"Wandern für den Wiederaufbau" ist eine Initiative der vier Verkehrsvereine der Weindörfer Dernau, Altenahr, Mayschoß und Rech. An den Wochenenden im Mai können Besucher den Rotweinwanderweg laufen und unterwegs eine Pause an verschiedenen Wein- und Imbiss-Ständen einlegen. Das eingenommene Geld soll laut Ahrtal-Touristik in den Wiederaufbau fließen.
Wandern für den Wiederaufbau Das sollten Sie beim Ausflug ins Ahrtal beachten
Auch Monate nach der Hochwasserkatastrophe ist die Infrastruktur an der Ahr noch immer zerstört. Gäste sind trotzdem willkommen. Doch was ist in der Tourismusregion Ahrtal wieder möglich?
Dernau ist auch an diesem Wochenende wieder Treffpunkt für viele Wanderer. Und damit der kleine Ort an der Ahr nicht überquillt und fremde Autos die Straßen zuparken, bringt ein Shuttle-Bus die Menschen vom Parkplatz des Are-Gymnasiums in der Gemeinde Grafschaft nach Dernau.
Ahrtal ist ans Herz gewachsen
Mit dabei ist auch der Verein "Wanderspaß" aus Rieden in der Eifel. Gut gelaunt steigt das Trüppchen aus dem Bus. Der ein oder andere reibt sich noch schnell etwas Sonnenmilch auf Stirn und Nase und dann geht´s los in Richtung Weinberge zum Rotweinwanderweg.
Wandern für den guten Zweck
Liane und Udo Schmahl vom "Wanderspaß" hatten die Idee, an diesem Maiwochenende beim "Wandern für den Wiederaufbau" mitzumachen. Das Ahrtal sei ihnen ans Herz gewachsen, erzählt das Ehepaar. Ihre Tochter wohnt in Kreuzberg. Vor der Flutkatastrophe seien sie oft hier unterwegs gewesen, mit dem Rad oder auch zu Fuß.
Jetzt wollen sie die Menschen im Ahrtal unterstützen. Es sei zwar nur ein kleiner Beitrag für den Wiederaufbau, aber "die Menge macht´s". Die Wanderung sei auch ein sehr emotionaler Moment für sie, sagt Liane Schmahl. "Ich werde bestimmt das ein oder andere Tränchen verdrücken."
Menschen im Ahrtal unterstützen
Emotional berührt ist auch Doris Lefherz aus dem Oberbergischen Land. Mit ihrer Freundin Heide Bauer genießt sie den ersten Schoppen Wein nach dem steilen Anstieg in den Weinbergen und blickt ins Tal. Es sei schon erschreckend zu sehen, welche Schäden die Flut angerichtet hat und dass etwa zehn Monate später noch so viel davon sichtbar sei.
In echt seien die Bilder noch schlimmer als im Fernsehen, sagt sie. Aber – man müsse die Menschen hier unterstützen. Die seien froh, durch solche Aktionen wieder ein Stück Normalität zurückzubekommen.
Winzer wollen, dass Touristen kommen
Die Menschen im Ahrtal unterstützen, das hat sich auch Georg Schlich aus der Nähe von Wuppertal gedacht und ist mit dreizehn Freunden in einem Kleinbus nach Dernau gefahren. Nein, als Katastrophentourist fühle er sich nicht.
Er wäre nie ins Ahrtal gefahren, nur um sich die Flutschäden anzusehen. Aber wenn die Winzer zum "Wandern für den Wiederaufbau" einladen, "dann wollen sie ja auch, dass wir kommen", sagt Schlich. "Man kann ein Weinglas kaufen für eine Spende von fünf Euro - und für sechs Euro ein Solidaritäts-Bändchen für den Arm. Das sind dann schon mal elf Euro an Spenden und dann werden wir auch noch was essen." So bleibt Geld im Ahrtal.
Rotweinwanderweg statt Helfer-Shuttle
Jens Wiedmann aus Hamburg und Daniel Wilm aus Bochum haben als Helfer im Ahrtal zusammen Schlamm aus den Häusern geschippt. Es sei ein gutes Gefühl hier wieder zu wandern, sagt Wilm, der schon den Ahrsteig gelaufen ist. Es habe sich viel verändert. Doch leider hätten viele noch Hemmungen zu kommen. Aber, sagt Wilm, die Menschen hier seien auf Touristen angewiesen. „Die brauchen das einfach.“