Jetzt im Winter ist es kalt auf der Sauerburg am Mittelrhein. Deshalb empfängt Christian Borgmann Gäste gerne im Kaminzimmer. Der Weg dorthin führt durch den kleinen Rittersaal. Das Gewölbe ist mit einer prächtigen Wandvertäfelung verziert. An der langen Tafel stehen 20 Stühle. Durch das Bleiglasfenster fällt strahlendes Licht durch prächtige Wappen mit Löwen und Helme voller Federschmuck.
"Die Burg war ein Lebenstraum."
Er habe schon als Kind immer gerne Ritter gespielt, erzählt Borgmann. Die Burg sei ein Jugendtraum gewesen. Der sei für ihn mit dem Kauf der Sauerburg hoch oben über dem Ort Sauerthal nahe der Loreley in Erfüllung gegangen.

Ritterburg aus dem Mittelalter
Die Sauerburg wurde bereits im 12. Jahrhundert auf einem Berg oberhalb der Gemeinde Sauerthal im Tiefenbachtal errichtet. 1355 wurde sie erstmals erwähnt. Heute bietet sie ihrem neuen Besitzer gut 800 Quadratmeter Fläche. Sie besteht aus einer Hauptburg mit eingefallenem Bergfried, zwei Vorburgen mit Torhaus und einer mittelalterliche Kapelle. Eine Ritterburg, wie sie im Buche steht. Allerdings gebe es keine Gespenster, lacht Borgmann: "Zumindest habe ich noch keines gesehen."

Christian Borgmann sieht nicht so aus, wie man sich den Burgherren einer mittelalterichen Ritterburg vorstellen mag: Er ist kein Mittelalter-Fan mit langem Gewand oder einem Faible für Rüstungen. Der Unternehmer aus Wiesbaden ist eher modern, lässig und sportlich. Das muss der 61-Jährige auch sein bei all den Treppen, die er in seiner Burg täglich auf und absteigt. "Ich hab mal gezählt", berichtet er. "Manchmal sind es gut 2.000 Stufen. Das hält aber auch fit, das ist wichtig."
Statt Haus im Grünen eine Burg im Welterbe Oberes Mittelrheintal
Eigentlich wollte der Wiesbadener Unternehmer nur raus aus der Stadt. Er und seine Frau suchten ein Haus im Grünen, etwas Kleines auf dem Land, erzählt er. Im Sommer 2020 habe er dann die Sauerburg mitten im UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal gefunden - auf einer Immobilienseite im Internet.

Sofort sei er nach Sauerthal gefahren, habe die Sauerburg besichtigt und schon eine Woche später einen mündlichen Kaufvertrag geschlossen. Seine Frau habe ihn für völlig verrückt erklärt. Und gesagt: " Das ist Dein Projekt, da habe ich nichts mit zu tun. Wir haben Arbeit genug. Aber ich habe es nie bereut."
"Ich habe es nie bereut."
Sauerburg bietet Platz für Ferienwohnungen und Burgfestspiele
Über den Kaufpreis will der Unternehmer nicht reden. Die Sauerburg war zuvor im Besitzt einer Gesellschaft aus der Schweiz. Sie habe aus dem Gebäude ein Hotel machen wollen, erzählt Borgmann. Der Vorbesitzer habe die Burg daher saniert, die Dächer erneuert und eine Zentralheizung eingebaut.
Ein Film von Gudrun Fünther Der Ort Sauerthal im UNESCO-Weltkulturerbe
Sauerthal liegt südlich der Loreley in einem Seitental des Rheins. 145 Menschen leben unterhalb der Sauerburg im tiefen Tal des Tiefenbachs.
Viel Zeit um die Ruhe auf seiner Burg zu genießen scheint Borgmann allerdings nicht zu haben. Er pendele ständig zwischen seinem Haus in Wiesbaden und seiner Burg im Taunus hin und her, erzählt er. Und obwohl die Burg in gutem Zustand sei, gebe es immer viel zu tun, meist Reparaturarbeiten, um die Burg instand zu halten.
Christian Borgmann: "Die Burg ist mein Hobby"
Im Moment lässt Borgmann eine dritte Ferienwohnung im Torhaus ausbauen. Dort können Gäste die mittelalterliche Szenerie und die Ruhe genießen. Außerdem gab es bereits ein Konzert mit klassischer Musik oder mittelalterliche Burgspiele. Und in der alten Burgkapelle sollen künftig Familienfeste wie Taufen oder Hochzeiten stattfinden.
Christian Borgmann hat noch viel vor auf seiner Burg. Doch manchmal fühle sich das Burgherren-Dasein noch etwas komisch an, wenn er durch die Sauerburg laufe. Dann denke er manchmal, dass sei doch etwas verrückt. Zudem frage ihn jeder, warum er das gemacht habe. "Aber andere haben auch ihre Hobbys. Die kaufen sich Oldtimer oder machen Weltreisen", erklärt Christian Borgmann. Und er habe sich eben eine Burg gekauft.