Im Haushalt von Ludwigshafen muss kräftig gespart werden (Foto: IMAGO, Zoonar)

Scharfe Kritik im Vorfeld

Stadtrat Ludwigshafen berät extreme Einsparungen für Haushalt

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Lennart Söhngen
Martin Gärtner
Bild von Reporter Martin Gärtner aus dem SWR-Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. (Foto: SWR)
Leon Vucemilovic

Die Stadt Ludwigshafen will 43 Millionen Euro im Haushalt einsparen. Heute soll die Sparliste im Stadtrat diskutiert werden. Viele Fraktionen finden, es wird an den falschen Stellen gespart.  

Über 300 Punkte stehen auf der Liste mit den Sparvorschlägen der Stadtverwaltung für den Haushalt 2023. Geplante Schulsanierungen sollen verschoben, die Gebühren für die Musikschule erhöht oder das Sozialticket für den Nahverkehr gestrichen werden. Außerdem soll laut der Liste auch eine Obdachlosenunterkunft geschlossen werden, ebenso die Stadtteilbibliotheken in Oppau und Mundenheim. Der neue Sparhaushalt verringert das ursprünglich geplante Defizit von 98 Millionen Euro deutlich. Der Haushalt war vergangene Woche im Internet veröffentlicht worden.

Verständnis, aber auch Kritik an Sparplänen

Einerseits haben Bürger zwar Verständnis, dass gespart werden muss, aber sie regen sich auf, wenn sinnvolle Einrichtungen geschlossen werden sollen, ohne dass wirklich viel eingespart werden kann - beispielsweise die Stadtteilbibliothek Mundenheim (13.000 Euro). In Sportanlagen soll es weniger Pflege an den Grünflächen geben. Die Freibadsaison soll verkürzt werden. Auch soll der Wildpark Rheingönheim die freiwillige Zahlung von 40.000 Euro nicht mehr erhalten.

Eine kleine Auswahl der Einsparungen sind in der folgenden Bildergalerie aufgeführt:

Bilder von Orten in Ludwigshafen, die von Sparmaßnahmen betroffen sind (Foto: SWR)
Zwei Stadtteilbibliotheken sollen geschlossen werden in Mundenheim und in Oppau. Bild in Detailansicht öffnen
Bilder von Orten in Ludwigshafen, die von Sparmaßnahmen betroffen sind (Foto: SWR)
Einsparung: 13.309 Euro für Mundenheim und 16.705 Euro in Oppau. Bild in Detailansicht öffnen
Bilder von Orten in Ludwigshafen, die von Sparmaßnahmen betroffen sind (Foto: SWR)
Auch beim Wildpark Rheingönheim soll der jährliche Zuschuss wegfallen. Bild in Detailansicht öffnen
Bilder von Orten in Ludwigshafen, die von Sparmaßnahmen betroffen sind (Foto: SWR)
Einsparung: 40.000 Euro Bild in Detailansicht öffnen
Bilder von Orten in Ludwigshafen, die von Sparmaßnahmen betroffen sind (Foto: SWR)
Bei sechs Sportanlagen sollen die Grünflächen weniger gepflegt und auch die Freibadsaison verkürzt werden. Bild in Detailansicht öffnen
Bilder von Orten in Ludwigshafen, die von Sparmaßnahmen betroffen sind (Foto: SWR)
Einsparung: 344.571 Euro Bild in Detailansicht öffnen

CDU zum Haushalt: "Das ist ein sozialer Kahlschlag"

Peter Uebel, Fraktionsvorsitzender der CDU, kritisiert, dass bei der Liste weder eine langfristige Strategie noch ein Gesamtkonzept erkennbar sei: "Das sind alles nur Einzelmaßnahmen, die einen sozialen Kahlschlag darstellen". Die geplanten Maßnahmen würden das soziale Gefüge und das gesellschaftliche Miteinander in der Stadt massiv einschränken. Seine Fraktion habe erwartet, dass im Vorfeld gemeinsam ein Spar-Konzept erarbeitet werde, um etwa die Verwaltung zu verschlanken oder Abläufe zu optimieren. Er sei sicher, dass man gemeinsame Lösungen gefunden und der Stadt diese "Peinlichkeit" hätte ersparen können.

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Umschichtung statt Einsparung?

Auch Rainer Metz, Vorsitzender der FWG-Stadtratsfraktion, hat Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der vorgelegten Sparliste. "Bei vielen Posten handelt es sich um Umschichtungen auf die nächsten Jahre, und nicht um effektive Einsparungen". Darüber hinaus sei problematisch, dass vor allem in den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur gespart werden solle.

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Grüne zu Haushalt: "Es trifft die Ärmsten der Armen"

Ähnlich sieht das Raik Dreher, Vorsitzender der Fraktion Grünes Forum und Piraten: "Wir sind enttäuscht, dass es die Ärmsten der Armen treffen soll, wie Schüler, Obdachlose, Bedürftige und junge Menschen". Auch die Grünen im Rat sehen im Bereich Bildung und Soziales nur wenig Einsparmöglichkeiten. "Wir brauchen gute Bildungseinrichtungen", erklärte der Fraktionsvorsitzende Hans-Uwe Daumann. Man habe wenig Verständnis dafür, dass gerade an dieser Stelle massiv gespart werden soll.

Auch die Linksfraktion erklärte, das sei der völlig falsche Weg. Vielmehr müsse der Rotstift an millionenschweren Projekten wie Hochstraße oder Rathaus angesetzt werden.

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"Wir sind (...) nicht bereit, das Sozialticket wegzusparen".

SPD: "Optimistisch, dass wir eine Lösung finden"

Der SPD-Fraktionsvorsitzende David Guthier sagt, er sei "relativ optimistisch", dass es gelingen werde, sich auf eine Liste mit Sparmaßnahmen zu einigen. Seine Fraktion sei gewillt, konstruktiv an einer Konsolidierung mitzuwirken, da man sich der finanziellen Situation der Stadt bewusst sei. Zudem sei den Menschen in Ludwigshafen nicht geholfen, wenn es die Stadt nicht schaffe, einen Haushaltsplan zu verabschieden, der von der Finanzaufsicht auch genehmigt werde. Es gebe aber auch für die SPD Punkte, bei denen sie nicht mitgehe: "Wir sind zum Beispiel nicht bereit, das Sozialticket wegzusparen".

Entscheidung über Haushalt erst in der kommenden Sitzung

Ein generelles Problem sei, dass die Stadt strukturell unterfinanziert sei, so Guthier. Da erwarte er von Bund und Land in Zukunft mehr Unterstützung für die Stadt Ludwigshafen. Das Ziel müsse sein, einen genehmigungsfähigen Haushalt auf die Beine zu stellen. Die Liste mit den Sparmaßnahmen soll erst in der kommenden Stadtratssitzung verabschiedet werden. Ein konkreter Termin dafür steht noch nicht fest.

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