Corinna Schuh fehlt die Kraft. Sie ist körperlich nicht mehr so fit wie früher, erzählt sie. Es fällt ihr schwer, sich zu konzentrieren, sich wichtige Dinge zu merken. Auch wenn sich ihre Lunge nach der Corona-Infektion wieder erholt hat, leidet sie heute noch immer unter den Auswirkungen ihrer Infektion.
Vor der ersten Corona-Impfung infiziert
Schuh leidet an "Post-Covid". Während "Long-Covid" Symptome beschreibt, die mehr als vier Wochen nach einer Corona-Infektion bestehen, bedeutet "Post-Covid", dass die Symptome sogar nach mehr als zwölf Wochen anhalten. In manchen Fällen treten auch dann erst Gesundheitsstörungen auf, die sich in den Wochen davor nicht gezeigt hatten.
Bei Corinna Schuh sind die Symptome schon früh aufgetreten. Wegen der langanhaltenden Beschwerden ist sie aktuell in Reha in der Hufeland-Klinik in Bad Ems. Die Klinik ist auf Lungen spezialisiert.

"Ich frage mich oft: Warum schaffe ich das nicht mehr?"
Schwerer Covid-Verlauf ohne Impfung
Als sich die 24-Jährige im März infizierte, war sie noch nicht geimpft. Im Frühjahr konnte sie sich noch nicht impfen lassen: Der Impfstoff war knapp, alte und vorerkrankte Menschen kamen zuerst dran. Sie selbst bezeichnete sich zu dem Zeitpunkt als "kerngesund". Trotzdem bekam die junge Frau unter anderem hohes Fieber und Luftnot, kam schließlich ins Krankenhaus.
Grundsätzlich können auch Erkrankte mit einem milden Verlauf später unter Long- oder Post-Covid leiden. Wolfgang Neumeister, der Ärztliche Direktor der Hufeland-Klinik, sieht aber einen Zusammenhang zwischen der Schwere der Covid-19-Erkrankung und der Wahrscheinlichkeit für Long- oder Post-Covid. Vor allem Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, seien dafür anfälliger.
"Wir sehen, wie wichtig die Impfung ist, wie gut sie schützt."
Thomas Korn, Pflegedirektor der Lungenfachklinik in Bad Ems, erlebt die Folgen von Covid-19 täglich auf seiner Station. "Man merkt, wie sich die Krankheitsverläufe bei Geimpften und nicht Geimpften unterscheiden." Etwa 90 Prozent der Patienten in der Bad Emser Klinik seien ungeimpft. "Wir sehen, wie wichtig die Impfung ist, wie gut sie schützt."
Covid-19-Impfstoffe schützen vor Infektionen und vor schwerer Erkrankung - und damit zumindest indirekt auch gegen Post-Covid. Ob die Impfung aber auch abgesehen vom Infektions- und Krankheitsschutz gegen die Spätfolgen von Covid-19 helfen kann, ist noch nicht erforscht.
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Seelische Belastung nach Corona-Infektion ist groß
Corinna Schuh konnte sich erst nach ihrer Erkrankung impfen lassen. Ihrem Beruf als Friseurin kann die 24-Jährige nun nicht mehr nachgehen, sagt sie. Die Langzeitfolgen belasten sie auch psychisch. "Ich frage mich oft: Warum schaffe ich das nicht mehr? Was ist denn los mit mir? Das nimmt einen sehr mit." Corinna kämpft sich mit verschiedenen Therapien zurück ins Leben - so gut es geht. Und damit ist sie nicht allein.
Laut der Weltgesundheitsorganisation könnten 10 bis 20 Prozent der Covid-19-Erkrankten von wochen- oder monatelang anhaltenden Beschwerden betroffen sein. In Deutschland haben sich inzwischen fast sechs Millionen Menschen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Abzüglich verstorbener und symptomloser Personen könnten hier also bald bis zu eine Million Menschen von Long-Covid oder Post-Covid betroffen sein.