Es ist viel los im Hotel von Michael Lentz in Bad Neuenahr-Ahrweiler: Keine Gäste, dafür Handwerker in jedem Raum. Erst seit ein paar Wochen kann er sein Hotel Central überhaupt renovieren. Denn erst seitdem ist der Weg dorthin wieder mit dem Auto befahrbar. Die Saison 2022 sei für ihn schon gelaufen, bevor sie überhaupt richtig angefangen habe, sagt Lentz. Sein Hotel liege noch in Schutt und Asche: "Wir werden nicht öffnen können in diesem Jahr."
"Wir haben die große Chance, durch die Helferschar jüngere Leute fürs Ahrtal zu begeistern."
Lentz hofft, dass die Arbeiten an seinem Haus im kommenden Jahr abgeschlossen sein werden. Und dann? Das Ahrtal habe sich seit der Katastrophe verändert, sagt er. Für den Tourismus müsse das aber nicht unbedingt schlecht sein. Bei den Helfern gebe es viele junge Leute. Er hoffe, das so auch ein Generationenwandel möglich sei und ein jüngeres Publikum fürs Ahrtal begeistert werden könne. Bislang war es mit den Themen Wandern und Wein vor allem für ältere Urlauber attraktiv.
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In den von der Flutkatastrophe zerstörten Regionen in Rheinland-Pfalz läuft der Wiederaufbau. Viel ist geschafft, viel ist noch zu tun. Hier die aktuelle Lage.
Gasthaus in Altenahr plant Eröffnung im Mai
Einige Kilometer die Ahr aufwärts steht Christian Storch in seiner nagelneuen Küche. In Altenahr betreibt er das Gasthaus Assenmacher. Noch wird hier renoviert, aber schon am 20. Mai wolle er wieder eröffnen, sagt er. Die ersten Gäste hätten auch schon wieder gebucht. "Ich hatte gerade ein Gespräch mit einem Gast, der in der Flutnacht bei uns war. Der hat ein Zimmer am Eröffnungstag gebucht und auch einen Tisch im Restaurant. Er sagt, er brauche das als Abschluss."
Schmitt: Land unterstützt Tourismus im Ahrtal mit rund einer Million Euro
Das sind nur zwei Beispiele aus dem Ahrtal, die zeigen, wie unterschiedlich der Stand bei den einzelnen Gastronomen und Hoteliers im Flutgebiet noch ist. Doch ihr gemeinsames Ziel steht fest: Auf Dauer soll das Ahrtal wieder ein touristischer Hotspot in Rheinland-Pfalz werden.
Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium unterstützt diese Bemühungen mit einem Finanzierungspaket in Höhe von rund einer Million Euro. Das teilte die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) am Montag mit.
Land: Geld für Werbung für Tourismus im Ahrtal steht bereit
Das Land plant demnach Wiederaufbau- und Unterstützungshilfen, aber auch Förderprogramme für Maßnahmen zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen sowie Unterstützung durch Beratungsangebote für die Betriebe im Gastgewerbe. Zudem solle konkret in Werbung für Urlaub im Ahrtal investiert werden. Dafür würden rund 300.000 Euro für Marketingmaßnahmen bereitstehen.
Die konkrete Ausgestaltung des Finanzierungspakets will Schmitt nach eigenen Angaben später im Frühjahr präsentieren. Bis dahin sei es wichtig, die Debatten innerhalb der Branche und der Region eng zu begleiten. "In meinen Gesprächen spüre ich eine große Lust auf Neues, auf Aufbruch", sagte Schmitt.
Infrastruktur im Ahrtal macht noch Probleme
Auch Ingrid Näkel-Surges, die Vorsitzende des Verkehrsvereins Dernau in der Verbandsgemeinde Altenahr, wünscht sich nach eigenen Angaben wieder mehr Touristen im Ahrtal, weist aber auch auf Probleme hin. Denn momentan sei die Infrastruktur noch nicht wieder vollständig intakt. An vielen Stellen könnten noch nicht viele Autos fahren oder parken. Außerdem, so Näkel-Surges, sei der Tunnel in Altenahr jetzt doch nicht vor Juni wieder offen.
Nun werde nach ihren Angaben überlegt, wie die Touristen trotzdem ins Tal kommen könnten. In den vier Weinbaugemeinden Dernau, Mayschoß, Rech und Altenahr gebe es deshalb Bestrebungen, die Urlauber bis oben auf den Berg in der Grafschaft fahren zu lassen und dann mit Shuttle-Bussen ins Tal zu bringen. Zudem wolle die Bahn Gelenkbusse einsetzen, weil die Bahnstrecke derzeit nur bis Walporzheim gehe.
Ein weiteres Problem sei die Beherbergung von Touristen. Es gebe kaum Übernachtungsmöglichkeiten, sagt Näkel-Surges. In den noch bestehenden Ferienwohnungen seien vor allem Menschen untergebracht, die durch die Flut ihr Zuhause verlassen mussten oder es verloren haben.
Jeder Besuch im Ahrtal ist "gelebte SolidAHRität"
Trotzdem hofften die Gastronomen und Hoteliers im Ahrtal, zunehmend wieder mehr Gäste begrüßen zu können, heißt es vom Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.. Angelockt werden sollen sie demnach beispielsweise mit Wandertouren und anderen Events im Tal. "Das Ahrtal hat trotz der Flutfolgen Schönes zu bieten. Die Landschaft ist gerade in den Höhenlagen vielfach unberührt", so Christian Lindner, der Vorsitzende des Vereins.
"Jeder, der kommt, ist willkommen."
Auch Hotelier Michael Lentz aus Bad Neuenahr-Ahrweiler ist froh, wenn es wieder losgeht und wenn wenigstens ein paar Touristen ins Ahrtal kommen. "Ich kenne Winzer, die haben alles verloren. Die sitzen in ihrem Hof, haben einfach ein paar Flaschen Wein auf einen Tisch gestellt. Und jeder, der kommt, ist willkommen." Am Anfang werde sicher noch einiges ein bisschen provisorisch sein. "Aber vielleicht bringen die Besucher auch ein bisschen Normalität zurück ins Tal."