Spargel (Foto: IMAGO, Imago)

Spargel ein Luxusgut?

Spargel aus der Pfalz ist in diesem Jahr wenig nachgefragt

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Martin Gärtner
Bild von Reporter Martin Gärtner aus dem SWR-Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. (Foto: SWR)
Luis Benz

Die Spargelbauern in der Pfalz sind verzweifelt: Die Saison, die vor vier Wochen begann, läuft gar nicht gut. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Spargel-Umsatz stark zurückgegangen.

Dabei sei genug Ware vorhanden, die Qualität sei hervorragend und die Preise seien geringer als im vergangenen Frühjahr, sagt Spargel-Experte Joachim Ziegler vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt dem SWR. Dennoch seien die Kunden sehr zurückhaltend. Der Umsatz sei verglichen mit dem Vorjahr um 10 bis 15 Prozent zurückgegangen. Einige Bauern haben das Stechen auf einem Teil ihrer Spargelfelder eingestellt.

Spargelbauern aus der Pfalz: Stammkunden bleiben weg

"So etwas habe ich noch nie erlebt“, klagt Alexandra Walter vom Spargelhof Walter in Gönnheim (Kreis Bad Dürkheim). Die Bedingungen in diesem Frühjahr seien optimal, doch die Nachfrage nach Spargel sei total eingebrochen.

Auch das Oster-Geschäft ging völlig daneben. Früher habe der Spargelhof Walter eine Extra-Kasse in der Scheune aufbauen müssen, um die vielen Vorbestellungen abzuarbeiten. "Wir hatten immer Zig-Vorbestellungen zu Ostern“, erzählt die Landwirtin. "In diesem Jahr dagegen lief das Oster-Geschäft wie an einem stinknormalen Samstag.“

Pfalz: Warum kaufen Kunden so wenig Spargel?

Geschäftsführer Hans-Jörg Friedrich vom Pfalzmarkt in Mutterstadt vermutet, dass viele Bürger geschockt sind wegen der stark gestiegenen Preise in allen Lebensbereichen und deshalb beim vermeintlichen "Luxusgut Spargel“ sparen. Ähnliches habe er von Winzern gehört. "Die Konsumenten kaufen zwar Wein, aber in geringeren Mengen. Mit der Begründung: Wir wollen im Sommer in Urlaub fahren, deshalb müssen wir das Geld zusammenhalten.“

Alexandra Walter weiß, dass nicht nur die Spargelbauern von diesem vermeintlichen Zwang zum Sparen betroffen sind. Sie habe von Kollegen gehört, dass das Geschäft auch beim Rhabarber schlecht laufe. "Da frage ich mich: Was essen die Leute derzeit eigentlich? Nudeln?“, fragt Walter ironisch.

Pfalz: Spargel bleibt länger oder ganz auf den Feldern

Die Firmenchefin hat reagiert und die Folien auf ihren Felder "auf weiß gedreht“, das heißt, nicht die schwarze Folienseite liegt oben, die dafür sorgt, dass der Spargel genug Wärme bekommt und kräftig sprießt, sondern die weiße Seite. Sie sorgt dafür, dass es im Acker kühler ist und sich das Wachstum des Spargels verlangsamt.

zwei Männer stechen Freiland-Spargel unter Folientunnel auf einem Feld bei Waghäusel-Kirrlach. (Foto: SWR)
Freilandspargel wird in der Pfalz meistens unter einer schwarz-weißen Folientunneln gezogen.

Andere Bauern haben sogar einen Teil ihrer Äcker stillgelegt, berichtet Spargel-Experte Joachim Ziegler vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt. Diese Bauern stechen die Spargelstangen nicht, sondern lassen die Pflanzen auf dem Acker austreiben.

Ist die Spargelsaison 2022 bereits völlig verloren? "Die Ernte läuft noch bis zum 24. Juni“, sagt Ziegler dazu und abgerechnet werde ja erst ganz zum Schluss. Er räumt aber ein, dass 2022 kein einfaches Spargeljahr ist. Es sei traurig, dass die Kunden weniger Geld zur Verfügung hätten und deshalb jetzt beim Kauf von landwirtschaftlichen Produkten sparten, so Ziegler.

Preise für Pfälzer Spargel sollen fallen

Alexandra Walter vom Spargelhof Walter in Gönnheim glaubt nicht, dass die Kunden ihre Kauf-Zurückhaltung noch aufgeben werden. "Das ist schon traurig in diesem Jahr“, sagt sie. Der Spargelhof wird wohl ein Minus machen, denn der Mindestlohn für die Spargelstecher wurde angehoben und die Kosten für Energie, Transport und das Spritzen der Pflanzen sind gestiegen.

Die Spargelpreise allerdings befinden sich wegen der vollen Kühlhäuser im Sinkflug. Das sei schon aberwitzig, klagt die Spargelanbauerin: "Überall klettern die Preise – und wir in der Landwirtschaft müssen trotz steigender Kosten die Spargelpreise senken, um überhaupt noch Umsatz zu machen.“

Wird mehr Billigspargel aus dem Ausland gekauft?

Neben der gestiegenen Lebensmittelkosten könnte ein weiterer Grund für den rückläufigen Absatz beim heimischen Spargel die Konkurrenz aus dem Ausland sein. Simon Schuhmacher, Vorstandssprecher des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer beklagt, dass zurzeit Spargel zu Tiefstpreisen in den Supermärkten angeboten werde. Und das obwohl der Einzelhandel beteuert habe, den regionalen Anbau stärken zu wollen, so Schuhmacher.

Die Schlagwörter "Saisonal“, "Regional“ und "Fair produziert“ seien offenbar nur Lippenbekenntnisse des Handels gewesen. Als Beispiel nennt er Grünspargel aus Griechenland, der aktuell zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen werde und heimische Ware verdränge.