Wenn Schule und Familie Druck ausüben

Resilienz im Alltag: Schüler in Diez lernen mit Stress umzugehen

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Autor/in
Jessica Pfeiffer
Bild von SWR Multimediareadakteurin Jessica Pfeiffer aus dem SWR-Aktuell- Studio in Koblenz

Was löst bei mir Stress aus und wie gehe ich damit um? An der Berufsbildenden Schule in Diez lernen Schüler mit einem Mental Health Coach, wie sie resilienter werden können.

25 Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schule in Diez drängeln sich um die Tafel und kleben blaue Punkte auf ein Plakat. Auf einem aufgemalten Stress-Thermometer sollen sie angeben, wie sie sich aktuell fühlen. Das Ergebnis: Viele sind "gestresst", manche sogar "extrem gestresst".

Was Stress auslöst ist bei Schülerinnen und Schülern individuell

Die Gründe sind sehr unterschiedlich: Einige fühlen Druck in der Schule, andere finden es schwierig, die eigenen Hobbys, den Nebenjob und die Aufgaben in der Familie unter einen Hut zu kriegen. Dazu kommt der Freundeskreis, die erste große Liebe und das Erwachsenwerden im Allgemeinen.

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl vor einer Plakatwand. Alisa Heun ist als Mental Health Coach an der Berufsbildenden Schule in Diez. Dort gibt sie den Schülern Tipps, was sie bei Stress tun können.
Alisa Heun ist als Mental Health Coach an der Berufsbildenden Schule in Diez. Dort gibt sie den Schülern Tipps, was sie bei Stress tun können.

Alisa Heun will den jungen Erwachsenen helfen, im Alltag resilienter zu werden. Die 28-Jährige ist als sogenannter "Mental Health Coach" an der Schule – ein Projekt des Bundes zur Jugendprävention. Dazu spricht sie in kurzen Unterrichtseinheiten mit den Schülern regelmäßig über mentale Gesundheit. Aber auch daneben ist sie immer ansprechbar für die Jugendlichen.

Resilienz lernen ist schon im jungen Alter wichtig

Alisa Heun ist der Meinung, dass sich junge Menschen schon früh mit den Themen Stress und Resilienz beschäftigen sollten: "Wenn wir jung sind, lernen wir eine Offenheit gegenüber diesen Themen kennen. Wir wachsen dann damit auf, dass es normal ist, darüber zu sprechen."

Kinder und Jugendliche hätten auch ein hohes Stressempfinden, sagt Heun. Viele hätten einen stressigen Alltag, hinzu kämen aktuell viele weltweite Krisen: "Deswegen ist es wichtig, dass sie einen Ort haben, an dem sie darüber sprechen können und das ein oder andere Werkzeug an die Hand bekommen."

Wenn wir jung sind, lernen wir eine Offenheit gegenüber den Themen Stress und Resilienz. Wir wachsen dann damit auf, dass es normal ist, darüber zu sprechen.

Selbstwertgefühl steigern und Atem kontrollieren

Als nächstes sollen die 17- und 18-Jährigen eine Atemübung ausprobieren. Vier Sekunden lang Einatmen, vier Sekunden lang die Luft anhalten, vier Sekunden ausatmen. Die Übung soll ihnen helfen, den Körper in stressigen Momenten zu beruhigen. Viele Schüler wollen das bei der nächsten Klausur ausprobieren.

Als letztes bekommen sie einen Fragebogen zum Selbstwertgefühl. Worauf bin ich stolz? Was kann ich gut? Wem bin ich wichtig? Es soll den Schülern etwas geben, worauf sie in Stress-Situationen zurückgreifen können, was sie stärkt und gleichzeitig entspannt.

Musik hören, mit Freunden sprechen oder kochen gegen Stress

Viele Schüler haben aber auch schon für sich selbst herausgefunden, was ihnen in solchen Momenten hilft. "Beten", erzählt eine Schülerin. "Danach fühle ich mich quasi geleert." Oder kochen - davon profitiert dann auch die Familie. Eine andere Schülerin geht mit ihrem Hund spazieren, hört Musik oder spricht mit ihren Freunden über ihre Probleme.

Für viele Schüler sind die eineinhalb Stunden mit Mental Health Coach Alisa Heun sehr wertvoll. Am Ende des Kurses fasst eine Schülerin zusammen: "Mir hat geholfen zu sehen, dass ich nicht allein bin mit meinen Problemen, dass sich die anderen auch gestresst fühlen, dass es anderen auch so geht wie mir."

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