Außerdem stellten die Richter am Mittwoch die besondere Schwere der Schuld fest. Das bedeutet, dass der 52-jährige Täter aus Dirmstein (Kreis Bad Dürkheim) auf alle Fälle 15 Jahre verbüßen muss und nicht vorher entlassen werden kann. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Angeklagte im Februar 2021 in Waldsee (Rhein-Pfalz-Kreis) zwei Pfeile einer Armbrust auf das Opfer geschossen und den schwerverletzten Mann danach erdrosselt hat. In der Urteilsbegründung hieß es, dass der Angeklagte die Tat sogar möglicherweise schon vorher geplant hatte. Die Richter sind mit dem Urteil der Forderung der Staatsanwaltschaft gefolgt, die eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert hatte.
Verteidiger will Urteil anfechten
Der Anwalt des Verurteilten, Hans Böhme, kündigte Revision gegen das Urteil an. Er hatte einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert. Der habe kein erkennbares Tatmotiv gehabt, der Tatverdacht sei auf ihn "gelenkt worden."
Plädoyer der Verteidigung: Polizei habe "schlampig ermittelt"
Der Verteidiger warf bei seinem Abschlussplädoyer der Polizei vor, "schlampige Ermittlungen" geführt zu haben. Sie hätten nicht auch in andere Richtung bezüglich anderer möglicher Täter ermittelt.
Böhme sagte, es würden Beweise zum genauen Hergang der Tat fehlen und gebe Unklarheiten darüber, wo Täter und Opfer genau gestanden hätten. Zudem reiche das Motiv, dass der Angeklagte sich aufgeregt habe, weil ein Autokauf geplatzt sei, für ihn nicht aus. Böhme sagte weiter, sein Mandant sei kein "Narzisst", so wie ein Gutachter dies befunden habe. Die angebliche "abgrundtiefe Kränkung", die zum Mord geführt haben soll, sei an den "Haaren herbei gezogen".
Täter soll zwei Schüsse mit Armbrust abgegeben haben
Im Büro der Werkstatt soll der verurteilte Sportschütze am Tag der Tat zwei Schüsse mit der Armbrust auf den 64-Jährigen abgegeben haben. Der Mann wurde schwer verletzt. Anschließend hat der Täter den Verletzten laut Staatsanwaltschaft erdrosselt. Die beiden Männer sollen sich zuvor gestritten haben.
Der getötete Werkstattbesitzer aus Waldsee hatte international einen Ruf als Autoexperte: Er hatte sich darauf spezialisiert, Oldtimer detailgetreu nachzubauen. Seine Modelle waren in der Szene offenbar heiß begehrt.
Landgericht Frankenthal: Angeklagter weist Vorwürfe zurück
Während des Mordprozesses im Landgericht räumte der Verurteilte zwar ein, dass ihm die Armbrust gehöre, doch geschossen habe eine andere Person. Ein unbekannter Täter wolle ihm etwas anhängen, sagte der Angeklagte. Er habe die Armbrust regelmäßig auf dem Gelände der Autowerkstatt in Waldsee versteckt, und zwar unter der Motorhaube eines ausgeschlachteten Cabrios. Jemand habe sie dort gefunden und mit dem Sportgerät herumgespielt, vermutete der 52-Jährige vor Gericht. Es habe sich dann versehentlich der Schuss gelöst, der den Werkstattbesitzer im Auge getroffen hatte.
Armbrust aus dem Internet
Die Armbrust hatte sich der nun verurteilte Fliesenleger am 5. Januar 2021 im Internet bestellt. Das hatten die Ermittlungen der Kriminalpolizei ergeben. Einen Tag zuvor, am 4. Januar, soll er laut Zeugen einen heftigen Streit mit dem Werkstattbesitzer in Waldsee gehabt haben. "Dieser zeitliche Zusammenhang ist reiner Zufall", so der Täter vor Gericht.