Das Weingut Nelles in Bad Neuenahr-Ahrweiler brauche für die Ernte 15 bis 20 Helfer pro Tag, erklärt Winzer Philip Nelles. Eine erste Anzeige in der Zeitung sei ohne Erfolg geblieben. Auch das Weingut Sermann in Altenahr sucht noch Erntehelfer. Hier soll es in der ersten Septemberwoche losgehen.
Sermann hofft wieder auf viele Helfer aus dem Raum Köln/Bonn - von dort seien in den letzten Jahren die meisten Helfer ins Ahrtal gekommen. Ein Helfertrupp aus Bonn sei auch bereits das ganze Jahr schon vor Ort, um beim Wiederaufbau zu helfen. Der würde auch bei der Weinlese helfen.
Ahrwinzer-Hilfe vom Ahrwein e.V.
Der Verein Ahrwein hat auf der Seite des Ahrtal Tourismus eine Hilfeseite für die Winzer erstellt. Hintergrund waren Anfragen von Helfern, die sich an den Verein gewandt hatten, um zu fragen, wie und wo sie helfen könnten, erklärt Carolin Groß vom Verein Ahrwein. Daraufhin habe man bei den Winzern angefragt, wer noch Helfer brauche. Insgesamt seien das jetzt 20 Betriebe und damit mehr als die Hälfte.
Der Bedarf sei nicht extrem hoch, so Groß, aber es seien definitiv noch Lücken da und es würden Helfer für die Weinlese gebraucht. Einer der Gründe sei, dass nach der Flut viele Menschen noch mit ihren eigenen Häusern beschäftigt seien oder weggezogen seien. Eine Beobachtung, die auch Philip Nelles vom Weingut Nelles so bestätigt.
Kaum Helfer aus Osteuropa in diesem Jahr
Ein weiterer Grund sei aber auch der Krieg in der Ukraine, erklärt Groß. In den letzten Jahren seien oft auch Erntehelfer aus Osteuropa ins Ahrtal gekommen, um bei der Weinlese zu helfen. Durch den Krieg hätten sie jetzt aber nicht die Möglichkeit, einzureisen. Die Seite der Winzer-Hilfe soll daher auch bis Anfang Oktober und somit bis zum Ende der Weinlese online bleiben, damit sich weitere Helfer bei den Winzern melden können.
Winzer arbeiten teilweise mit Leihmaschinen
Einige der Winzer arbeiten nach der Flut im vergangenen Jahr aktuell noch mit geliehenen Maschinen und Werkzeugen oder mit Material, das ihnen andere Winzer zur Verfügung gestellt haben, so Hubert Pauly, Präsident des Weinbauverbands Ahr. Beispielsweise mit Leihtraktoren, Traubenpressen oder Tanks. Viele hätten sich aber auch schon wieder Gerätschaften kaufen können, entweder gebraucht oder neu.
Ein größeres Problem stellt dagegen die Bezahlung dar. Viele Winzer hätten von ihrer Versicherung nur die Summe bekommen, die die zerstörten Geräte zum Zeitpunkt der Flut noch wert gewesen wären, berichtet der Präsident des Weinbauverbands weiter. Das reiche nicht für die Neubeschaffung. Teilweise würden die Winzer auch noch immer auf ihr Geld warten, weil die Anträge so lange dauern.
Die Lagermöglichkeiten sind dagegen schon fast überall wieder hergestellt, wenn auch nicht alle Weinkeller bereits fertig renoviert wären, so Pauly. "Aber um Wein zu machen, brauchst du ja keine Tapete an den Wänden", sagt er. Die Winzer, die ihre Lagerräume direkt an der Ahr hatten, hätten Lagermöglichkeiten woanders gefunden. Pauly rechnet damit, dass in zwei bis drei Jahren alles wieder in gewohnten Bahnen läuft.