Die Römervilla ist ein Museum auf einer Ausgrabungsstätte, sie beherbergt die Überreste eines alten römischen Herrenhauses. Die neuen Ausgrabungen in diesem Winter haben im ältesten Teil des Gebäudes stattgefunden, nämlich im Keller aus der ersten Hälfte des 1.Jahrhunderts n. Chr., der also ziemlich genau 2.000 Jahre alt ist.
Höheres Grundwasser nach der Flut hat Römervilla beschädigt
Die Römervilla selbst liegt etwas erhöht und weiter weg von der Ahr, trotzdem war sie von der Flutkatastrophe 2021 betroffen. Denn bei der Flut stieg auch das Grundwasser an. So weit, dass es auch in den alten Keller des römischen Herrenhauses eindrang. Das Ergebnis: Der Lehmboden quoll auf und darauf bildete sich eine Algenschicht.
Die Grabung ging nur wenige Zentimeter tief, aber sie brachte neue Erkenntnisse.
Nachdem die Algenschicht beseitigt war, konnten die Restauratoren mit ihrer Arbeit beginnen - und damit auch die eigentliche archäologische Grabung. "Die Grabung ging zwar nur wenige Zentimeter tief in den Boden, aber sie brachte neue Erkenntnisse", schildert Museumsleiter Hubertus Ritzdorf das, was die Forscher im Winter gefunden haben. Offenbar haben Archäologen diesen Teil der Römervilla jahrzehntelang falsch interpretiert.
Schon die Römer hatten ein Feuchtigkeitsproblem
Konkret geht es dabei um röhrenförmige Löcher im Kellerboden, so der Museumsleiter weiter. "Bislang glaubten die Wissenschaftler, dass die Römer in den Kellerboden Röhren gegraben hatten, um Grundwasser aufsteigen zu lassen, um den Keller zusätzlich zu kühlen." Ein einfaches Kühlsystem, welches in römischen Herrenhäusern aus dieser Zeit durchaus gebräuchlich war. Das immer kühle Grundwasser stand in den Röhren und kühlt so den ganzen Raum.
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Bei der Ausgrabung wurden unter diesen Röhren aber jetzt Überreste einer Drainage gefunden. Es gab also eine weitere Röhre, die quer verlief. Die einzige Erklärung dafür: Grundwasser musste aus dem Keller abgeleitet werden. "Offenbar hatten also schon die Römer Probleme damit, ihre Keller trocken zu halten", meint Ritzdorf.
Grundwasserpegel nach der Flut wieder wie zu Römerzeiten
Die röhrenförmigen Löcher hatten demnach wahrscheinlich nichts mit der Drainage zu tun. Stattdessen haben die Forscher schon eine andere Erklärung gefunden. Zu der Römerzeit gebräuchliche Spitzamphoren, also Gefäße mit sehr langem spitzem Standfuß, konnten so sicher im Keller gelagert werden, ohne umzufallen.
Ein interessanter Nebenaspekt: Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ist der Grundwasserpegel auf einem deutlich höheren Niveau geblieben. Deswegen werden jetzt 2.000 Jahre später zum ersten Mal wieder Drainage-Systeme nötig, um die Ausgrabungsstätte in der Römervilla trocken zu halten. Wie genau die aussehen werden, überlegt die Museumsleitung noch. Aber mutmaßlich moderner als das neu gefundene Drainage-System der alten Römer.