Was wäre passiert, wenn die Behörden in Rheinland-Pfalz die Menschen überall an der unteren Ahr noch nach Mitternacht vor der Flutkatastrophe gewarnt hätten? In dem kleinen Ort Ehlingen, einem Ortsteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, ist bei der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr kein Anwohner ums Leben gekommen. Für die Anwohner ist klar, dass das an dem Anruf eines Feuerwehrmannes aus ihrem Ort lag. Dieser war selbst in der Nacht im benachbarten Heimersheim im Einsatz und schlug mit Hilfe seiner Tochter Alarm.
Tochter des Feuerwehrmannes schlug in der Flutnacht in Ehlingen Alarm
In der Flutnacht waren gegen halb eins viele der rund 270 Einwohner von Ehlingen erschöpft vom Füllen der Sandsäcke, erzählt Anwohner Robert Füllmann. Zunächst schien die Lage unter Kontrolle zu sein, doch gegen ein Uhr morgens rief ein Nachbar um Hilfe, weil in seinem Keller Wasser durch Boden und Wände eindrang.
Als immer mehr Wasser in den Keller strömte, bildeten die Nachbarn eine Eimerkette. Dann hörte Füllmann wie die Tochter eines Feuerwehrmannes aus dem Ort laut rufend durch die Straßen lief: "Kommt raus! Der Papa ist in Heimersheim im Einsatz - da sind schon Menschen im Keller eingeschlossen."
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In den von der Flutkatastrophe zerstörten Regionen in Rheinland-Pfalz läuft der Wiederaufbau. Viel ist geschafft, viel ist noch zu tun. Hier die aktuelle Lage.
Anwohner Dirk Göbel befand sich zu dem Zeitpunkt ebenfalls im Keller und versuchte dort alles zu sichern. "Als wir die Rufe gehört haben, bin ich schnell zu unserem 86-jährigen Nachbarn gerannt, habe ihn aus dem Bett geholt und ihm geholfen," sagt Göbel. In dieser kurzen Zeit floss das Wasser bereits über den benachbarten Spielplatz und hatte seinen Keller überflutet.
Zusammen mit seinem Nachbarn konnte sich Göbel in die höher gelegene Grundschule retten. "Wenn dieser Anruf nicht gekommen wäre, dann wären wir vermutlich noch im Keller gewesen und die Wassermassen hätten uns dort wahrscheinlich eingeschlossen."
Anruf des Feuerwehrmannes rettete vermutlich die Anwohner
Dass der Anruf des Feuerwehrmannes wohl mitverantwortlich dafür war, dass in Ehlingen niemand in der Flutnacht in einem Keller ertrunken ist - darüber sind sich Robert Füllmann und Dirk Göbel einig. Denn durch die Alarmierung der Tochter rannten mit ihnen viele Nachbarn aus ihren Häusern. Sie liefen von Haus zu Haus, riefen, schellten, trommelten an den Türen und warnten wiederum andere Nachbarn.
Zu diesem Zeitpunkt sei das Wasser schnell angestiegen, erzählen die Anwohner. Ein Teil von Ehlingen liegt in einer Senke - so sei der Ort wie eine Badewanne vollgelaufen, sagt Anwohner Thomas Koglin. "Das Wasser lief nicht so schnell wie an der oberen Ahr, aber wir mussten stramm gehen, um vor dem Wasser davon zu laufen."
Anwohner von Ehlingen retteten sich ohne Hilfe von Rettungskräften
Die Bewohner erfuhren nach der Flutkatastrophe, dass Feuerwehrleute an der Ahr, auch anderswo viele Menschen vor der Flutkatastrophe gewarnt hatten. Die Feuerwehr fuhr zum Beispiel im benachbarten Bad Bodendorf mit einem Lautsprecher durch die Straßen. In Ehlingen ertönte spät in der Nacht auch ein Alarm. Nachts um zwei Uhr, als sich alle in einem alten Schulgebäude in Sicherheit gebracht hatten, ertönte eine Sirene. Anwohner Thomas Koglin sagt: "Man kann schon sagen, dass das Dorf sich selbst gerettet hat, da keine Hilfe vor Ort war.