Im Ludwigshafener Frühverkehr des ÖPNV sind aufgrund des 9-Euro-Tickets tatsächlich ein paar neue Nutzer dabei: So etwa der Ludwigshafener Arzt Kamran Zedokov, der heute zum ersten Mal seit sechs Jahren mit der Bahn zum Arbeitsplatz fährt. Denn vorher habe es sich einfach mehr gelohnt, mit dem Auto von der Innenstadt zu seinem Job im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim zu fahren.
Ein Lambsheimer Rentner nimmt für den Preis jetzt auch lieber längere Umstiegszeiten in Kauf. Früher wäre er mit dem Auto in die Stadt gekommen. Andere Fahrgäste freuen sich, dass es jetzt günstiger ist und haben Nachbesserungsvorschläge für die Bahn:
Sorge vor zu vollen Bahnen
Ein Fahrgast am Berliner Platz findet das 9-Euro-Ticket "doof", wie er dem SWR sagte, weil die Züge dann überfüllt werden. Ein erhöhter Ansturm von Fahrgästen blieb am ersten Tag der 9-Euro-Aktion aus. Die Verkehrsbetriebe rechnen eher bei den kommenden verlängerbaren Wochenende durch die Feiertage damit, dass mehr Menschen das Ticket nutzen. So zum Beispiel am kommenden Pfingstwochenende. Bisher hat die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) nämlich bereits über 62.000 Tickets verkauft.
Tut die Bahn etwas gegen erwartete volle Züge?
Aus Kapazitätsgründen sei es aber nur an Wochenenden möglich, Züge zu verstärken, heißt es von den Betreibern. So bekommen beispielsweise die S-Bahn-Linien S1 und S2 zwischen Kaiserslautern bzw. Neustadt und Heidelberg einen Triebwagen mehr. Auch die Regionalexpresszüge 6 zwischen Karlsruhe und Neustadt sowie die Regionalbahnen zwischen Neustadt und dem französischen Weißenburg sollen laut Zweckverband an den Wochenenden meistens doppelt gefahren werden, also statt 120 Plätze sind es dann 240 Sitzplätze nach Weißenburg.
Sind Pfälzer Touri-Ziele gewappnet auf möglichen Ansturm?
Touristische Ziele in der Pfalz sehen es positiv, dass nun potentiell mehr Menschen in den kommenden drei Monaten für einen Ausflug in den Zug und ÖPNV steigen. "Wir freuen uns, wir haben noch Kapazitäten", heißt es beim Kulturmanagement des Kaiserdoms in Speyer. Im Dom hätten tausende Menschen gleichzeitig Platz. Auch das Technik Museum in Speyer ist für einen Besucheransturm gerüstet. Eine Sprecherin sagte, man habe genug Erfahrung mit großen Besuchermengen.
Der Holiday Park Haßloch könnte seinen Zubringer-Busverkehr bei Bedarf noch mit Hilfe lokaler Busunternehmen aufstocken, so ein Sprecher des Freizeitparks. Auch das Hambacher Schloss in Neustadt ist nach eigenen Angaben auf viele Besucher eingestellt. Der Bus fährt weiterhin einmal pro Stunde aus der Innenstadt zum Schloss.
Entlastung für Pendler Alle Infos zum 9-Euro-Ticket in RLP
Von Juni bis August gelten die 9-Euro-Monatstickets für den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV). Wo man sie kaufen kann und viele weitere Fragen beantworten wir in unserem FAQ.
Lohnt sich das 9-Euro-Ticket überhaupt in der Pfalz?
Ein kleiner SWR-Kostencheck zeigt: Das Ticket, das für den Monat nur jeweils neun Euro kostet pro Person, kann sich ziemlich schnell lohnen. In der Metropolregion Ludwigshafen-Mannheim kostet das Einzelticket in Trams sonst 2,80 Euro. Vier Fahrten und das 9-Euro-Ticket hat sich bereits gelohnt. Auch im Umland: Eine Hin- und Rückfahrt zwischen Speyer und Ludwigshafen kostet normalerweise nämlich 12,60 Euro. Von Landau nach Ludwigshafen und zurück sind es 23,60 Euro. Zwischen Speyer und Landau müssen Fahrgäste 16 Euro für Hin- und Rückfahrt bezahlen.
Zugausfälle wegen Baustellen zwischen Speyer und Bruchsal
Auch der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd steht durch den erwarteten Ansturm durch das 9-Euro-Ticket vor "enormen Herausforderungen", da gleichzeitig auch einige Bauarbeiten anstehen. So fallen zum Beispiel vom 2. Juni ab 19 Uhr bis Dienstag den 14. Juni zwischen Speyer und Bruchsal mehrere S-Bahnen der Linien S2, S3, S4 und S33 aus und werden durch Busse ersetzt. Die Züge der Linie RE 4 (Frankfurt – Karlsruhe) fallen zwischen Speyer Hbf und Karlsruhe Hbf aus.
Achtung bei Regionalzügen!
Das 9-Euro-Ticket gilt allerdings nicht in jedem Regionalzug. Hier kommt es auf den Betreiber an. Wird ein Regionalzug von der "DB Regio AG" betrieben, darf er mir dem 9-Euro-Ticket genutzt werden. Ein Regionalzug der "DB Fernverkehr AG" aber nicht! Eine solche Fahrt könnte dann als Schwarzfahren gelten und würde 60 Euro kosten.
Dies kann in der App oder auf der Homepage der Bahn bei der "Reiseauskunft" unter den "Weiteren Informationen" zu einem Zug eingesehen werden. Dort ist der jeweilige Betreiber vermerkt und ein Hinweis, wenn das 9-Euro-Ticket nicht gültig ist in diesem Zug.