Das Areal der Hühner auf dem Schmitthof in Lingenfeld (Landkreis Germersheim) ist riesig: Vier Hektar Wiesen stehen den Tieren zur Verfügung. Gut für die Hühner, aber schlecht für Landwirt Georg Schmitt. Früher hat er das Geflügel per Auto versorgt. "Doch dann wurden die Flächen immer größer und ich habe das gesamte Material nicht mehr in den Kofferraum des Wagens bekommen." Mehrmals habe er hin und herfahren müssen, erzählt Schmitt.

Das habe dem Boden nicht gut getan, vor allem, wenn es feucht war. "Das Auto hat tiefe Furchen hinterlassen und gelegentlich hat sich der Wagen festgefahren und kam nicht mehr weiter", erinnert sich Schmitts Schwager Frederik Münster. Er ist Lokführer – und kam auf die Idee, eine Schienenstrecke auf dem Lingenfelder Hühnerhof zu verlegen.
Die Bahn kommt aus Ostfriesland
Münsters Familie betreibt eine kleine Waldbahn in Carlsberg im Landkreis Bad Dürkheim. Sie hatte Kontakt nach Ostfriesland und erfuhr, dass dort eine alte Moorbahn zum Verkauf stand. Mit ihr war gestochener Torf aus dem Moor transportiert worden. Familie Schmitt kaufte einen Triebwagen sowie 3.000 Meter Gleis und ließ alles nach Lingenfeld transportieren.

Dort wurde ein 750 Meter langer Rundkurs mit vier Weichen aufgebaut. In einem kleinen Bahnhof können die Eier direkt von der Ladefläche des Triebwagens durch ein Fenster in die Eierpackstation gereicht werden.
Die Hühner? Offenbar begeistert!
Die Hühner haben sich an den täglichen Eier-Express schnell gewöhnt. "Die kommen angerannt, wenn sie den Zug sehen, weil sie wissen, dass jetzt Futter kommt", erzählt Georg Schmitt. Angst, dass ein Tier unter die Räder der Bahn gerät, hat der Landwirt nicht, denn sein Schwager hat einen Zaun zwischen Hühnerwiese und den Gleisen errichten lassen. "Es ist noch nie ein Huhn überfahren worden", sagt Frederik Münster: "Es gab nie eine Situation, in der es knapp war."

Eine beschauliche Bahnfahrt über Land
Der Akkutriebwagen (Baujahr 1975) schafft auch gerade mal zwölf Kilometer die Stunde. Wenn er den Waggon mit dem riesigen 1.000-Liter-Wasserfass ziehen muss, ist er noch einmal deutlich langsamer. Den Strom für die Eierbahn produziert Georg Schmitt übrigens selbst mit einer Photovoltaikanlage.
Schienennetz könnte noch erweitert werden
Die Eierbahn hat die Arbeit auf dem Lingenfelder Hühnerhof wesentlich erleichtert. Georg Schmitt überlegt, bei den Behörden eine Verlängerung der Strecke zu beantragen. Jeden Vormittag fährt er mit dem Triebwagen hinaus, um die Hühner zu versorgen. Und wenn es mal später wird, weil auf dem Hof zu viel zu tun ist? "Die Hühner haben sich jedenfalls noch nie beschwert, weil die Eierbahn Verspätung hatte", meint der Landwirt.
Aus der Sendung vom
Fr., 23.9.2022 18:45 Uhr, Landesschau Rheinland-Pfalz, SWR Fernsehen RP