Mietwohnungen (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Arne Dedert)

Besser wohnen in Ludwigshafen?

Bürger aus Ludwigshafen werden zum Wohnen befragt

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Wie viele Wohnungen braucht Ludwigshafen in Zukunft? Und wie sollen die aussehen? Stadt und Hochschule haben dazu am Freitag eine geplante Bürgerbefragung vorgestellt Der SWR hat sich vor dem Start in Ludwigshafen umgehört.

Innerhalb der vergangenen sieben Jahre ist die Zahl der Einwohner in Ludwigshafen um rund 10.000 Menschen auf etwa 177.000 gestiegen. Neue Wohnungen und Wohnquartiere müssen her. Aber diese planen und bauen, ohne dabei zu fragen, was sich die Menschen in Ludwigshafen wünschen und was sie brauchen. Das will die Stadtverwaltung nicht. Sie hat deshalb bei der Ludwigshafener Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft (HWG) eine Studie in Auftrag gegeben. Die Wissenschaftler wollen unter anderem durch eine Bürgerbefragung herausfinden, wie Wohnen in Ludwigshafen in Zukunft aussehen soll.

Ludwigshafener werden nach ihrer Wunschwohnung gefragt

Dabei sollen Familien, Alleinerziehende, Singles und ältere Mitbürger Auskunft darüber geben, wie sie sich das optimale Wohnen vorstellen. Außerdem wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie die Ludwigshafener aktuell wohnen, ob sie über einen Umzug nachdenken und wenn ja, warum sie umziehen wollen.

Frau aus Ludwigshafen-Oppau will nicht in Innenstadt wohnen

Eine Ludwigshafenerin sagte dem SWR, sie wohne im Stadtteil Oppau in einem Reihenhaus in der Nähe der Felder. Es sei eine schöne Wohngegegnd, in der sie und ihre Familie gerne leben. Sie könne sich nicht vorstellen in der Ludwigshafener Innenstadt zu wohnen. Es sei dort verkehrsreich, laut und nach Einbruch der Dunkelheit traue man sich nicht mehr allein aus dem Haus.

"In der Innenstadt ist es sehr, sehr laut und abends traut man sich nicht mehr allein aus dem Haus."

Treffpunkt im Innehof der Bayreuther Straße in Ludwigshafen. (Foto: SWR)
Innenhof in der Bayreuther Straße im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof.

Junger Mann: Wohnungssuche in Ludwigshafen schwierig

Ein junger Mann aus dem Hemshof wünscht sich mehr Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt. Ansonsten sei er zufrieden. Er suche aber gerade für Geflüchtete aus der Ukraine eine Wohnung. Und da habe er die Erfahrung gemacht, dass es schwierig sei, überhaupt etwas zu finden.

Ein anderer Mann, der in der Innenstadt wohnt, wünscht sich vor allem eine attraktivere Fußgängerzone. Man habe da viel verpasst. Er sei mit seiner Wohnung in der City zufrieden - zumindest bis zum geplanten Abriss des Rathaus-Centers und der Hochstraße-Nord. Ein Abriss des Rathauses mache keinen Sinn. Man solle es besser entkernen und sanieren, so seine Meinung.

Auch ein Bewohner aus Ludwigshafen-Nord in unmittelbarer Nachbarschaft zur BASF wünscht sich, dass sich in der Innenstadt mehr bewegt. Der Einzehandel müsse gestärkt und die Aufenthaltsqualität in der Fußgägerzone verbessert werden.

Parkplatz-Problem, nicht nur in der Innenstadt

Ein junger Mann ist bereits umgezogen: von Ludwigshafen-Mitte nach Ludwigshafen-Süd. Dort fühle er sich viel wohler, vor allem was die Menschen in seinem Umfeld betreffe. Aber auch dort fehle es an Parkplätzen. "Da könnte die Stadt mehr tun in Richtung Stellplätze, Tiefgaragen. Das würde ich mir wünschen."

Das wünscht sich auch ein anderer junger Mann, der im Stadtzentrum wohnt. Durch den Ausbau der Radwege fallen immer mehr Parkplätze weg, sagt er. Einen Ersatz biete die Stadt aber nicht. Die Folge: Man müsse "meistens da parken, wo man nicht parken darf, weil es halt keine andere Möglichkeit gibt."

"Man muss halt meistens da parken, wo man nicht parken darf, weil es halt keine andere Möglichkeit gibt."

Rathaus in Ludwigshafen und im Vordergrund die Hochstraße Nord (Foto: SWR)
Ein Anwohner fürchtet den Rathaus-Abriss, der laut Stadtverwaltung einen schnelleren Neubau der Stadtstraße ermöglicht.

SWR-Umfrage: Zum Wohnen gehört auch das Umfeld

Ein Ergebnis der nicht repräsentativen Umfrage des SWR: Um sich in seiner Wohnung wohl zu fühlen, muss auch das Umfeld stimmen. Dazu gehören ausreichend Einkaufsmöglichkeiten, Parkplätze und das Vermeiden sozialer Brennpunkte, etwa indem die Stadt in neuen Wohnquartieren einen bestimmten Anteil an sozial geförderten Wohnungen vorschreibt, wie auch in anderen Kommunen in der Pfalz, etwa in Landau.

Ludwigshafen: Bürger und Bürgerinnen können beim Wohnen mitreden

Der Start der Befragung ist für Mitte Juni 2022 vorgesehen. Basis ist laut Stadtverwaltung eine zufällig gebildete Stichprobe aus dem Melderegister der Stadt. Die Zufallsstichprobe umfasse rund 14.000 Menschen aus allen Stadtteilen und Bevölkerungsgruppen. Eine Teilnahme außerhalb der Stichprobe ist aufgrund der Befragungsmethodik nicht möglich, so die Stadt. Wenn aber genügend Menschen antworten, ließen sich die Ergebnisse hochrechnen und auf die ganze Stadt übertragen.

Oberbürgermeisterin: Umfrage hat direkte Folge auf Bauvorhaben

In Ludwigshafen realisiert die Stadt aktuell einige größere Wohnbauvorhaben durch ihre Wohnungsbaugsellschaft GAG Ludwigshafen, etwa in der Gartenstadt oder in Oggersheim, aber auch in der Bismarckstraße, mitten in der Innenstadt. Außerdem ist an der Helmut-Kohl-Allee in der Innenstadt ein neues Stadtquartier geplant. Ebenso soll am katholischen Heinrich Pesch Haus durch die Intiative der Kirche ein innovatives Wohnquartier entstehen.

"Wenn viele, die zur Befragung ausgewählt wurden, auch tatsächlich den Fragebogen ausfüllen, erhalten wir ein möglichst breites und belastbares Bild vom Wohnen in Ludwigshafen und den Wohnbedarfen der Bevölkerung. Deswegen meine herzliche Bitte: Nehmen Sie sich die Zeit, und fordern Sie, wenn nötig, gerne unsere Unterstützung beim Ausfüllen des Fragebogens an", so Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD).

Befragung wird von ehrenamtlichen Übersetzerinnen unterstützt

Die Beantwortung des Fragebogens dauert laut Stadt durchschnittlich insgesamt etwa 15 Minuten. Sie kann online oder alternativ auch über einen Fragebogen in Papierform erfolgen. Alle, die ausgewählt wurden, erhalten einen von Steinruck unterzeichneten Brief. In diesem Schreiben sind der Link zum Online-Fragebogen, ein Zugangscode sowie Erläuterungen zur Befragung und Kontaktdaten für eventuelle Rückfragen enthalten.

Alle Personen, die älter als 60 Jahre sind, bekommen zudem direkt einen ausgedruckten Fragebogen zugeschickt. Alle anderen Teilnehmenden können bei Bedarf per Postkarte einen ausgedruckten Fragebogen anfordern. Mit dieser Postkarte ist es laut Stadt auch möglich, Hilfe beim Ausfüllen des Fragebogens in acht Sprachen anzufordern, darunter in Türkisch, Rumänisch, Russisch, Bulgarisch, Arabisch und Polnisch.

Mit den Ergebnissen rechnen Stadt und Hochschule voraussichtlich Ende des Jahres.

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SWR