Mimi und Jannis sitzen im Rollstuhl. Beide sind seit ihrer Geburt schwerstbehindert und auf Hilfe angewiesen. Betreut werden sie von der Lebenshilfe Mayen. Einer ihrer Betreuer ist Florian Hillen. Bevor er losgeht, setzt er Mimi eine Sonnenbrille auf: "Mimi freut sich 'nen Ast ab", sagt er.

"Leichte Wanderwege" in Mayen ohne große Anstiege
Mimi und die Gruppe von der Lebenshilfe Mayen testen den Rollstuhlwanderweg im Mayener Stadtteil Kürrenberg. Seit etwa einem Jahr gibt es den Weg schon, am Donnerstag wurde er offiziell als sogenannter Leichter Weg eingeweiht. Diese Wege sind barrierefreie Wanderwege mit einer Länge von maximal fünf Kilometern, die auch Menschen im Rollstuhl gut bewältigen können.
Die "Leichten Wege" haben keine großen Anstiege, einen einfachen Untergrund und sind ein Projekt von Landesforsten Rheinland-Pfalz in Kooperation mit der Initiative "Rheinland-Pfalz - Land in Bewegung". Im ganzen Land gibt es insgesamt neun Stück.
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Wanderweg in Mayen wird regelmäßig kontrolliert
Der Rollstuhlwanderweg in Mayen-Kürrenberg wurde aus verdichtetem Basaltsand gebaut, damit die Räder der Rollstühle nicht im Waldboden einsinken. Außerdem wird der Weg regelmäßig kontrolliert. Herumliegende Äste oder größere Steine, die den Weg blockieren könnten, werden weggeräumt. Es gibt Parkmöglichkeiten vor Ort und sogar ein Dixiklo.
Für Menschen mit einer Gehbehinderung ist der Rollstuhlwanderweg ein echter Zugewinn. "Die Menschen sind immer ein Stück weit glücklicher, wenn wir nach Hause kommen", sagt Florian Hillen von der Lebenshilfe Mayen.
Rollstuhlwanderweg für Menschen mit Gehbehinderung schlecht erreichbar
Der Weg an sich sei toll, sagt auch Michaela Kurp, Vorsitzende im Beirat für Menschen mit Beeinträchtigung und deren Angehörige in Mayen, allerdings gebe es ein anderes Problem: Rollstuhlfahrer müssten erst einmal zum Wanderweg kommen.
"Warum gibt es einen extra Wanderweg für Menschen mit Behinderung, wenn ich dort ohne Auto nicht hinkommen kann?", fragt Kurp, die selbst im Rollstuhl sitzt. Um zum Wanderweg zu kommen, müssten Rollstuhlfahrer an der Bundesstraße entlangfahren. Kurp fordert deshalb, dass die Infrastruktur für Menschen wie sie verbessert wird.
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Eine wichtige Anregung für Sascha Flinsch, den Ortsvorsteher von Kürrenberg. Er wolle die Kritik mit in die nächste Stadtratssitzung nehmen, sagt er. "Jeder soll die Möglichkeit haben dort hinzukommen", so Flinsch. Denn bei dem Konzept gehe es um Teilhabe. Menschen mit Behinderung sollten die gleichen Möglichkeiten haben, wie andere, die nicht auf Hilfe angewiesen seien.
Barrierefreie Wanderwege müssen bekannter werden
Die Initiatoren wollen die "Leichten Wege" wie der Rollstuhlwanderweg in Mayen noch bekannter machen. Das begrüßt auch Michaela Kurp. Den wenigsten Mayener Bürgern mit Beeinträchtigung sei dieser Weg bekannt, sagt sie. "Wenn ich von diesem Weg gesprochen habe, schauen die Leute mich blöd an und fragen: 'Sowas haben wir hier?'" Sie würde sich auch darüber freuen, wenn dort Veranstaltungen stattfinden würden, wo sich beeinträchtigte Menschen treffen und vernetzen können.