Einige ehrenamtliche Helfer für die Betreuung von Flüchtlingen und ehrenamtliche Dolmetscher beklagen, dass die Stadt Ludwigshafen sie nicht ausreichend unterstützt. Sie fühlen sich allein gelassen. Der Kontakt zur Stadt und insbesondere zur Ausländerbehörde sei extrem schwierig. Das hätte in einzelnen Fällen dramatische Auswirkungen auf Familien, die Ludwigshafen zugewiesen werden.
Ehrenamtliche fühlen sich von Verwaltung allein gelassen
Eine der Ehrenamtlichen ist Natice Orhan-Daibel. Sie ist schon seit 2013 aktiv in Ludwigshafen und hat mittlerweile ein großes Netzwerk aufgebaut von Privatpersonen, die Asylbewerber und andere Neuankömmlinge, die nach Ludwigshafen kommen, unterstützen. Mittlerweile hat sie allerdings das Gefühl, dass sie in ihren Bemühungen immer mehr allein gelassen wird - beziehungsweise, dass sich die Stadt auf die Ehrenamtlichen verlässt.
Flüchtlingsfamilie bleibt nach einigen Pannen ohne Grundversorgung
Als ein Beispiel führt sie eine Familie an, die aus Aleppo über die Türkei nach Deutschland kam. Die Familie erhofft sich vor allem für ihre behinderte Tochter und die schwer krebskranke Mutter Hilfe. Die Wohnung, die diese Familie zugewiesen bekam, war behindertengerecht, aber in einer extrem dreckigen und stinkenden Obdachlosen-Unterkunft in der Kropsburg-Straße. Es fehlten Möbel und ausreichend Essen.
Erst als Helferin Orhan-Daibel ihr Netzwerk aktiviert hatte, sei Bewegung in die Sache gekommen. Mittlerweile wohnt die Familie in der Bayreuther Straße - immer noch nicht schön, aber deutlich besser. Allerdings - auch hier war der Eingangsbereich extrem verdreckt. Und es gebe weitere Familien in präkeren Situationen.
Bescheinigungen der Ausländerbehörde LU häufig zu spät
Dass der Kontakt vor allem zur Ausländerbehörde schwierig ist, sagt auch der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Ludwigshafen, Holger Scharff. Er berichtet, dass einige seiner Schützlinge sogar schon fast ihre Arbeit oder Wohnung verloren haben, weil dringend benötigte Bescheinigungen der Ausländerbehörde einfach nicht rechtzeitig ausgestellt wurden. Erst nach Anrufen beim Bereichsleiter habe es schließlich mit den Papieren geklappt. Auch Natice Orhan-Daibel beklagt, dass es bei der Stadt keine Ansprechpartner gibt.
Sozialdezernentin räumt Fehler bei Kommunikation ein
Die Beigeordnete Beate Steeg, die für Soziales und Integration zuständig ist, wehrt sich gegen die Vorwürfe. Gerade bei dem Beispiel der Familie mit dem behinderten Kind hätten sich sämtliche Behörden extrem bemüht. Wohnraum sei knapp - insbesondere für eine große Familie mit behindertem Kind. Dennoch räumt sie ein, dass Einiges bei der Kommunikation mit der Familie schief gelaufen sei.
Mitarbeitermangel in Ausländerbehörde Ludwigshafen
Die entsprechenden Behörden seien extrem überlastet. Vor allem die Ausländerbehörde habe viel zu wenige Mitarbeiter: Dort arbeiten aktuell vier statt der vorgesehenen 18 Stellen. Neue Bewerber seien nicht in Sicht. Der Chef der AWO Ludwigshafen fordert als Konsequenz eine Taskforce, die die Ausländerbehörde unterstützt, solange bis neue Mitarbeiter gefunden sind. Laut Beate Steeg ist das auch bereits angelaufen, aber man stehe erst am Anfang.
Sozialdezernentin will Dialog zu Ehrenamtlichen verbessern
Dennoch gebe es Ansprechpartner. Für alle sozialen Belange gebe es eine zentrale Email-Adresse: ansprechstelle@ludwigshafen.de. Von hier aus würden alle Emails an die zuständige Behörde weitergeleitet und man bekomme auch kurzfristig Antwort. Außerdem gebe es die zentrale Behörden-Telefonnummer 115. Auch von dort würden Anfragen weitergeleitet.
Steeg will das Gespräch mit den Ehremamtlichen suchen - auch mit Natice Orhan-Daibel: Im Januar soll bei einem runden Tisch besprochen werden, was die Behörden verbessern können.