JVA Frankenthal ein. Das sei ein ziemlich hoher Anteil, so Bäßler.
Gefängnisleiterin: Unterstützung besser als Wegsperren
Die Gesellschaft müsse hier mehr Hilfen im Alltag anbieten, fordert JVA-Leiterin Bäßler im Gespräch mit dem SWR. Die Gesellschaft müsse den Menschen helfen, "die sich selbst vernachlässigen." Am Ende folgten den Ersatzfreiheitsstrafen oft richtige Straftaten, für die diese Menschen erst recht eine Gefängnisstrafe bekämen.
Schockierendes Beispiel aus der JVA Frankenthal
Ein Fall sei zuletzt eskaliert, erzählt Bäßler. Die Polizei habe einen Betrunkenen zum Antritt seiner Ersatzfreiheitsstrafe gebracht. Der Mann habe dann zuerst einmal die Gefängniszelle zerlegt: einen Stuhl zertrümmert, den Toilettendeckel zerstört und Putz von der Wand heruntergeschlagen. Der Frust über die Haftstrafe war offenbar groß.
Gefängniskosten trägt der Steuerzahler
Jeder Hafttag, den Inhaftierte im Gefängnis verbringen, kostet den Steuerzahler etwa 130 Euro, erklärt die JVA-Leiterin. Auch deshalb wünsche sie sich, dass den Menschen bereits vor einer Gefängnisstrafe geholfen werde. Es sei besser dieses Geld in Sozialarbeit zu investieren, so Bäßler. Vandalismus koste das Gefängnis noch zusätzlich Geld.
JVA-Leiterin: Schwarzfahren soll keine Straftat mehr sein
Deswegen fordert Bäßler unter anderem das Schwarzfahren in Bussen und Bahnen zu einer Ordnungswidrigkeit herabzustufen: Um zu verhindern, dass noch mehr Menschen wegen Fahrens ohne Fahrschein im Gefängnis landen können.