Der Speyerer Dom bei Nacht (Foto: SWR)

Entscheidung vertagt

Bistum Speyer führt Frauenquote zunächst nicht ein

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AUTOR/IN
Birgit Baltes

Die Diözesanversammlung des Bistums Speyer hat die Abstimmung über eine Frauenquote in den Leitungsämtern verschoben.

Dom zu Speyer (Foto: SWR)
Der Dom in Speyer im Januar 2022.

Das Thema soll im Mai neu diskutiert werden. Zur Begründung hieß es, mehrere Mitglieder sähen die Schritte hin zur Quote noch nicht ausreichend geklärt. So sei beispielsweise noch offen, wer für die Umsetzung zuständig ist: das bisherige Gleichstellungsteam zusammen mit einer neuen Gleichstellungsbeauftragten?

Forderung: Mehr Frauen in allen Leitungsfunktionen

Vier Frauen und drei Männer hatten erstmalig den Antrag für eine Frauenquote in allen Leitungsfunktionen gestellt. Die Mitglieder der 2020 gegründeten Diözesanversammlung forderten, dass sich das Bistum dazu verpflichten soll, bis 2030 alle Leitungsfunktionen zu mindestens 35 Prozent mit Frauen zu besetzen.

Alle Stellen personell fest besetzt

Generalvikar Andreas Sturm erklärte, die Stellen seien ja alle besetzt. Da müsse man warten, bis jemand in den Ruhestand gehe oder sonst die Stelle verlasse. Denkbar sei auch, mit halben Stellen zu arbeiten.

Wunsch: Auch Frauen sollen Priesterinnen sein

Eine der Antragstellerinnen ist Katharina Goldinger aus Speyer. Die Pastoralreferentin arbeitet als Lehrerin und wurde in die Versammlung gewählt. Die Ausgangsposition sei der Wunsch gewesen, dass künftig in der katholischen Kirche auch Frauen für das Priesteramt geweiht werden dürfen. Aber das sei eine Frage, die nicht in Speyer, sondern in Rom entschieden werde, so Goldinger. “Solange wir das (Kirchenrecht) nicht ändern können, wollen wir erreichen, dass zumindest in den leitenden Funktionen mehr Frauen vertreten sind“.

Im SWR-Interview sprach sich zuletzt auch der Generalvikar des Bistums Speyer Andreas Sturm für Preisterinnen aus:

Speyer

SWR-Interview zu Reformen in der Kirche Bistum Speyer: "Katholische Kirche braucht wieder Anschluss an die Welt"

Steht die katholische Kirche vor einem tiefgreifenden Wandel? Aktuell wird über das Ende des Zölibats, Frauen als Priesterinnen und Homosexualität diskutiert. Das sei längst überfällig, sagt Andreas Sturm, Generalvikar im Bistum Speyer, im Interview.

Bistum Speyer: Leitungsteams in den Pfarreien

Zwar stellt sich die Geschlechterverteilung an den Spitzen des Bischöflichen Ordinariats in Speyer - zumindest auf den ersten Blick – gar nicht so schlecht dar. Nach Angaben eines Sprechers sind im Bischöflichen Ordinariat in der obersten Leitungsebene (Hauptabteilungsleitungen direkt dem Generalvikar unterstellt) drei Männer und zwei Frauen tätig. Das entspricht einem Frauenanteil von 40 Prozent. In den Abteilungsleitungen (18 Prozent Frauen) und Regionalleitungen (33 Prozent) sieht es aber schon anders aus: Dort sind gibt es deutlich weniger Frauen in Leitungsfunktionen.

“Ich persönlich finde Leiterinnen in den Pfarreien sehr wichtig, weil es das Gemeindeleben ist, wie Menschen Kirche erleben.“

Es sei eine Frage der Gerechtigkeit, der Begegnung auf Augenhöhe, Frauen den Zugang zu solchen Ämtern zu ermöglichen. "Ich erlebe es als großen Gewinn, in einer Schule arbeiten zu können, wo das Geschlecht keine Rolle spielt", so die Religionslehrerin. Zuvor habe sie beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gearbeitet und auch dort sei das kein Thema gewesen, alle Leitungen seien paritätisch besetzt.

Homburg: positives Beispiel der Pfarrei Heilig Kreuz

In der Gemeinde Heilig Kreuz in Homburg steht seit rund einem Jahr nicht mehr ein Pfarrer allein an der Spitze. Vielmehr wird die Gemeinde von einem Team aus jeweils vier Frauen und Männern geleitet. Der Wermutstropfen: Die vier Frauen arbeiten ehrenamtlich, während die Männer für ihren Leitungsjob bezahlt werden.

Auch das müsse sich ändern, sagt Goldinger. Die Frage sei, wie man Frauen ermutigen könne, sich auf bezahlte Leitungsfunktionen in der Kirche zu bewerben. Etwa durch mehr Angebote für Teilzeitjobs, Homeoffice und allgemein durch mehr Wertschätzung und mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Leiterin der Versammlung: Überrascht von dem Antrag

Gabriele Kemper ist ehrenamtliche Leiterin der Diözesanversammlung im Bistum Speyer, die 2020 gegründet wurde. Hauptberuflich arbeitet Kemper aus dem südpfäzischen Rülzheim als systemische Unternehmens- und Karriereberaterin. Einerseits ist sie überrascht, dass es überhaupt nötig ist, in der katholischen Kirche eine Frauenquote zu beantragen, sagt Kemper. Andererseits sei das Problem der Geschlechtergerechtigkeit ja nicht auf die Kirche begrenzt. Man müsse nur auf die Diskussionen in der Bundesregierung schauen, wo deutlich mehr Männer als Frauen vertreten seien. Sie unterstütze den Antrag jedenfalls, sagt die Vorsitzende.

“Es wäre ein schönes Zeichen, wenn der Antrag durchgeht."

Bistum Speyer: Was ist die Dizösenzversammlung?

Die Diözesanversammlung wurde 2020 eingerichtet. Sie hat die Aufgabe, die Themen und Anliegen der verschiedenen Gremien in der Diözese Speyer zusammenzuführen und den Bischof zu beraten. Sie setzt sich zusammen aus den Mitgliedern des Allgemeinen Geistlichen Rates, des Priesterrates und des Katholikenrates sowie aus Vertreterinnen und Vertretern der Ständigen Diakone, der Pastoral- und Gemeindereferenten, der Ordensleute, des Diözesansteuerrates und des Caritasverbandes. Im Sinn des Kirchenrechts nimmt die Diözesanversammlung die Aufgaben eines Diözesanpastoralrates für das Bistum Speyer wahr.

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Birgit Baltes