Bis aufs tausendstel Gramm genau mischt Nicole Gartfelder im Labor der Schlossapotheke in Koblenz zwei weiße Pulver miteinander. Die Pharmazeutisch-Technische Assistentin stellt aus dem Wirkstoff Ibuprofen und Traubenzucker Fiebersaft für Kinder her. Es dauert, bis sich aus den beiden Substanzen und Wasser eine milchige, zähe Flüssigkeit gebildet hat.
Normalerweise wird solch ein Fiebersaft von großen Pharmaunternehmen hergestellt und geliefert. Doch seit einiger Zeit stocken die Lieferungen, sagt Apothekerin Annette Eichele. Deswegen ist sie mit ihrem Team der Schlossapotheke in Koblenz dazu übergegangen, dieses und andere Standard-Medikamente selbst zu machen.
Besondere Situation für Apotheken
Dass Medikamente im Labor selber hergestellt werden, sei eigentlich Alltag in Apotheken. Allerdings gelte das eher für Spezial-Rezepturen. "Ich bin jetzt seit zwanzig Jahren in der Apotheke, aber das hatten wir tatsächlich noch nicht", sagt Eichele. Seit einiger Zeit seien Ibuprofensäfte nicht lieferbar, bestimmte Sorten von Nasensprays oder auch bestimmte Halsschmerztabletten. "Das sind Sachen, wo man doch erstaunt ist, dass das in Deutschland so ist". Den Grund dafür sieht sie in den weltweit gestörten Lieferketten. So sei auch nicht absehbar, wann sich die Situation wieder entspanne.
"Wir kommen jeden Tag hier her und sind erstaunt, was als Nächstes wieder passiert."
Auch andere Apotheken haben mit diesen Problemen zu kämpfen, zeigt eine SWR-Umfrage. Viele hoffen auf die nächste Lieferung, andere sind ebenso dazu übergegangen, Medikamente selber herzustellen. Ein zeit- und kostenintensiver Prozess, sagen viele.

Kein Grund zur Panik
Die Situation sei besonders, sagt Annette Eichele. Doch die Apothekerin hält nichts davon, deswegen in Panik zu geraten. Der Vorteil der Apotheke vor Ort sei, dass es dort die Fähigkeiten und das Wissen gebe, um die Produkte selber herzustellen, nach genauen Rezepturen. Sie geht davon aus, dass deswegen auch jeder versorgt werden könne, der dringend Medikamente benötigt.