Als Renate Baumann und Hildegard Herrmann aus dem Bus aussteigen, werden sie zum Jubiläum von ihrer Bürgermeisterin empfangen und bekommen eine gelbe Rose geschenkt. Die beiden sind überrascht, verstehen erstmal nicht wozu - eigentlich wollen sie nur zu ihrem Seniorentreff in der Adlerstube in Schifferstadt, der an diesem Tag ein Faschingscafé veranstaltet.

"Herzlichen Glückwunsch, sie sind Teil der 20-tausendsten Fahrt vom Bürgerbus", klärt dann Patrick Poss, erster Beigeordneter der Stadt Schifferstadt, auf.
Der Schifferstadter Bürgerbus ist bereits seit sechs Jahren im Einsatz. Er wird von Ehrenamtlichen gefahren. Der Kleinbus holt Seniorinnen und Senioren vor der Haustür ab, bringt sie zu Arztterminen oder zum Einkaufen und fährt sie dann wieder nach Hause.
Ehrenamtliche aus Schifferstadt kümmern sich um Bus
Der weiße VW-Bus, den die Stadt für das Projekt gekauft hat, fährt immer Dienstags, Donnerstags und Freitag vormittags durch Schifferstadt. Termine müssen über eine Telefonhotline gemacht werden, die von den vielen Helferinnen und Helfern betrieben wird.

"70 Prozent der Fahrgäste sind Stammgäste", sagt Michael Glaab. Er ist Rentner und einer der ehrenamtlichen Fahrer. Viele der Helferinnen und Helfer seien auch Rentner, erklärt er. Die Jubiläumsfahrt ist für ihn etwas Besonderes, schließlich sei er einer der ersten, die den Bus gefahren haben.

Karl-Heinz Weyrauch ist ehrenamtlicher Beifahrer, er bringt die Gäste in den Bus, hilft ihnen und schnallt sie anschließend an. Auch Einkäufe trägt er gelegentlich in die Häuser der Seniorinnen und Senioren. Körperliche Arbeit trotz der Rente - für den 70-Jährigen kein Problem. "Ich liebe den Kontakt, man kriegt Schicksale mit und kann Leute unterstützen. Es ist ein Miteinander."

Ein Bus für Teilhabe und Mobilität
Fünf Seniorinnen sitzen an diesem regnerischen Tag im Bürgerbus - alle haben eine feste Uhrzeit erhalten, zu der sie abgeholt werden.

Renate Baumann wird als erste abgeholt. Die 89-jährige Rentnerin braucht Unterstützung beim Ein- und Aussteigen, ihre Hüfte macht nicht mehr mit, sagt sie mit schmerzverzogenem Gesicht. Ohne den Bürgerbus müsste sie zuhause bleiben, wäre einsam. "Der Bus ist für mich mein Leben, so komme ich wenigstens raus und unter die Leute", erzählt sie uns.
Hildegard Herrmann steht mit ihrem Rollator bereits vor der Tür, als der Transporter hält, um sie einzusammeln. Vor wenigen Jahren hätte sie mit ihrem Auto zum Faschingscafé fahren können, mittlerweile fühle sie sich auf den Straßen unwohl und nutzt deshalb das Angebot, sagt sie.

Eine Erfolgsgeschichte aus Schifferstadt
Der Schifferstadter Bürgerbus ist ein großer Erfolg - für die Stadtverwaltung, die Ehrenamtlichen und die Seniorinnen und Senioren.

Poss, der trotz Regen die Rosen verteilt und die Damen empfängt, ist stolz auf das Schifferstadter Projekt. "Da würde für ganz viele Menschen eine Welt zusammenbrechen, wenn es dieses Angebot nicht mehr geben könnte. Der Bürgerbus ist eine feste Institution in unserer Stadt."