Bei einem Vor-Ort-Termin mit Kommunalpolitikern aus dem Rhein-Lahn- und dem Rhein-Hunsrück-Kreis erklärte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Montagmorgen, dass er für Herbst damit rechnet, die Grundlage für die Brücke geschaffen zu haben. Demnach soll dann das sogenannte Raumordnungsverfahren abgeschlossen sein.
Im Rahmen des Verfahrens seien 27 Einwendungen gegen den Bau der Brücke eingegangen - unter anderem von Behörden und Verbänden, aber auch von Privatpersonen. Nach ersten Einschätzungen können die angesprochenen Probleme jedoch gelöst werden. Lewentz zeigte sich dementsprechend optimistisch: "So weit waren wir noch nie", sagte er.
Bau der Mittelrheinbrücke wird noch einige Jahre dauern
Sobald der Raumordnungsentscheid erlassen ist, sei das Verkehrsministerium an der Reihe, die weiteren Planungen zu übernehmen. Wie lange es mit dem Bau dann dauern werde, könne er aber nicht beantworten. "Wenn Sie mich als Bürger des Mittelrheintals fragen würden - zur BUGA 2029 hätte ich mindestens gerne die Baustelle", so Lewentz.
Dieses Zieldatum verfolgt auch die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP). Ob das klappen werde, wisse sie aber nicht: Der Fachkräftemangel, die Materialknappheit und die Kostenexplosion machten konkrete Vorhersagen zum Zeitplan sehr schwierig. Allerdings halte auch sie einen Baubeginn vor der Bundesgartenschau für ein tolles Signal.
Kosten für Mittelrheinbrücke noch unklar
Momentan könne noch niemand genau sagen, was der Bau der Mittelrheinbrücke genau kosten werde. Das müsse zunächst geplant werden, so Lewentz. Das Raumordnungsverfahren habe rund 770.000 Euro gekostet, das habe das Land komplett gezahlt. Die Baukosten selbst werde das Land zu 80 Prozent übernehmen, die restlichen 20 Prozent die beiden Landkreise. Somit müssen der Rhein-Lahn- und der Rhein-Hunsrück-Kreis jeweils zehn Prozent der Baukosten tragen.
Geplant ist nach Angaben des Ministers in den nächsten Jahren auch ein neuer internationaler Gestaltungswettbewerb für die Mittelrheinbrücke. Das Ziel sei, dass der Bau welterbeverträglich ausgestaltet werde - die Kulturlandschaft Dresdner Elbtal verlor einst wegen eines Brückenbaus ihren Welterbetitel. Die Anregung zu dem Wettbewerb kaum laut Lewentz von einer Delegation der Unesco und ihrem Beratergremium Icomos. Die Experten hatten im Mai das Welterbe Oberes Mittelrheintal besucht.
Mögliche Klagen gegen eine Mittelrheinbrücke nicht ausgeschlossen
Zwischen Mainz und Koblenz gibt es auf rund 80 Rheinkilometern nur sechs Fährverbindungen. Deshalb fordern viele Anwohner, Kommunalpolitiker, Verbände und Unternehmen in der Region seit vielen Jahren eine Querung über den Mittelrhein zwischen St. Goar und St. Goarshausen. Zahlreiche Naturschützer und die Fährbetreiber sind aber dagegen. Klagen sind deshalb nicht ausgeschlossen.
Mit Blick auf das gegenwärtige Niedrigwasser des Rheins erklärte der Innenminister: "Dies wird aufgrund des Klimawandels zukünftig häufiger vorkommen und kann auch zu Ausfällen der Fähren führen." Umso wichtiger sei die Brücke.
Fähren fahren bei Niedrigwasser nicht
Verkehrsministerin Schmitt betonte, viele Berufspendler und Handwerker seien "in anspruchsvollen Zeiten" dringend auf eine sichere Rheinquerung angewiesen, "die bei allen Witterungsbedingungen und zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung steht".
Innenminister Lewentz glaubt an das touristische Potenzial der Mittelrheinbrücke. Bei dem Termin am Montag in St. Goarshausen sagte er, dass Orte mit besonders ästhetischen Brückenbauwerken Menschen anziehen würden. Als Beispiel nannte er die weltberühmte Golden Gate Bridge von San Francisco.