Unternehmer Dmitri Heidebrecht macht sich Sorgen wegen Russland-Sanktionen (Foto: SWR)

Der Krieg und die wirtschaftlichen Folgen

Russland-Sanktionen: Unternehmer aus dem Hunsrück in Sorge

STAND

Die EU will Russland durch Sanktionen in seine Schranken weisen. Unternehmen im Norden von RLP sind in Sorge. Die IHK Koblenz spricht von unabsehbaren Folgen.

Seitdem Russland in der Ukraine einmarschiert ist, hat sich nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz bei Unternehmen Unsicherheit breitgemacht. Dafür sorgen auch die von der EU beschlossenen Sanktionen gegen Russland. Allerdings sei noch unklar, was dies konkret für die betroffenen Betriebe im Norden von Rheinland-Pfalz bedeute.

Schon kurz vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine fürchtete der Hunsrücker Unternehmer Dmitri Heidebrecht schwerwiegende Folgen für alle Betriebe, die in Russland Geschäfte machen. Er lebt seit 1991 in Deutschland. Gemeinsam mit einem Unternehmen aus Simmern hat er vor elf Jahren eine Firma in Russland gegründt. Müsse er die Produktion dort aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland einstellen, verliere er viele seiner Kunden, sagte der Unternehmer vergangenen Mittwoch kurz vor Beginn der Kampfhandlungen in der Ukraine.

Ein Unternehmer aus Simmern stellt in Russland Landmaschinen her und kennt den russischen Markt. (Foto: SWR)
Dmitri Heidebrecht vertreibt in Russland Landmaschinen, unter anderem solche Traubenvollernter.

Dmitri Heidebrecht ist selbst in Kasachstan geboren, in Sibirien aufgewachsen und hat lange im Kaukasus gelebt. Daher wisse er: "Sanktionen haben den meisten Russen noch nie viel ausgemacht". Aber sie hätten schwere Folgen für die Europäische Wirtschaft, das sei eine alte Weisheit: "Liefern wir keine Maschinen nach Russland, liefert sie ein anderer", sagte Heidebrecht. Die Produkte kämen dann eben aus China oder einem anderen Land.

In den vergangenen Jahren habe die russische Regierung 600 Milliarden Dollar zur Seite gelegt, um für mögliche Wirtschafts-Sanktionen gewappnet zu sein. Dieses Geld werde die russische Regierung mit großer Sicherheit auch jetzt einsetzen, meint Dmitri Heidebrecht.

Russland scheint auf Sanktionen vorbereitet

Dies geschehe nicht sofort. Aber im Laufe der Zeit werde die russische Regierung Fördergelder an Betriebe für die Entwicklung neuer Maschinen und Technologien vergeben. "Und in drei bis vier Jahren haben die ihre Maschinen selbst gebaut", sagte der Geschäftsmann vergangenen Mittwoch.

Ähnliche Sorgen treiben auch viele andere Betriebe um, die mit Russland Geschäftsbeziehungen hätten, erklärte die IHK Koblenz. Sie versorgt nach eigenen Angaben über einen Newsletter rund 370 Betriebe mit aktuellen Informationen zum Umgang mit den Sanktionen. Nach Angaben von IHK-Sprecherin Susanne Thelen liege die Zahl der betroffenen Betriebe im Norden des Landes wahrscheinlich aber noch um einiges höher.

Konkrete Details der Sanktionen sind noch nicht bekannt

Demnach liefern vor allem heimische Unternehmen aus der Chemiebranche, dem Maschinenbau und der Kunststoffindustrie Produkte nach Russland. Landesweit beziffert Thelen den Warenwert der Ausfuhren nach Russland auf 1,1 Milliarden Euro pro Jahr.

Die IHK Koblenz hat eine Telefon-Hotline eingerichtet, um besorgte Unternehmer zu beraten. Unter der Nummer 0261/106500 beantworten Außenhandelsexperten der IHK nach eigenen Angaben vor allem Frage, wie sich die betroffenen Unternehmen auf härtere Wirtschaftssanktionen gegen Russland vorbereiten könnten.

Rheinland-Pfalz

Krieg in Osteuropa Wirtschaft in RLP befürchtet massive Verluste durch russischen Angriff auf Ukraine

Nach den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine zeigen sich Vertreter der Wirtschaft in Rheinland-Pfalz besorgt. Insbesondere befürchten sie massive Folgen für die Unternehmen bei weiteren Sanktionen gegen Russland.

Trier

Konflikt mit wirtschaftlichen Folgen Drohender Krieg in der Ukraine trifft Moselwinzer

Wenn der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eskaliert, betrifft das auch Firmen in der Region Trier. Vor allem der Weinbranche an der Mosel drohen Einbußen.

Mainz

Russlands Krieg gegen Ukraine Politik und Wirtschaft in RLP warnen vor "massiven Folgen"

Auch in Rheinland-Pfalz haben Politiker den russischen Angriff auf die Ukraine aufs Schärfste verurteilt. Wirtschaftsministerin Schmitt erwartet "teils massive" Folgen der Sanktionen.

Koblenz

Abbruch des Urlaubs im Heimatland Wie ein Koblenzer die Flucht aus der Ukraine erlebte

Andreas Herrmann kommt aus der Ukraine, lebt aber seit mehr als 15 Jahren in Koblenz. Als der Krieg ausbricht, ist er im Urlaub in seinem Heimatland.

Koblenz

Fluchtbewegung nach Deutschland Große Sorge um Verwandte in der Ukraine

Viele Menschen mit ukrainische Wurzeln verfolgen angesichts des russischen Angriffs voller Sorge die Nachrichten. So unter anderem auch Marina und Wladislaw Dmytrenko aus Koblenz.

Rheinland-Pfalz

Russlands Krieg gegen die Ukraine Rund 100 Kriegsflüchtlinge halten sich derzeit offiziell in RLP auf

In den fünf rheinland-pfälzischen Aufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende sind nach offiziellen Angaben bislang 105 Menschen aus der Ukraine angekommen.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

STAND
AUTOR/IN
SWR