Mehrere Wölfe in einem Waldstück (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Soeren Stache)

Verschwundene Wölfe

Naturschutzinitiative fürchtet: Wölfe im Westerwald illegal getötet

Stand
AUTOR/IN
Christoph Bröder

Der Umweltverein Naturschutzinitiative vermutet, dass mehrere Wölfe im Westerwald, die jetzt verschwunden sind, möglicherweise abgeschossen worden sein könnten. Das ruft Kritik hervor.

Die Naturschutzinitiative (NI) mit Sitz in Quirnbach im Westerwald hat in einer Pressemitteilung einen schweren Verdacht geäußert. Darin schreibt sie: Seit dem Frühjahr 2020 seien acht Wölfe spurlos zwischen Rheinbrohl und Bad Hönningen verschwunden.

Auch die Wölfin vom ehemaligen Truppenübungsplatz Stegskopf sei bereits seit längerer Zeit verschwunden. "Weil die Indizienkette schlüssig ist, sind sich alle Fachleute einig: Sie sind tot und wurden eventuell sogar illegal abgeschossen. Das bestätigen uns auch ortsansässige Jäger", sagt Biologe und Artenkenner Günter Hahn, der NI-Sprecher. Der Verein habe daher die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe eingeschaltet.

Kreis Neuwied spricht von reiner Mutmaßung

Ein Sprecher des Kreises Neuwied hält den Verdacht der NI dagegen für eine reine Mutmaßung: Sie liefere keine konkreten Beweise für illegale Abschüsse von Wölfen, denen man nachgehen könnte. Wenn es solche Hinweise gebe, sollten sie an die Polizei übergeben werden. Illegale Abschüsse werde der Kreis nicht tolerieren.

Kreisjagdverband nimmt Jäger in Schutz

Die Äußerungen der Naturschutzinitiative sorgen auch unter den Jägern im Kreis Neuwied für Aufruhr: Michael Proca, der Vorsitzende der Kreisgruppe Neuwied im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz, kritisiert, der Naturschutzverein stelle alle Jäger unter Generalverdacht. Er sei aber sicher, dass sich alle 670 Jäger der Kreisgruppe beim Thema Wolf an die Gesetze halten: Wölfe stünden unter Naturschutz und dürften nicht getötet werden.

"Als Jäger einen Wolf zu schießen, ist eine Straftat und kann etwa mit einer hohen Geldstrafe geahndet werden."

Wölfe im Westerwald könnten durch Holzfällarbeiten abgewandert sein

Wohin die Wölfe verschwunden sein könnten, kann auch Proca nicht sagen. Aber er hat eine Vermutung: "Die letzten drei Sommer waren sehr heiß und viele Bäume sind durch Dürre und Borkenkäfer abgestorben. Viele Bäume sind gefällt worden, dadurch gab es viel Unruhe im Wald." Das dürfte den Wölfen nicht gefallen haben. Denn der Wolf sei von Natur aus ein scheues Tier.

Immer wieder Diskussion um Ausbreitung des Wolfes

Bereits seit Monaten wird im Westerwald heftig über die Wölfe diskutiert. Nach Angaben des Bauernverbands Rheinland-Nassau habe es allein in diesem Jahr schon 25 nachgewiesene Fälle gegeben, bei denen ein oder mehrere Wölfe Nutztiere im Westerwald gerissen haben - etwa Schafe, Ziegen und Damwild.

Einige Landwirte und Nutztierhalter, der Bauernverband, aber auch Politiker fordern deshalb schon den Abschuss solcher Wölfe. Auf der anderen Seite setzen sich Naturschutzverbände wie der Naturschutzbund (NABU) oder die Naturschutzinitiative mit Sitz im Westerwald für den Schutz der Wölfe ein. Vor kurzem gab es in Neitersen im Kreis Altenkirchen eine Kundgebung, bei der beide Seiten aufeinander trafen.

Kontroverse um weitere Wolfs-Präventionsgebiete Fünf Jahre Wolfsmanagementplan in Rheinland-Pfalz

Wolfsrisse erhalten in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit, werden bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft erfasst und sind Teil des Wolfmanagementplans von 2015.

Landesschau Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Stand
AUTOR/IN
Christoph Bröder