Büchel in der Eifel eröffnet einen großen Solarpark mit Photovoltaikanlagen (Symbolbild)

30.000 Solarpanele auf elf Hektar

Büchel: Neue Schule und Kita dank Geld aus Solarpark

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Autor/in
Bruno Nonninger

In Büchel in der Eifel wird die Grundschule nicht saniert, sondern neu gebaut - mit den Gewinnen aus einem riesigen Solarpark. Ein Modell, das sich für die Gemeinde auszahlt.

Ortsbürgermeister Tino Pfitzner ist stolz darauf, dass der kleine Eifelort das Wagnis eingegangen ist: Für acht Millionen Euro hat Büchel eine riesige Photovoltaikanlage gebaut und finanziert. Weitere fünfeinhalb Millionen Euro fließen in den Neubau der Grundschule, der am Freitag Richtfest feierte.

Für die Projekte hat die Gemeinde Kredite aufgenommen, die durch die Gewinne aus der Solaranlage bezahlt werden sollen. Denn Büchel plant mit der PV-Anlage Einnahmen in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro im Jahr zu erwirtschaften. Nach Gemeindeangaben produziert die PV-Anlage ca. 14.000.000 kWh im Jahr, was ca. 4.000 durchschnittlichen Haushalten in Deutschland entspreche. 

Solarpark statt Windräder in Büchel

Seit der ersten Idee im Dezember 2020 ging alles ganz schnell. Damals wurde in der Gemeinde diskutiert, ob die marode Grundschule saniert oder neu gebaut werden soll. "Eine Sanierung, die alle Auflagen erfüllt hätte, hätte allein gut zwei Millionen Euro gekostet", sagt Pfitzner: "Aber dann hätten wir immer noch ein altes Schulgebäude gehabt." Außerdem ist die Gemeinde ab 2026 gesetzlich dazu verpflichtet, eine Ganztagsschule anzubieten. Dafür sei das alte Gebäude selbst nach einer Sanierung ungeeignet gewesen.

Windräder kämen in Büchel nicht infrage, sagt Pfitzner. Denn aufgrund der Nähe zum Bundeswehr-Fliegerhorst, sei es nicht erlaubt große Windkraftanlagen zu bauen. Mit der Solaranlage aber könne man über einen langen Zeitraum nachhaltig Energie erzeugen und bekomme dafür eine fixe Vergütung, mit der man planen könne, so der Bürgermeister. Nicht nur der gesamte Rat sei von der Idee überzeugt gewesen - auch die Bürgerinnen und Bürger in Büchel befürworteten den Bau der Anlage.

"Hier kommt kein ausländischer Investor, der nur das Geld abzieht."

Große Unterstützung für Solarpark in Büchel

Zunächst habe man eine geeignete Fläche für die rund elf Hektar große Anlage gesucht. Der Gemeinde hätten etwa ein Drittel der nötigen Grundstücke bereits gehört, sagt Pfitzner. Die restlichen Flächen habe die Gemeinde von den Eigentümern gekauft. Das sei ohne Probleme verlaufen.

Denn allen sei besonders wichtig gewesen, dass die Einnahmen aus der PV-Anlage im Ort bleiben, erklärt Pfitzner. Die Zustimmung der Bevölkerung war seiner Meinung nach so groß, weil kein ausländischer oder fremder Geldgeber involviert war: "Hier kommt kein ausländischer Investor, der nur das Geld abzieht."

In Büchel sei die Gemeinde selbst Eigentümer und könne entscheiden, was mit den Gewinnen aus dem Stromverkauf passiert. "Ich habe tatsächlich seit Beginn der Planungen niemanden im Ort erlebt, der gegen den Bau war", freut sich Pfitzner.

Hohe Einnahmen statt 20.000 Euro Heizkosten für Schule

Erster sichtbarer Erfolg des Modells ist der Neubau des Schulgebäudes. Es hat nicht nur Platz für mehr Schülerinnen und Schüler als bislang, sondern auch für die Kindertagesstätte und für einen Jugendraum, der auch für Senioren zur Verfügung stehen soll.

Der Neubau ist ebenfalls mit einer 130 Kilowatt-PV-Anlage ausgestattet. Durch die Kombination mit einer Erdwärmepumpe erzeuge das Gebäude seine Energie selbst und sei autark, sagt Pfitzner: "Vorher hatten wir im Jahr für die alte Schule allein 20.000 Euro Heizkosten."

"Das ist unser Ziel: Mit dem Geld aus dem Kraftwerk wollen wir im Ort noch vieles voranbringen."

Solarenergie könnte auch anderen Kommunen helfen

Das in Fachkreisen schon "Bücheler Modell" genannte Projekt sei in zahlreichen Kommunen im Land und darüber hinaus Gesprächsthema, erzählt Pfitzner. Denn auch andere Gemeinden hätten unausgeglichene Haushalte, wenig Einnahmen und hohe Kosten.

Um das Projekt in Büchel zu realisieren, seien allerdings viele Faktoren günstig gewesen, erklärt der Ortsbürgermeister. Die Gemeinde habe zum Beispiel von den damals günstigen Darlehens-Zinssätzen für den elf-Millionen-Euro-Kredit profitiert. Auch die feste Vergütung für den erzeugten Solar-Strom über drei Jahre durch einen Strom-Vermarkter sowie eine garantierte Einspeisevergütung über 20 Jahre durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hätten solide Haushaltsberechnungen erlaubt.

Da die Darlehen langfristig liefen, könnten mit den Erträgen zukünftig auch zahlreiche weitere Projekte außer dem Schulbau im Ort realisiert werden, hofft Pfitzner: "Das ist unser Ziel: Mit dem Geld aus dem Kraftwerk wollen wir im Ort noch Vieles voranbringen."

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