Die Westerwälder Politikerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) wird während einer Rede von einer Wespe gestochen - und muss anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Das ist nur ein Fall von vielen, wie eine Umfrage des SWR unter Krankenhäusern in der Region Koblenz ergeben hat.
Ob in Koblenz, Simmern, Montabaur oder in Linz - in vielen Krankenhäusern in der Region sorgten Wespenstiche zuletzt für mehr Arbeit als üblich. Die Symptome der Patienten reichten demnach von Juckreiz und Schwellungen, über Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Atemnot und Herzrasen.
Allergiker sollten Notfall-Set dabei haben
"Wer allergisch auf Wespenstiche reagiert, sollte schnell behandelt werden", erklärt Karin Stahl, die Chefärztin der zentralen Notaufnahme im Kemperhof und im evangelischen Stift St. Martin. Viele Erwachsene mit einer bekannten Insektengift-Allergie seien vorbereitet und hätten entsprechende Notfallsets dabei - aber nicht immer.
Stahl berichtet von einer jungen Frau, die Samstagnacht eingeliefert wurde, weil sie hochallergisch reagiert hat. Sie wurde von einer Wespe in den Fuß gestochen: "Der Körper hat wirklich mit allem gefeuert, was ging - glücklicherweise wurde sie schon vom Notarzt gut versorgt". Die junge Frau habe nichts von ihrer Allergie gewusst.
Wespenstiche im Mund sind gefährlich
Auch Stiche im Hals- und Rachenbereich hätten sich in letzter Zeit gehäuft, heißt es beispielsweise vom Verbundkrankenhaus Linz-Remagen oder dem Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein. Die Wespen seien in der Regel unbeobachtet in Gläser oder Flaschen geschlüpft und beim Trinken in den Mund geraten.
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Stiche im Mund können laut Karin Stahl auch für Menschen ohne Allergie gefährlich werden. Und zwar dann, wenn die betroffene Stelle so stark anschwillt, dass man schlecht Luft bekommt. Hier sollte sofort gekühlt werden - beispielsweise mit Eis - und der Notruf gewählt werden. Bei normalen Stichen sei es hingegen nicht unbedingt notwendig, das Krankenhaus aufzusuchen. Rötungen, Schmerzen an der Einstichstelle und leichte Schwellungen seien ganz normal.
Vorsicht bei entzündeten Stichen
Manchmal könne es jedoch auch bei einem "normalen Stich" zu Komplikationen kommen. "Insektenstiche können sich entzünden - dann braucht es Antibiotika", erklärt Stahl. Wer von einer Wespe gestochen wird, sollte die Stelle zunächst kühlen und dann beobachten. Nimmt die Schwellung nach einigen Tagen eher zu als ab, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Warum gerade so viele Menschen mit Wespenstichen behandelt werden müssen, darüber kann Stahl nur mutmaßen. "Es kann sein, dass Menschen allergischer reagieren als früher. Es kann aber auch sein, dass einfach gerade mehr Menschen als sonst gestochen werden."
Trockenheit sorgt für Nahrungsmangel für Insekten
Nach Angaben von Naturschützern handelt es sich um ein gutes Wespenjahr. Das liege vor allem an dem trockenen und warmen Frühjahr. Wie Rainer Michalski vom Nabu Rheinhessen auf SWR-Anfrage erklärt, sind die Wespenvölker schon weit entwickelt und gerade dabei, ihren Nachwuchs zu versorgen. Die anhaltende Trockenheit sorge für Nahrungsmangel - weshalb die Insekten eher die Nähe von Menschen an ihren gedeckten Tischen suchen würden.
Stechfreudiger oder aggressiver seien die Wespen deshalb jedoch nicht. Da es sich um wechselwarme Tiere handelt, seien die Insekten jedoch gerade bei hohen Temperaturen besonders aktiv. "Sie wirken deshalb auf den ein oder anderen vielleicht hektischer", so Michalski.
Wer einem Stich vorbeugen will, der sollte sich ruhig verhalten, wenn er auf eine Wespe trifft. "Rumfuchteln oder Anpusten ist ganz schlecht", erklärt der Wespenexperte. Auch auf Parfum, stark duftende Deos, Shampoos oder Haarspray sowie Kleidung mit knalligen Farben sollte man laut Michalski besser verzichten: "Wespen werden davon angezogen - die denken dann, sie hätten es mit einer Blume zu tun."