Monika Runkel geht durch einen Mischwald bei Streithausen im Westerwald. Hier stehen vor allem Buchen und Eichen, die sind bis zu 170 Jahre alt. Dieser Wald hat alle Extremwetterereignisse der letzten Jahrzehnte überlebt, erklärt Runkel, etwa Stürme oder Dürreperioden. Auch Borkenkäfer hätten dem Wald nichts anhaben können. Der Wald sei resilient, Menschen hätten hier in den letzten Jahrzehnten kaum eingegriffen.
Runkel ist Leiterin des Forstamts Hachenburg und des Waldbildungszentrums des Landes Rheinland-Pfalz. Sie findet es zwar wichtig, sich mit Studien wie dieser auseinanderzusetzen, sie misst dem aber nicht oberste Priorität bei. "Prognosen für komplexe Ökosysteme wie unsere Wälder sind oft sehr schwierig und mitunter auch fehlerhaft", so Runkel.

Welche Prognosen gibt die Studie für den Wald?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU München und der ETH Zürich haben in einer neuen Studie die Auswirkungen der Klimakrise auf 24 europäische Baumarten untersucht. Sie erschien im Fachjournal "Global Change Biology".
Erstmals haben die Forscher dabei auch die Folgen eines möglichen Zusammenbruchs der Atlantischen Meridionalen Umwälzströmung (AMOC) der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts betrachtet. In diesem Szenario würde das Klima in Europa nicht heißer, sondern kälter und trockener werden - Bedingungen wie sie heute etwa in Mittelkanada vorherrschen.
Buchen, Eichen, Fichten und Kiefern als Verlierer
Die Studie zeigt: In den untersuchten Szenarien schrumpft der klimatisch geeignete Lebensraum der aktuell häufigsten Baumarten in Rheinland-Pfalz - Buche, Eiche, Fichte und Kiefer - in den kommenden Jahrzehnten teils drastisch. Verbleibende Bestände weichen vor dem zunehmend heißen und trockenen Klima nach Nordeuropa und Skandinavien.
Ein Zusammenbruch der AMOC würde Temperatur und Niederschlag in Europa abrupt senken. In Rheinland-Pfalz würden die klimatischen Bedingungen für Kiefer, Buche und Eiche zwar wieder besser werden, bestehende Verluste könnten aber nicht vollständig zurückgewonnen werden.
Sollten Förster jetzt also fremde Baumarten pflanzen?
Laut der Studie würden mediterrane Baumarten wie Flaumeichen oder Aleppokiefern im Klimawandel künftig bessere Wachstumsbedingungen finden. Sollten man diese Baumarten also jetzt in den Wäldern pflanzen? Monika Runkel hält davon nichts.
"Jede Baumart hat da wo sie ursprünglich herkommt ein komplexes Ökosystem, mit dem sie interagiert und welches sie mitprägt", erklärt Runkel. Dabei spielen etwa auch Bodenlebewesen, Insekten oder Vögel eine Rolle. Wenn man diese Baumarten jetzt etwa im Westerwald pflanzen würde, dann bedeute das ein Risiko für unser Ökosystem. "Und wenn unsere heimischen Wälder jetzt eines nicht brauchen können, dann ist das noch mehr Risiko", so Runkel. Man solle also nicht bloß in Baumarten denken, sondern die Waldökosysteme als Ganzes im Blick behalten.
In Rheinland-Pfalz gebe es daher ein Grundsatzkonzept bei der Waldentwicklung. Es basiere darauf, dass die Förster hauptsächlich mit den heimischen Baumarten wie Eichen oder Buchen arbeiten. Fremdländische Arten jedoch nur einzeln und dosiert gepflanzt würden.
Wie sollte man den Wald fit für den Klimawandel machen?
"Ich glaube, wir können unseren Beitrag leisten, indem wir naturnahe und resiliente Wälder und Ökosysteme entwickeln", sagt Monika Runkel. Der wichtigste Faktor für klimaresiliente Wälder ist ihrer Ansicht nach die Natur selbst. Der Mensch solle so wenig wie möglich und nur mit viel Sorgfalt eingreifen. "Die Natur hat Selbstheilungskräfte, die wir dringend brauchen, wir Menschen allein können das nicht richten."
In Bezug auf die Wissenschaft wünscht sich Monika Runkel mehr Grundlagenforschung. Etwa zur Bedeutung und Rolle der Böden. Oder dazu, wie wir ganze Ökosysteme erhalten und stabilisieren können. "Wir sollten weniger darauf schauen, wie wir jetzt die Fichte durch eine andere Baumart ersetzen können", ist die Forstamtsleiterin überzeugt.