Das Sumpfgebiet "Thürer Wiesen" bei Mendig gilt als wichtiges Feuchtbiotop im Kreis Mayen-Koblenz. Auch gut drei Monate nach dem Tanklasterunfall werden hier immer noch Wasser- und Bodenproben genommen und die Ölsperren regelmäßig kontrolliert. Eine mobile Aktivkohle-Wasserfilteranlage, die derzeit noch im Einsatz ist, um mögliche Ölrückstände im Thürer Bach zu entfernen, kann nach Angaben der Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz aber bald abgebaut werden. Die Wasserproben seien unproblematisch.
Kreis kann noch nichts zu langfristigen Folgen in "Thürer Wiesen" sagen
Allerdings wissen die Umweltexperten der Stiftung und der Kreisverwaltung noch nicht, wie sich der Ölunfall auf Dauer auf das Gebiet auswirken wird. Auf der einen Seite der Straße L113 liegt das bestehende Naturschutzgebiet "Thürer Wiesen". Dieses Gelände wird seit 2014 von Karpatischen Wasserbüffeln beweidet. Hier konnten die Einsatzkräfte weitgehend verhindern, dass Öl eindringt. Das ist den Angaben zufolge nach wie vor so - auch wenn zur Sicherheit immer noch Ölsperren hier liegen und regelmäßig ausgetauscht werden.

"Die bisherigen Ergebnisse lassen darauf hoffen, dass es in dem Naturschutzgebiet zu keinem Schaden gekommen ist", schrieb die Kreisverwaltung dazu auf eine Anfrage des SWR im April. Wie es in der sogenannten Erweiterungsfläche auf der andere Seite der Landstraße aussieht, lässt sich nach Angaben der Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz noch nicht sagen. Dieser Bereich sollte das Naturschutzgebiet eigentlich vergrößern.
Viele Schäden im Erweiterungsgebiet - Nutzung unklar
Auf dieser Fläche sollte das Naturschutzprojekt erweitert werden. Wie auf der anderen Straßenseite sollten dort bald Karpatische Wassserbüffel weiden, um zu verhindern, dass das Gelände verbuscht. Denn nur als Gelände mit Freiflächen kann es zu einem Lebensraum für viele verschiedene Arten werden, erklärt Diplom-Biologe Jörg Hilgers von der Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz.

Durch den Ölunfall ist die Fläche jetzt erstmal unbrauchbar geworden. "Eine zeitnahe Umsetzung dieses lange geplanten Herzens-Projektes ist durch den Ölunfall erstmal gescheitert", so Hilgers. "Wir hoffen natürlich, dass die Tiere irgendwann dann doch drauf können, wenn die Veterinäre und Labore Grünes Licht geben."
Gelände wurde nach Öl-Unfall gereinigt
Einsatzkräfte und Freiwillige hatten das Gelände unmittelbar nach dem Ölunfall gereinigt, dabei aber auch viele verendete Tiere gefunden. Auch ölverseuchtes Schilf wurde entfernt, und das Heizöl mit einem Hubschrauber aus dem Sumpfgebiet geweht. Ob das etwas gebracht hat, könne man zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen, so die Stiftung, da sich die langfristigen Folgen erst in mehreren Monaten oder Jahren zeigen werden.
Kreis rechnet mit Schaden im zweistelligen Millionenbereich
Auch für den Kreis Mayen-Koblenz ist der Ölunfall schlimm. Der Erste Beigeordnete des Kreises Mayen-Koblenz, Pascal Badziong (CDU) sagte, die Fauna und Flora sei in dem Gebiet stark geschädigt worden: "Es wäre tatsächlich das Wort-Case-Szenario wenn sich irgendwann herausstellen sollte, dass das Grundwasser betroffen ist und deshalb das Naturschutzgebiet nicht erweitert werden kann."
Zwar stehe man seit dem Unfall mit der Versicherung des Verursachers in gutem Kontakt. Jedoch seien die Kosten für die ganzen Rettungsaktionen und Sanierungsmaßnahmen noch gar nicht bezifferbar. Er gehe aber davon aus, dass man "am Ende sicherlich im zweistelligen Millionenbereich landen" werde.
Eder-Besuch nach Tanklasterunfall in Mendig Katastrophe für Naturschutzgebiet: 12.000 Liter Heizöl in die "Thürer Wiesen" gelaufen
Beim Tanklasterunfall bei Mendig sind große Mengen Heizöl in das Naturschutzgebiet "Thürer Wiesen" gelangt. Jetzt war die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder vor Ort.
Zaun sollte Erweiterungfläche für Wasserbüffel vorbereiten
Immerhin steht inzwischen ein Zaun um das Erweiterungsgelände, der bereits lange vor dem Ölunfall geplant war. Er sollte der Natur dabei helfen, Außeneinflüsse - zum Beispiel durch Spaziergänger oder Wanderer - zu vermeiden, so Biologe Hilgers. Momentan hilft er demnach aber auch dabei, dass die Vögel und sonstigen Tiere, die den Ölunfall überlebt haben, auf dem Gebiet wieder etwas zur Ruhe kommen können und sich auch die Vegetation etwas erholen kann.
Mögliche Verschmutzung des Grundwassers immer noch unklar
Ob das Grundwasser möglicherweise durch Heizölreste verunreinigt worden ist, steht auch immer noch nicht fest. Das werde man wohl erst in ein paar Monaten wissen, sagte kürzlich Stefan Friedsam, der Werkleiter des zuständigen Wasserversorgungs-Zweckverbandes Maifeld-Eifel.
Momentan werden rund um den Unfallort nach wie vor regelmäßig Wasserproben genommen und analysiert. Die Ergebnisse seien nicht besorgniserregend, so Friedsam. Bislang habe man keine giftigen Rückstände nachweisen können. Das ist nach Angaben von Tanja Stromberg von der Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz auch immer noch der Fall.

Trinkwasserbrunnen ist vorsichtshalber abgeschaltet
Doch das sei nur eine Momentaufnahme. Ob eventuell auch das Grundwasser und ein fünf Kilometer entfernter Trinkwaser-Brunnen kontaminiert seien, zeige sich erst, wenn das Oberflächenwasser in die Grundwasserschichten gesickert sei. Das könne mehrere Monate bis Jahre dauern, so Zweckverband und Stiftung. Auch wenn die Proben bisher alle in Ordnung waren, war der Brunnen deswegen aber nach dem Unfall vorsichtshalber abgeschaltet worden.
Sanierung der B262 inzwischen abgeschlossen
Auch die B262 musste nach dem Unfall saniert werden. Rund um die Unfallstelle mussten 140 Meter Fahrbahn und Kanalrohre im Straßengraben erneuert werden. Mehrere tausend Liter Heizöl waren dort direkt neben der Bundesstraße, unter die Fahrbahn und ins Erdreich versickert. Seit Mitte Mai ist die Straße wieder frei.