Nach dem vorläufigen Endergebnis hat Volker Boch (parteilos - wird von SPD und Grünen unterstützt) mit 56,0 Prozent der Stimmen die Stichwahl für sich entschieden. Damit ist er neuer Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises und Nachfolger von Marlon Bröhr (CDU). Christian Klein (CDU) kommt auf 44,0 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag den Angaben zufolge bei 37,6 Prozent.
Knapp 83.700 wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger waren dazu aufgefordert, ihre Stimme im zweiten Wahlgang abzugeben. Bei der Wahl am 16. Januar lagen beide Kandidaten fast gleichauf: Richter Klein bekam 35,5 Prozent der Stimmen, Journalist Boch 34,2 Prozent.
Es ist wohl ein überraschendes Ergebnis im CDU-geprägten Rhein-Hunsrück-Kreis. Die CDU hatte bisher über viele Jahre den Landrat im Kreis gestellt. Volker Boch ist als unabhängiger Kandidat angetreten, wurde aber von SPD und den Grünen unterstützt.
Der SPD-Landesvorsitzende Roger Lewentz sagte, Volker Boch habe die richtigen Ziele für alle wichtigen Zukunftsthemen im Landkreis. Sein hoher persönlicher Einsatz und sein überzeugender Wahlkampf hätten sich gelohnt.
"Habe Respekt vor der Aufgabe"
"Es ist ein gutes Gefühl, das mich mit einer gewissen Demut erfüllt, weil ich Respekt vor der Aufgabe habe", sagte Boch im SWR-Interview nach seiner Wahl. "Ich hoffe darauf, dass es ein Miteinander wird - dafür möchte ich auch gerne selbst einstehen. So bin ich auch in den Abend reingegangen, mit einer gewissen Offenheit für beide Varianten - und so geh ich auch wieder raus."
Gespräche mit Landesregierung wegen Finanzierung der Mittelrheinbrücke
Als ein großes Schwerpunktthema seiner künftigen Arbeit nannte der 45-Jährige aus Laubach unter anderem die Mittelrheinbrücke zwischen St. Goar und St. Goarshausen. Er sei überzeugt, dass die Brücke für den Rhein-Hunsrück-Kreis und den Rhein-Lahn-Kreis ein Gewinn sei und einen Entwicklungsschub für Tourismus, Wirtschaft und Gesellschaft bringe.
"Es ist ein gutes Gefühl, das mich mit einer gewissen Demut erfüllt, weil ich Respekt vor der Aufgabe habe."
"Da möchte ich jetzt schnell Gespräche mit der Landesregierung aufnehmen, was die Finanzierung und die Unterhaltungsmodalitäten angeht. Wir brauchen eine klare Entscheidung des Landes. Was ist für das Land maximal förderbar? 80 oder 90 Prozent? Wo liegt am Ende genau die Quote?", sagte Boch. Da müsse letztendlich die Aussage des Landes kommen und nicht des Kreises. Es sei unstrittig, dass die Beteiligung der Kreise die kleinere sei, jetzt gehe es um die konkrete Förderhöhe.

Weitere Themen sind ÖPNV und Buga 2029
Als einen weiteren Schwerpunkt sieht Boch den Öffentlichen Personennahverkehr. Das sei ein großes Thema, das die Menschen sehr bewege und zum Teil auch sehr stark belaste. Die Bundesgartenschau 2029 im Mittelrheintal sieht Boch als eine Chance, den Kreis als Tourismusregion weiterzuentwickeln. Insgesamt seien das sehr große Themen, die man nicht innerhalb von ein paar Wochen lösen könne, sagte Boch dem SWR. Das sei ihm bewusst.
Kandidatencheck Landratswahl Rhein-Hunsrück-Kreis: Volker Boch (unabhängig)
Am Sonntag wird im zweiten Wahlgang im Rhein-Hunsrück-Kreis ein Nachfolger für Marlon Bröhr (CDU) gewählt. Volker Boch tritt als unabhängiger Kandidat an.
Im ersten Wahlgang der Landratswahl im Rhein-Hunsrück-Kreis am 16. Januar waren neben Klein und Boch auch die erste Beigeordnete und stellvertretende Landrätin des Kreises, Rita Lanius-Heck (CDU) aus Oberwesel und Roger Mallmenn (DIE LINKE) aus Birkheim angetreten. Lanius-Heck kandidierte als unabhängige Kandidatin und bekam 27,2 Prozent der Stimmen, Mallmenn kam auf 3,1 Prozent. Vor der Stichwahl sprach Lanius-Heck eine Wahlempfehlung für ihren Parteifreund Klein aus.
Vorzeitige Landratswahl im Rhein-Hunsrück-Kreis
Der Posten des Landrats im Rhein-Hunsrück-Kreis war vorzeitig frei geworden, weil der bisherige Landrat Marlon Bröhr (CDU) im vergangenen Herbst in den Bundestag gewählt wurde. Er bekam 34,3 Prozent der Erststimmen in seinem Wahlkreis. Bröhr war seit 2015 als Landrat im Amt.