Sollte offenbar entführt werden: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Axel Heimken)

Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz

Geplante Lauterbach-Entführung: Fünf Beschuldigte als Kern-Gruppe

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Zum Kern der extremistischen Chatgruppe, die die Entführung von Bundesgesundheitsminister Lauterbach und einen Umsturz geplant haben soll, gehören fünf Beschuldigte. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.

Vier Männer sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen werden die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstöße gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Zur fünften Person mache die Generalstaatsanwaltschaft aus "ermittlungstaktischen Gründen" keine Angaben, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Koblenz.

Die Mitglieder einer bundesweiten Chatgruppe aus sogenannten Reichsbürgern und Gegnern der Corona-Politik sollen in Deutschland Sprengstoffanschläge und die Entführung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplant haben. Sie waren vor einer Woche bei bundesweiten Durchsuchungen festgenommen worden.

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Insgesamt rund 70 Menschen aus Chatgruppe identifiziert

Die Beschuldigten sind zwischen 41 und 55 Jahre alt. Insgesamt werde zwar gegen zwölf deutsche Staatsangehörige ermittelt, die anderen hätten aber mit den Anschlags- und Entführungsplänen nach derzeitigen Erkenntnissen nichts zu tun. Ihnen würden andere Straftaten wie etwa illegaler Waffenbesitz oder das Fälschen von Impfzertifikaten vorgeworfen. Die Ermittler hätten insgesamt rund 70 Menschen identifiziert, die sich im Dunstkreis der Extremisten bewegten, die sich unter anderem "Vereinte Patrioten" oder "Deutschland Tag X" nannten.

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Verschwörer, Gegner der Corona-Politik und Reichsbürger

Es hätten sich aber längst nicht alle strafbar gemacht. Viele hätten sich aus Sympathie oder Neugier der Chatgruppe angeschlossen. Die Generalstaatsanwaltschaft sprach bei den Beschuldigten von einem "bunten Sammelsurium an Wirrheiten". Zu dem Spektrum gehörten Verschwörer, Corona-Leugner, Gegner der Corona-Politik und sogenannte Reichsbürger; viele seien am rechten Rand zu verorten.

Nicht bei allen seien aber Hinweise auf Rechtsextremismus gefunden worden. Gemeinsamer Hintergrund sei eine tiefsitzende staatsfeindliche Politik- und Staatsverdrossenheit. Rechtsextrem sei bei der Gruppe eine soziologisch-politische, aber keine juristische Einordnung. Der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz (SPD), hatte von "Rechtsterrorismus" gesprochen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer "schwerwiegenden terroristischen Bedrohung".

Ein Hauptbeschuldigter aus Neustadt/Weinstraße

Die beiden Hauptbeschuldigten aus Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz und Falkensee bei Berlin sollen die entscheidenden Planer und Organisatoren gewesen sein. Bei dem Mann aus der Nähe von Berlin fanden die Ermittler auch ein Kalaschnikow-Sturmgewehr. Ein "regelrechtes Waffenlager" wurde bei dem dritten Beschuldigten im niederbayerischen Kreis Landshut gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich aktiv an den geplanten staatsfeindlichen Aktionen beteiligen und Waffen einsetzen oder beschaffen wollte. Dem vierten Untersuchungshäftling - ein 43-Jähriger aus der Nähe von Oldenburg in Niedersachsen - wird vorgeworfen, sich um die Beschaffung der für die geplanten Taten erforderlichen Finanzmittel gekümmert zu haben.

Nach Droh-Mail festgenommener Mann kommt in die Psychiatrie

Der mutmaßliche Verfasser einer Droh-Mail an den Koblenzer Generalstaatsanwalt ist unterdessen an die Psychiatrie überstellt worden. In dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, war die sofortige Freilassung der vier in Haft sitzenden Beschuldigten gefordert worden. Der 30 Jahre alte wohnsitzlose Mann war am Mittwoch in Wiesbaden festgenommen worden, wie das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt (LKA) am Donnerstag in Mainz mitteilte. Der Mann sei zunächst in Mainz vernommen worden. Die Drohungen in der Mail hätten keinen konkreten Hintergrund gehabt.

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SWR