In die Summe eingerechnet sind nach Angaben des Bistums auch die Kosten für notwendige Therapien. Nach den Berechnungen des Bistums erhielten die betroffenen Männer und Frauen durchschnittlich 22.000 Euro. In drei besonders schweren Fällen seien mehr als 50.000 Euro gezahlt worden. In diesen Fällen hätten die Betroffenen nach Aussage des Bistums besonders schwere Quälereien und Übergriffe Einzelner erlebt, die teilweise von der Kirche gedeckt wurden.
"Persönlicher Lernprozess" für Bischof Wiesemann
Bischof Wiesemann betonte bei einer Pressekonferenz am Montag, für ihn seien die Gespräche mit den Betroffenen erschütternd und erhellend gewesen. Durch den Dialog habe er langsam angefangen zu verstehen, was da passiert sei. Für ihn sei das ein wichtiger Lernprozess auch über schwerwiegende systemische Mängel in der katholischen Kirche gewesen. Obwohl er seit fast 40 Jahren Priester sei, sei er nie zuvor mit diesem Thema konfrontiert gewesen.

Bischof will sich Kritik stellen
Auf den Vorwurf eines Journalisten, dass er anfangs auffallend untätig geblieben sei, also, von den Vorwürfen gewusst habe, sie aber nicht öffentlich gemacht habe, sagte Wiesemann am Montag:
"Ob ich in alldem damals richtig oder nicht gehandelt habe, das muss die Aufarbeitungskommission aufzeigen. Ich werde mich diesem Urteil dann auch stellen, habe mir aber natürlich auch selber meine Gedanken über meinen eigenen Weg gemacht."
Missbrauch soll aufgearbeitet werden
Seit Anfang 2019 bietet der Bischof den Opfern von sexuellem Missbrauch Gespräche unter vier Augen an. Die Gespräche habe er auch wieder aufgenommen, seit er aus seiner "Auszeit" zurück ist. Wichtig sei ihm, jetzt auch zu klären, welche Strukturen sich im System Kirche ändern müssen, damit sich all das nicht wiederhole, sagte Wiesemann.
Seit Juni vergangenen Jahres untersucht eine unabhängige Aufarbeitungskommission, wie umfrangreich der Missbrauch war und wie die Kirche mit Tätern und Täterinnen sowie den Betroffenen umgegangen ist. Parallel arbeiten Betroffene in einem Betroffenenbeirat den Missbrauch auf.
Bistum will neue Missbrauchs-Fälle verhindern
Außerdem setzt das Bistum auf Präventionsarbeit: Unter anderem wurde ein E-Learning-Programm entwickelt, mit dem Mitarbeiter lernen sollen, zu erkennen, wenn ein Missbrauch vorliegt. Das Programm ist vor allem für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kindertagesstätten gedacht. Diese sollen auch darin geschult werden, sich in einem potentiellen Fall dann angemessen und richtig zu verhalten.