Eine Hand mit aufgesammelten Zigarettenkippen: In Neuwied sammeln Freiwillige der Gruppe "Cleanup Neuwied" Zigarettenkippen auf (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Kippen belasten die Umwelt

Wiederverwerten statt Wegwerfen: Neuwieder sammeln 100.000 Zigarettenkippen

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Zigarettenstummel auf Gehwegen und in Parks sind nicht nur unschön, sondern auch giftig. In Neuwied haben Freiwillige 100.000 Kippen eingesammelt, damit sie recycelt werden können.

Am Samstagmorgen haben die Mitglieder der Gruppe "Cleanup Neuwied" etliche Eimer mit Zigarettenkippen an den Wertstoffhof in Neuwied übergeben. Nach eigenen Schätzungen haben sie seit Februar die etwa 100.000 Zigarettenstummel in den Plastikeimern eingesammelt. Die nächste große Aktion plant die Neuwieder Gruppe am weltweiten Cleanup Day am 17. September in der Stadt.

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Im Neuwieder Wertstoffhof werden die Eimer mit den Zigarettenresten so lange sicher und trocken aufbewahrt, bis sie zum Recycling vom Köln Verein Tobacycle abgeholt werden. Ähnliche Projekte gibt es auch in Mainz oder Höhr-Grenzhausen im Westerwald.

Zigarettenkippen: Wiederverwerten statt Wegwerfen

Der Verein Tobacycle hat es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, Zigarettenkippen aus der Umwelt und dem Restmüll zu verbannen. Er will erreichen, dass es für diesen Problemabfall eine eigene Verwertung gibt. Am Ende des Prozesses wird aus dem Kunststoff in den Filtern der Zigarettenstummel ein spritzfähiges Granulat, das etwa zur Produktion neuer Sammelbehälter eingesetzt wird. Diese kann man bei Tabacycle kaufen.   

Stadt Neuwied unterstützt das Sammeln von Zigarettenkippen

Die Stadt Neuwied macht seit einiger Zeit bei dieser Aktion mit und unterstützt den Verein Tobacycle. Sie hat nach eigenen Angaben vier spezielle Sammelbehälter aufgestellt, weil die Kippen trocken bleiben müssen. Auch Firmen oder Gastronomen in der Stadt machen mit und sammeln Zigarettenstummel.

Damit liegen sie im Trend. Weltweit helfen jedes Jahr im September Zehntausende von Freiwilligen und sammeln europaweit am Rhein und an anderen Flüssen Müll beim "RhineCleanUp" ein. In diesem Jahr findet die Aktion am 10. September statt.

WHO-Bericht: Zigaretten verursachen große Umweltschäden

Die Tabakindustrie ist nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO zum Weltnichtrauchertag Ende Mai neben Gesundheitsgefahren auch für enorme Umweltschäden verantwortlich: Erzeugung, Konsum und Entsorgung von Tabakprodukten kosteten jährlich acht Millionen Menschenleben, 600 Millionen Bäume und 2.000 Quadratkilometer Land.

Zigaretten verursachten große Mengen toxischer Abfälle und setzten 84 Millionen Tonnen Kohlendioxid frei, heißt es weiter. Laut der UN-Organisation sollten Staaten und Kommunen die Herstellerfirmen deshalb mit Steuern zur Verantwortung ziehen.

An die 4,5 Billionen Zigarettenkippen landeten jährlich auf Gehwegen und in Parks, im Erdboden und in Meeren, heißt es in dem WHO-Bericht. Tabakwaren seien "die meist verbreiteten Abfallartikel auf dem Planeten" und zudem mit mehr als 7.000 Giftstoffen belastet, sagte Rüdiger Krech, Leiter für Gesundheitsförderung bei der WHO in Genf. Zigarettenfilter, die Mikroplastik enthalten, stellen demnach die zweitgrößte Form von Plastikmüll weltweit dar.

Plastik, Kippen, Einweg-Verpackungen To-Go-Müllberge - was unternimmt die Politik?

Getränkebecher, Lebensmittelverpackungen und Zigarettenkippen aus öffentlichen Anlagen und Straßen zu entsorgen, kostet kommunale Stadtreinigungen rund 700 Millionen Euro im Jahr.

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SWR