Sommerschule (Foto: SWR)

Corona-Pandemie weiter Belastung für Schüler

Schuljahr in RLP: Lernlücken konnten nicht geschlossen werden

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch  (Foto: ARD-Hauptstadtstudio/Jens Müller )

Diese Woche endet in Rheinland-Pfalz das Schuljahr - für viele Schülerinnen und Schüler erneut mit Lernrückständen. Grund sind unter anderem Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie.

Unterrichtsausfall, Lehrermangel, Coronainfektionen und Quarantäne: Auch das zu Ende gehende Schuljahr in Rheinland-Pfalz war pandemiebedingt voller Herausforderungen für Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrer - trotz des Präsenzunterrrichts. Lernlücken aus dem Vorjahr konnten häufig nicht geschlossen werden oder es kamen neue Rückstände dazu.

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Schüler haben vor allem Lernlücken bei Fremdsprachen

Dies sei gerade in den unteren Klassen bei den Fremdsprachen und in Mathematik der Fall, berichtet Landeselternsprecher Reiner Schladweiler. Die größten Probleme für die Schülerinnen und Schüler waren demnach: "In den Fremdsprachen beispielsweise, dass die Vorjahresbücher noch nicht abgearbeitet waren, aber die neuen bereits anfingen", so Schladweiler auf Anfrage des SWR.

"Vor allem bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern bis etwa 8. Klasse macht sich die fehlende Übungszeit bemerkbar, etwa in den Fremdsprachen."

Eine ähnliche Schuljahres-Bilanz ziehen der Philologenverband und weitere Bildungsverbände im Land. "Die Lehrkräfte haben versucht ihr bestes zu geben, jedoch müssen wir alle Verständnis aufbringen, dass es nicht möglich war, alle Lernlücken aufzuarbeiten", heißt es von der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft (GEW) in Rheinland-Pfalz.

"Die bestehenden Lernlücken konnten weder im Präsenzunterricht noch in der Ferienschule geschlossen werden." 

Aber nicht nur Lernstoff musste aufgearbeitet werden. Durch Schulschließungen und Fernunterricht im vorangegangenen Schuljahr sei auch "vieles an eingeübten Regeln des sozialen Miteinanders verloren gegangen", sagt Lars Lamowski, stellvertretender Landeschef des VBE Rheinland-Pfalz.

"Geld zum Abbau von Lernrückständen wurde meist anders verwendet"

Lamowski beklagt, dass Bundesmittel, die dafür gedacht waren, Schülerinnen und Schüler beim Aufholen von Rückständen zu unterstützen, oft anders verwendet worden seien. Das Geld sei zumeist dafür genutzt worden, um an den Schulen "Personallücken zu stopfen und nicht für die Arbeit mit den besonders betroffenen Kindern und Jugendlichen".

Für viele Schülerinnen und Schüler im Land bedeutet das: Rückstände beim Lernstoff müssen in den Ferien aufgeholt werden. Das Bildungsministerium preist die Erfolge der bisherigen Sommerschule: "Während der Corona-Krise hat Rheinland-Pfalz mit den Sommer- und Herbstschulen eine Erfolgsstory geschrieben, die jetzt dauerhaft fortgesetzt werden soll." "Lernen in den Ferien" heißt das neue Programm, das gemeinsam mit den Volkshochschulen im Land aufgelegt wurde.

Geringere Nachfrage nach Ferien-Lernangeboten in RLP

Für das Programm stellt das Land in diesem Jahr eine Million Euro bereit. Dafür können laut Bildungsministerium 1.650 Kurse für 20.000 Schülerinnen und Schüler angeboten werden. Bisher wurden aber nur knapp 180 Kurse beantragt, für die sich etwa 1.700 Kinder und Jugendliche angemeldet haben. Im vergangenen Jahr nutzen etwa 10.000 Schülerinnen und Schüler die Angebote. Das Ministerium geht davon aus, dass der Bedarf in diesem Sommer geringer ist, weil das Schuljahr 2021/2022 in Präsenz lief. Ein Vergleich der Teilnehmerzahlen der Sommerschule mit den vergangenen Jahren sei deshalb nur bedingt möglich.

Sommerschule doch keine Erfolgsstory?

Die "Erfolgsstory" hinter der Sommerschule können Landeselternbeirat, Verbände und Gewerkschaft jedoch nicht wirklich erkennen. Sie hatten die Angebote schon in der Vergangenheit kritisch betrachtet. Landeselternsprecher Schladweiler bemängelt, dort sei zu wenig auf die Schwächen der Schüler eingegangen worden und kein Konzept erkennbar gewesen. Er bedauert zudem, dass sich so wenige ausgebildete Lehrer für den Einsatz gemeldet hätten.

"Die Ferienangebote sind zwar gut gemeint, doch einen wirklichen Effekt auf die Lernrückstände der Schülerinnen und Schüler haben sie nicht", meint Lars Lamowski vom VBE. Dort werde zum Teil jahrgangsübergreifende Unterstützung angeboten, die von nicht voll ausgebildeten Menschen gestemmt werden müsse.

"Wichtiger wäre es dahingegen, Vorsorge zu treffen, dass während der Schulzeit mehr Förder- und Unterstützungsangebote durch qualifiziertes Personal möglich sei", fordert GEW-Landeschef Klaus-Peter Hammer. "Hierfür brauchen wir mehr Lehrkräfte und weiteres Personal an den Schulen, im Sinne multiprofessioneller Teams."

Lehrermangel weiterhin das größte Problem der Schulen im Land

Den Personalmangel halten die Bildungsverbände weiterhin für das größte Problem der Schulen in Rheinland-Pfalz. Der Lehrkräftemangel stelle die Schulen vor ganz grundsätzliche Probleme. Vielerorts werde überlegt, ob der Ganztagsbetrieb eingestellt werde oder ob man eine Vier-Tage-Woche fahren müsse, da man den Grundbedarf nicht decken könne, berichtet der VBE.

"Durch den Personalmangel verstärken sich auch die Lernlücken in der Schülerschaft."

Der Fachkräftemangel ist nach GEW-Angaben an fast allen Schularten riesig. Auch Vertretungsverträge seien nicht nur im Förderschulbereich und an den Grundschulen kaum noch zu besetzen. Von Seiten des Landeselternbeirats läuft eine Petition, in der er zwei Milliarden Euro jährlich mehr für Bildung in Rheinland-Pfalz fordert, damit 7.000 zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden können.

Das Bildungsministerin weist daraufhin, dass Rheinland-Pfalz den Bildungsetat in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut habe und auch die Unterrichtsversorgung stetig verbessert worden sei. Die Bildungsverbände im Land sehen hier dennoch weiterhin ganz viel Luft nach oben.

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